Elfenmacht (Bernhard Hennen)

Heyne (März 2017)
Klappenbroschur
Heyne (März 2017)
ISBN: 978-3-453-26891-3

Genre: High Fantasy


Klappentext

Wer wird künftig über die verwunschene Albenmark herrschen? Sind es die grausamen Drachen oder die raubeinigen Zwerge? Oder die geheimnisvollen Elfen, deren Kräfte bisher im Verborgenen geschlummert haben? Als die beiden Geschwister Emerelle und Meliander sich auf die Suche nach ihrer verschwundenen Mutter machen, der legendären Drachenelfe Nandalee, ahnen sie nicht, dass ihre Reise das Schicksal aller Völker Albenmarks für immer verändern wird. Während Emerelle den Weg des Kampfes wählt, findet ihr stillerer Bruder eine junge, mysteriöse Elfe, die ihn vom ersten Augenblick an fasziniert. Doch es gibt Geheimnisse, an deren Wurzeln man nicht rühren sollte …


Rezension

Zusammen mit der Novelle „Kinder der Nacht“, an die das Buch anschließt, setzt sich „Elfenmacht“ mit den Folgen der Ereignisse von „Drachenelfen“ und dem Schicksal von Nandalees Kindern auseinander. Das Buch erzählt im gewohnten schlichten, aber flüssigen Stil die Vorgeschichte von Figuren und Orten aus den späteren Elfenromanen. Dennoch ist es wahrscheinlich auch ohne Vorwissen zu verstehen und so geschlossen, wie ein Serienauftakt es sein kann.

Die berühmte Elfenkriegerin Nandalee, von der es heißt, sie habe einen Drachen getötet, ist möglicherweise noch immer auf der Flucht, möglicherweise tot. Ihre Kinder Emerelle und Meliander wachsen unter der Obhut der göttergleichen Alben auf, die einen Schwur geleistet haben, ihre Geschöpfe ihren eigenen Weg finden zu lassen, und ihr fliegendes Schiff nicht mehr verlassen. Emerelle und Meliander, die sich für gewöhnliche Elfen halten, obwohl sie noch ein anderes, weitaus dunkleres Erbe in sich tragen, werden von ihnen in Schwertkampf und Magie unterwiesen und können in einer umfangreichen Bibliothek stöbern.

Doch sie sind nicht wirklich auf die Welt vorbereitet, die sie jenseits des Schiffs der Alben erwartet. Obwohl sie mittlerweile erwachsen sind und es im Kampf mit den mächtigsten Kriegern und Magiern aufnehmen können, scheinen sie teilweise über die emotionale und soziale Reife von jungen Teenagern zu verfügen. Das kann mit ihrem isolierten Aufwachsen oder aber dem langsameren Lebenszyklus von Elfen zu tun haben. Gerade Emerelle lässt sich oft zu impulsiven Handlungen hinreißen, die nicht zu der kühlen Elfenkönigin passen wollen, die man in „Die Elfen“ und den Folgebänden kennenlernt. Sowohl sie als auch ihr nachdenklicherer Bruder sind anfangs anstrengend naiv und begehen dumme Fehler.

Früh trennen sie sich im Streit. Während Emerelle nach ihrer verschwundenen Mutter sucht, will Meliander herausfinden, wer der dunkle Bruder ist, der nicht mit ihnen zusammen aufwachsen durfte. Sein Weg führt ihn zu der Elfe Mailyn, die mehr Ideal als Person zu sein scheint und ihre Gesundheit geopfert hat, um die Dunkelheit Dorchadas‘, wie Melianders Bruder sich nennt, zu neutralisieren. Meliander wagt eine gefährliche Reise, um sie zu retten. Sie führt ihn zunächst an den Hof eines Lamassu-Königs, der langsam, aber sicher in den Wahnsinn abgleitet – und schließlich zu seinem Bruder, der völlig anders ist, als erwartet.

„Elfenmacht“ ist mit weniger Perspektiven, Schauplätzen und einer weitaus kürzeren abgedeckten Zeitspanne weniger komplex, als man es von den Elfenromanen gewohnt ist. Der Roman führt den Leser aber auch an neue Schauplätze in der schillernden magischen Welt Albenmark, welche lebendig und faszinierend geschildert ist. Die Handlung schreitet rasch und linear voran und lange scheinen Plot und Rollenverteilung relativ simpel. Doch gerade zum Ende hin erweisen Figuren sich als weitaus schwerer durchschaubar, als es zunächst den Anschein hatte. Wie bereits erwähnt lässt sich „Elfenmacht“ auch unabhängig lesen, aber Leser, die die anderen Bücher der Serie kennen und wissen wollen, wie es mit Emerelle und Meliander, Nandalee und Nodon, Frar und den Drachen weitergeht, haben wahrscheinlich mehr von dem Buch. 


Fazit

„Elfenmacht“ erscheint im Vergleich zu anderen Romanen Bernhard Hennens etwas schlicht und hat mit Emerelle und Meliander über weite Strecken zwei (noch) anstrengend unreife Protagonisten. Dennoch erlaubt es den Lesern, wieder in eine farbenprächtige Welt einzutauchen, diese noch besser kennenzulernen und eine unterhaltsame, teilweise überraschende Geschichte mitzuerleben. Gerade alteingesessene Fans der Elfen-Romane werden sich freuen, dass Hennens komplexes Universum noch einmal um einige Geschichten, Details und Schauplätze reicher geworden ist.


Pro und Contra

+ neue Facetten Albenmarks
+ bildgewaltige Schilderungen
+ originelle Geschöpfe (teils Bernhard Hennens eigene Erfindung, teils aus weniger bekannten Mythen entliehen)
+ leicht zu lesen & durchgängig spannend
+ alte Bekannte
+ Ende verspricht dramatische Konsequenzen zu haben

- Emerelle und Meliander sehr naiv und unreif
- Mailyn zu sehr reines, idealisiertes Opfer
- Kulturen Albenmarks erscheinen sonderbar statisch (Lutin, Trolle und Elfen leben mehr oder weniger genauso, wie sie es auch in den Romanen tun, die Jahrhunderte bis Jahrtausende später spielen)

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3/5


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Tags: Elfen, Bernhard Hennen