Stadt der Finsternis - Die Nacht der Magie (Ilona Andrews)

Egmont Lyx (März 2009)
Originaltitel: Magic Bites
Trade Paperback, Klappbroschur
302 Seiten, 12,95 EUR
ISBN: 978-3-8025-8214-1

Genre: Dark / Urban Fantasy


Klappentext

Kate Daniels verdient ihr Geld damit, die Auswüchse der magischen Wellen, die Atlanta von Zeit zu Zeit heimsuchen, aufzuspüren und zu beseitigen. Ihr Leben nimmt jedoch eine dramatische Wendung, als ihr bester Freund Greg ermordet wird. Bei der Suche nach dem Täter stößt Kate auf Vampire und andere finstere Kreaturen. Hat womöglich der charismatische Curran, der Anführer der Gestaltwandler, etwas mit den verschwörerischen Umtrieben zu tun?


Rezension

Kate Daniels trinkt gerne mal einen über den Durst und geht mit ihren Gegnern alles andere als zimperlich um - mit ihren Freunden übrigens auch. Insgesamt kommt sie eher wie ein knallharter Kerl im Frauenkörper daher, doch hin und wieder blitzen auch ihre weiblichen Seiten durch. Und sie wahrt das Geheimnis ihres Blutes mit größter Sorgfalt: Sobald ein Tropfen ihren Körper verlässt, wird er verbrannt. Was verbirgt Kate? Auch Curran, den Herrn der Bestien, beschäftigt diese Frage. Doch noch mehr interessiert ihn, wer für die Morde an seinen Rudelmitgliedern verantwortlich ist – genauso will das Volk wissen, wer ihre Vampire dahinrafft. Schnell ist klar, dass diese Morde mit Gregs Tod in Verbindung stehen …

Das Autorenpaar Ilona und Andrew Gordan, das unter dem Pseudonym Ilona Andrews veröffentlicht, hat mit Kate Daniels eine äußert eigenwillige Protagonistin kreiert, die vor Selbstvertrauen schier zu explodieren scheint und sich trotzdem nicht scheut, dem Leser gegenüber zuzugeben, dass sie manchmal eine scheiß Angst hat. Die Ich-Perspektive erleichtert es dabei, sich ein Kate einzuleben – und so lernt man die fluchende, sarkastische Söldnerin schnell lieben. Sie stellt eine erfrischende Alternative zu all den superhübschen (potentiellen) Vampirladys und Damen dar, die sich verboten gutaussehenden Typen an den Hals werfen. Natürlich hat auch Kate ein Liebesleben bzw. sie versucht zumindest, sich eines aufzubauen und wirkt dabei wunderbar normal und unsicher.

Auch Curran und andere Gestaltwandler können mit schwarzem Humor und mangelnder Perfektion punkten. Zwar sind viele in ihrer menschlichen Form nahezu unwiderstehlich, in ihrer Tier- oder Bestienform jedoch wahre Monster, die keinerlei erotische Anziehungskraft mehr haben. Zudem neigen sie dazu, ihre Emotionen und Instinkte nicht unter Kontrolle zu haben – außer Curran, der manchmal unnatürlich cool wirkt. Doch als Herr der Bestien kann man sich keine ständigen Ausraster leisten – in der Rolle des Anführers macht er sich also wirklich fabelhaft. Und stets brennt ihm ein fieser Spruch auf den Lippen, genauso wie Kate. So werden ihre Konversationen zu einem bitterschwarzen Hochgenuss!

Wer nun auf erotisch angehauchte Urban Fantasy mit Hang zur Romantik steht, sollte sich hier jedoch auf einige ziemlich brutale Szenen gefasst machen. Natürlich kommen hier Gefühle nicht gänzlich zu kurz, aber das Hauptaugenmerk haben die beiden Autoren auf ihre spannungsgeladene Storyline gelegt. Hier fließt Blut in Strömen und die Kampfszenen traut man eindeutig dem männlichen Part des Autorenduos zu (könnte aber genauso gut Ilona Gordan gewesen sein). Jedenfalls scheut sich Kate nicht, ihren Gegner den Körper vom Bauch bis zum Kinn aufzuschlitzen und ihnen das Herz eigenhändig rauszureißen – oder einer kopflosen Vampirleiche den Hoden aufzuschneiden, um nach einem Zeichen zu suchen. Wer auf viel Action und die ein oder andere abartige Szene steht, wird also bestens bedient. Der Stil schwankt dabei zwischen derber Sprache und humorvollem Geplänkel. Kate scheut sich jedenfalls nicht, die Gestaltwandler als "pelzige Arschgesichter" zu bezeichnen und greift auch gerne tiefer in die Schimpfwörterkiste.

Beeindruckend bei „Stadt der Finsternis“ ist vor allem die Welt: Ein dystopisches Setting mit vielen magischen Komponenten. Hier werden Hochhäuser von Magie abgefressen und die Technik außer Kraft gesetzt. Magie- und Technikperioden wechseln sich manchmal rasend schnell ab und je nach herrschender Phase muss man ein normales Auto benutzen oder ein Gefährt, das mit Wasser und Magie läuft – oder man nutzt das gute, alte Pferd. Leider erfährt man im ersten Band recht wenig über die Hintergründe der Welt. Zum Beispiel woher die Magiewellen überhaupt kommen. Da mindestens noch zwei Bände kommen, kann man hier ein Auge zudrücken und auf erklären im nächsten Band warten …

Lyx wartet wieder einmal mit einem tollen Cover auf, dessen Farbspiel erst richtig zur Geltung kommt, wenn man das Buch in der Hand hat. „Stadt der Finsternis“ gehört dabei zu den etwas größeren Paperbacks und kostet leider auch deutlich mehr, wobei man den Preis gerade noch verschmerzen kann. Denn die Story überzeugt und man erhält ein gut verarbeitetes und schön gestaltetes Buch fürs Regal.


Fazit

Dystopie trifft auf spannungsgeladene Urban Fantasy mit düsteren Kreaturen. Vampire kriechen über von der Magie abgenagte Wolkenkratzer und mittendrin steht Kate Daniels und schlägt ihnen die Köpfe ab. Die „Stadt der Finsternis“ birgt noch viele Geheimnisse und „Die Nacht der Magie“ verspricht eine großartige, wahrhaft düstere Romanreihe!


Pro & Contra

+ knallharte Protagonistin
+ coole Nebencharaktere
+ dystopisch-magisches Setting
+ actionreich und spannend
+ tiefschwarzer Humor
+ erotisches Knistern

o teils derbe Sprache

- Hintergründe der Welt werden unzureichend erklärt

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Interview mit Ilona Andrews (Dezember 2011)

Interview mit Ilona Andrews (englisches Originalinterview)

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Tags: Gestaltwandler, Science Fantasy, Ilona Andrews