Des Teufels Gebetbuch (Markus Heitz)

Verlag: Knaur (März 2017)
Broschiert: 672 Seiten; 16,99 €
ISBN-13: 978-3426654194

Genre: Mystery/ Thriller


Klappentext

Bube, Dame, König, Tod

Der ehemalige Spieler Tadeus Boch gelangt in Baden-Baden in den Besitz einer mysteriösen Spielkarte aus einem vergangenen Jahrhundert. Alsbald gerät er in einen Strudel unvorhergesehener Ereignisse, in dessen Zentrum die uralte Karte zu stehen scheint. Die Rede ist von einem Fluch. Was hat es mit der Karte auf sich? Wer erschuf sie? Gibt es noch weitere? Wo könnte man sie finden? Dafür interessieren sich viele, und bald wird Tadeus gejagt, während er versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Plötzlich steigt der Einsatz: Es ist um nicht weniger als sein eigenes Leben.


Rezension

Tadeus ist ein ehemaliger Spieler, der nun in Baden-Baden in einem Casino arbeitet. Dort deckt er Manipulationen auf und sorgt im Allgemeinen für einen reibungslosen Ablauf. Dann allerdings fällt ihm eine alte Karte in die Hände und plötzlich pfeifen ihm Kugeln um die Ohren und er steckt mittendrin in äußerst mysteriösen Vorgängen, deren Ursache weit in der Vergangenheit liegen. Auf der Jagd nach weiteren Karten und ihr Geheimnis erhält er Unterstützung durch Hyun Poe. Deren Mann ist bei einer Partie Karten gestorben und sie will wissen warum, wodurch Boch und Poe erfahren, was es mit dem Spiel Supérieur auf sich hat.

Markus Heitz begibt sich mit Des Teufels Gebetbuch wieder in den Bereich des Thrillers mit einem kräftigen Schuss Mystery/ Fantasy und hat dabei ein frisches Thema gefunden, welches so noch nicht in Romanen genutzt wurde. Kartenspiele faszinieren zwar schon immer die Menschen und sind häufiger Teil eines Romans, man nehme allein James Bonds Sieg im Baccara in Casino Royale von Ian Fleming, jedoch waren die Karten bis jetzt nicht das Kernelement eines Mysterythrillers, wie es bei Markus Heitz nun der Fall ist. Er stellt die Jagd nach einem ganz speziellen Kartenspiel in den Vordergrund.

Und dieses Kartenspiel ist wahrlich diabolisch, ergreift es doch Besitz von seinen Eigentümern. Je mehr Karten an einem Ort versammelt sind, desto größer wird sein Einfluss. Diesem müssen sich gleich mehrere Charaktere erwehren oder sie erliegen ihm, wodurch Markus Heitz eine spannende Geschichte schafft. Die beiden wesentlichen Hauptfiguren Tadeus Boch und Hyun Poe haben jeweils ganz eigene Interessen des Teufels Gebetbuch zu finden. Poes Verlobter fand durch es seinen Tod und Boch scheint einer der Karten immer weiter zu verfallen. Durch Zufall treffen sie aufeinander und beginnen zu ermitteln, was wirklich vor sich geht. Um diese beiden zentralen Figuren versammelt Markus Heitz eine große Anzahl weiterer Charaktere mit eigenen Interessen und Zielen. Als besonders faszinierend schält sich zum Ende hin Madame Darlan heraus, die die Karten eigentlich nur restaurieren soll, aber ganz eigene Pläne hat und unter deren Oberfläche noch etwas ganz anderes lauert.
Mit all diesen Charakteren erschafft Markus Heitz eine atemlose Hetzjagd um den Globus, die mehr als nur spannend ist. Einmal in die Geschichte hineingezogen, fiebert man unweigerlich mit Tadeus und Hyun mit. Sicher die Charaktere an sich sind nicht allzu genau ausgearbeitet und manches bleibt ungeklärt, z.B. Tadeus Fähigkeit so gut wie jede Sprache zu verstehen, aber in diesem Fall ist das tatsächlich auch nicht so dringend notwendig. Zudem wird dies von zwei anderen Umständen aufgefangen.

Zum einen ist der eigentliche Star des Romans das Kartenspiel selbst, dass im Verlauf der Geschichte praktisch zu einem wirklichen Charakter wird, der handelt. Das mag merkwürdig klingen, ist aber sehr geschickt umgesetzt und steigert so Spannung und Grusel.
Zum anderen gibt es die Rückblicke in das 18. Jahrhundert nach Leipzig. Und da findet sich etwas ganz besonderes. Denn Markus Heitz nutzt die Möglichkeiten seiner Prämisse, um dort nicht nur die Entstehung des Kartenspiels zu zeigen, sondern lässt gleich mehrere historisch verbürgte Personen auftreten. Allen voran Johann Wolfgang von Goethe. Ein riskantes Spiel, aber eines welches Markus Heitz mit Bravour löst. Er knüpft Verbindungen zu Goethes Faust und lässt alles organisch erscheinen und in diesem Teil liegt der Fokus auf den Charakteren, die bedeutend besser ausgearbeitet sind, als in der Gegenwart. Mit Dietrich präsentiert er hier einen wirklich unheimlichen Gegenspieler, der sehr charismatisch erscheint. Allein für die Rückblicke lohnt sich bereits das Lesen, da alles sehr lebendig dargestellt wird und der Leser teilweise die Vorstellung hat, durch das alte Leipzig zu spazieren. Beide Teile zusammen ergeben so einen hochspannenden Thriller mit kräftigem Mysteryeinschlag.
Etwas muss allerdings dann doch kritisiert werden und zwar konnte Markus Heitz nicht der Versuchung widerstehen, alles auf eine größere Bühne zu bringen, als es nötig gewesen wäre. Hätte der Roman in Frankreich geendet, so wäre es ein perfekter Abschluss gewesen, so wirkt das eigentliche Ende dann etwas aufgesetzt und zu gewollt, einfach um einen noch größeren Showdown präsentieren zu können.

Markus Heitz Schreibstil ist dabei so lebendig und spannend, wie es von ihm nicht anders zu erwarten ist. Die Seiten vergehen wie im Fluge und ehe man sich versieht, ist Des Teufels Gebetbuch auch schon vorbei. Gerade zu Beginn ist das Tempo des Romans recht hoch. Viele Personen tauchen auf und verschwinden bald wieder. Das kann verwirrend sein, da man sich gerade an einen Charaktere gewöhnt hat und der kurz darauf stirbt und alle Karten neu gemischt werden, ist aber eigentlich immer übersichtlich gestaltet, so dass es einen nicht aus der Handlung wirft und man bei der Stange bleibt.

Markus Heitz intensive Recherche zum Thema, welches ihn wirklich zu begeistern scheint, wird durch den Anhang mehr als deutlich. Hier beschreibt er die Geschichte des Kartenspiels und sorgt für eine große Menge Zusatzinformationen zu Karten, Spielen und Spielern. Dieser Teil ist genauso flüssig zu lesen, wie der Roman selbst und hat, wie bereits erwähnt, jede Menge interessante Fakten zu bieten. Zusätzlich hat Markus Heitz für den Roman ein eigenes Kartenspiel erdacht, welches eine wichtige Rolle spielt.


Fazit

Des Teufels Gebetbuch besticht mit seinen Ideen, den Blicken in die Vergangenheit und einer spannenden, rasanten Handlung. Selbst Goethe dürfte nichts gegen seine Auftritte in diesem Roman haben, geht es doch auch hier um menschliche Abgründe, die oft in seinem Werk Thema waren. Ein unheimlicher und sehr guter Mysterythriller.


Pro & Contra

+ Goethe
+ Rückblicke
+ viele gute Ideen
+ Rechercheaufwand ist sichtbar
+ spannend und rasant

- das Ende wirkt etwas aufgesetzt

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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