Verlag: Panini; (Mai 2017)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 14,99 €
ISBN-13: 978-3741602542
Genre: Historik
Klappentext
Zeitenwende
1944. Der Krieg geht dem Ende zu, aber die neu aufgeschlagene Seite unter der Überschrift der Befreiung wird mit Blut geschrieben. Überstürzte Prozesse für Kollaborateure, persönliche Rachefeldzüge und alte Rechnungen, die beglichen werden, sind an der Tagesordnung.
In dem kleinen Dorf La Goffe sieht Thomas Deschamps zu, wie sich die Zimmer seines kleinen Hotels mit GIs statt deutschen Besatzern füllen. Wie er seinen Bruder Charles, den Kollaborateur, empfangen wird, weiß er noch nicht.
Nach und nach kehren die Überlebenden nach La Goffe zurück. Die Zeitenwende, in der alle Sicherheiten mit jedem Tag immer mehr verschwimmen, hat sie auf immer gezeichnet. Nur Charles kehrt nicht zurück....
Rezension
1944 geht der Krieg in Belgien zuende. Langsam kehren die Menschen nach La Goffe zurück. Aber nicht auf jeden wartet eine blendende Zukunft in dem kleinen Städtchen. Denn es zieht keineswegs Ruhe ein. Zunächst werden alte Rechnung beglichen. Wer Kollaborateur war, oder auch nur als solcher gilt, erfährt die aufgestaute Wut und den Hass der Bewohner Belgiens. Alice, die Frau von Thomas Bruder Charles, wurden z.B. die Haare geschoren, weil er als Kollaborateur der Deutschen galt.
Aber auch für die, denen von den Deutschen Unrecht zugefügt wurde, ist es noch nicht vorbei. Joseph erholt sich nur langsam und in dem Chaos des Abzugs der Truppen, versucht Thomas herauszufinden, was aus Assunta geworden ist. Als die Amerikaner in das Dorf einziehen, ist der Schrecken des Krieges bald vorbei, aber glücklich sind trotzdem nicht alle mit der Situation, sind die Amerikaner doch sehr einnehmend und besitzergreifend. Und mit der Zeit kristallisiert sich heraus, was mit Charles passiert ist.
Die Familiengeschichte von Charles und Thomas in den Wirren des Zweiten Weltkrieges geht weiter. Und in diesem zweiten Band wird klar, warum die Reihe Zeitenwende heißt. Denn mit dem Ende des Krieges, wird so manch althergebrachtes aufgebrochen, Vorstellungen und Meinungen ändern sich und die Menschen müssen sich in einer vollkommen veränderten Welt zurecht finden. Einer Welt in der nur noch wenig Halt gibt und beständig ist und jeder versucht irgendwie zu überleben. Dies wird unter anderem daran deutlich, wozu manche Frauen in Bezug auf die Amerikaner bereit sind und das ihre Freunde und Männer es anscheinend akzeptieren.
In dieser Zeit der Ungewissheit lässt Warnauts Thomas und Joseph irren und ihren Weg suchen. Charles scheint verschwunden und zunächst ist sein Bruder Thomas fast froh darüber. Da Charles scheinbar mit den Deutschen kooperierte, sieht auch er ihn als Verräter an. Als er aber die Wahrheit erfährt, ändert sich seine Einstellung seinem Bruder gegenüber. Aus den vielen Elementen seiner Geschichte kommt ein Sittengemälde der Zeit heraus, welches nicht wertet, sondern einfach zeigt, was in jener Zeit passiert sein könnte. Warnauts verurteilt niemanden und das ist die Stärke des Bandes. Gleichzeitig besitzt die Geschichte eine innere Spannung, die aus den vielen aufgeworfen Fragen, wie der, was mit Charles passiert ist, stammt.
Warnauts erzählt seine Geschichte vollkommen unaufgeregt. In einem ruhigen Rhythmus präsentiert er die Geschehnisse und zeichnet so ein recht genaues Bild von der Zeit direkt vor und nach der deutschen Kapitulation des Deutschen Reiches und den Folgen für die Menschen, die befreit wurden und letztlich doch nicht so frei waren wie zuvor und danach.
Raives und Warnauts zeigen erneut hohes künstlerisches Können bei den Zeichnungen. Teilweise erinnern ihre Bilder an richtige Gemälde. Immer wieder streuen sie wunderbare Landschaftsbilder ein, die teils mit kräftigen Farben versehen sind. Vor allem am Ende sind die Panels quasi leuchtend und deuten so den Beginn einer neuen Zeit an. Ebenso gelingen ihnen Gesichter und Körperhaltung ihrer Charaktere, so dass immer ihre Gemütsverfassung klar zu erkennen ist.
Im Anhang befindet sich erneut eine Chronik der Jahre, mit der nachvollzogen werden kann, was in den Jahren, zu denen die Geschichte spielt, passiert ist.
Fazit
Trotz einer ruhigen Erzählweise birgt Zeitenwende von Warnauts und Raives eine ganz besondere Art von Spannung und zeichnet gleichzeitig ein Sittengemälde der Zeit zwischen dem Ende des Krieges und dem Beginn der Normalität. Auf jeden Fall lesen!
Pro & Contra
+ interessante Geschichte
+ erneut sehr gute Zeichnungen
+ das Schicksal von Charles
Bewertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Warnauts und Raives:
Rezension zu Zeitenwende Bd.1
Rezension zu Venezianische Affären Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Venezianische Affären Gesamtausgabe Bd.3