Winter 1709 Bd.2 – Buch 2 (Nathalie Sergeef, Philippe Xavier)

Verlag: Splitter-Verlag; (Mai 2017)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3958393318

Genre: Historik/ Thriller


Klappentext

Während sich der letzte Krieg unter der Herrschaft von Ludwig XIV. in die Länge zieht, sieht sich Frankreich dem härtesten Winter seit langem ausgesetzt. Der Frost tötet, Hunger droht. Das Getreide, das Volk und Armee ernährt, wird kostbarer und begehrter als Gold. Doch der mörderischen Kälte und Wegelagerern zum Trotz stürzt sich der Abenteurer Loys Rohan in einen Wettlauf gegen die Zeit, denn es gilt zu verhindern, dass der Feind eine Ladung Weizen erobert, die für das Königreich ein Segen wäre. Ein erbitterter Kampf kündigt sich an...


Rezension

Der spanische Erbfolgekrieg tobt weiter und inmitten der Kriegswirren versucht Loys Rohan weiterhin, das Geschäft zwischen König und Piraten zu einem Abschluss zu bringen. Dazu muss er aber den abgesprochenen Zeitpunkt für das Treffen mit den Piraten einhalten. Gleichzeitig will er aber auch Rache für den Tod Guillaumes, den der Räuber Valescure ermordet hat. Auf seiner Jagd begleitet ihn die Gräfin Oriane, die ihm bald ans Herz wächst. Dann allerdings kommen sie in ein Dorf am Rande des Abgrundes und Valescure erfährt von ihrem Aufenthaltsort. Die Probleme für Loys Rohan steigern sich immer weiter, bis er schließlich scheinbar einen Pakt mit dem Teufel eingehen muss.

Nathalie Sergeefs und Philippe Xaviers Geschichte während des spanischen Erbfolgekrieges geht weiter. Während der erste Band im Nachhinein betrachtet mehr Einführungscharakter hatte, geht Sergeef dieses Mal mit ihrer Geschichte mehr in die Tiefe. Gleich zu Beginn wird die Beziehung zwischen Loys Rohan und Guillaume vertieft und macht die Jagd auf Valescure für Rohan zu einer viel persönlicheren als bisher ersichtlich. Dadurch gibt Nathalie Sergeef ihm eine neue Motivation für sein späteres Handeln, welches ansonsten vielleicht gar nicht so heldenhaft gesehen werden könnte, wie es mit diesem Hintergrund der Fall ist. Die anderen Figuren werden ebenso vertieft. Die Gräfin Oriane darf recht fortschrittlich erscheinen und wird als überaus stark für eine Frau dieser Zeit gezeigt, die durchaus weiß, was sie will und wie sie es erreichen kann. Und selbst Valescure erhält mehr Facetten, die ihn zwar nicht unbedingt zu einem Sympath werden lassen, aber zumindest seine Handlungen nachvollziehbar erscheinen lassen. Zudem wirken sie nicht mehr so impulsiv, sondern auch etwas geplant. Er scheint sich um seine Leute und die Bevölkerung kümmern zu wollen, wenngleich er dies anscheinend mit den falschen Mitteln versucht.
Sergeef reichert ihre Geschichte somit bereits mit gehaltvolleren Charakteren an, aber ebenso gelingt es ihr im zweiten Band eine spannende Geschichte zu erzählen, die viel Dramatik bietet. Es gibt Wendungen, die so nicht abzusehen waren und für das Ende lässt sie sich wirklich eine Überraschung einfallen, die in einem fulminanten Finale mündet, welches klar macht, dass Loys Rohan das Geld längst nicht mehr so wichtig ist, wie es zu Beginn der Geschichte war. Aus einem einfachen Geschäft wird eine persönliche Angelegenheit und den Wechsel stellt Sergeef sehr gelungen dar. So wird aus Winter 1709 aus einem optisch beeindruckenden Comic, eine umso spannenderer Thriller im zweiten Band der Geschichte, der viel mehr Inhalt bietet, als zuvor gedacht. Sergeef gelingt es die Situation in Frankreich während der Zeit des Krieges gut herauszuarbeiten.

Optisch ist der Band wieder ein Augenschmaus. Philippe Xavier ist einfach ein hervorragender Zeichner, der allen Anforderungen der Geschichte gerecht wird. Die Figuren sind sehr realistisch gehalten. Ihre Emotionen und die Härte des Winters sind jederzeit abzulesen, sowohl in ihren Gesichtern als auch in ihrer Körperhaltung. Er versteht es die Gestaltung der Seiten so aufzubauen, dass er immer einen interessanten Bildausschnitt findet, der die Geschichte weitererzählt. Gerade wenn die Szenen keinen Text bieten, tritt diese Stärke besonders hervor. Die Kampfszenen sind hervorragend und in Dynamik und Rasanz unheimlich gut gemacht. Xavier scheint sich ausgiebig mit ihnen beschäftigt zu haben, um sie möglichst spannend zu halten. Die Farbgebung von Jean-Jacques Chagnaud hilft zusätzlich, die Kälte des Winters und die ungezügelte Brutalität der Kämpfe zu zeigen. In solchen Szenen wählt er eine unterkühlte Farbgebung, die vor allem durch das Fehlen von hellen, freundlichen Farben zustande kommt. Zusammen lassen Zeichner und Kolorist einen selbst im Sommer frösteln.

Bonusmaterial gibt es nicht, jedoch ergeben die Cover der beiden Alben nebeneinander gelegt ein gemeinsames Bild, welches die Stimmung der Geschichte repräsentiert und die Hauptfiguren zeigt.


Fazit

Winter 1709 findet bereits hier seinen Abschluss. Sergeef und Xavier erzählen in diesen zwei Bänden eine packende Geschichte, die vor allem in diesem zweiten Teil, viele Thrilleranleihen nimmt und dabei eine durchdachte Handlung und starke Charaktere präsentiert. Eine Rückkehr von Loys Rohan wäre zu wünschen, denn mit diesem Auftritt haben Sergeef und Xavier eine starke Figur etabliert, die weitere Abenteuer verdient hätte.


Pro & Contra

+ spannend und überraschend
+ Charaktere sind wohl durchdacht
+ Xavier ist ein hervorragender Zeichner

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Sergeef und Xavier:

Rezension zu Winter 1709 Bd.1