Karl der Wikinger Bd.1 – Das Schwert Eingars (Don Lawrence, Ted Cowan)

Verlag: Panini; (Juni 2017)
Gebundene Ausgabe: 96 Seiten; 19,99 €
ISBN-13: 978-3741602474

Genre: Abenteuer


Klappentext

Das Frühwerk des STORM-Zeichners Don Lawrence schildert die Abenteuer eines außergewöhnlichen Helden, der als angelsächsischer Säugling von Nordmännern geraubt wurde und als Adoptivsohn des Wikingerfürsten Eingar zu einer wahren Legende der kriegerischen Seefahrer aus dem Norden heranwachsen sollte....


Rezension

Don Lawrence ist in Deutschland vor allem wegen Storm und Trigan bekannt. Daneben hat er aber auch viele weitere Serien und Reihen gezeichnet, die hier zumeist unbekannt sind. Unter anderem Karl der Wikinger, die in Lion erschien und dort über mehrere Jahre lief. Dies war in den 60ern, einer Zeit in der die Leser große Abenteuergeschichten lesen wollten und sich dementsprechend so mancher Held mit pseudohistorischen Hintergrund in Comics tummelte. Ted Cowan schrieb die Abenteuer von Karl und seinen Gefährten und stand vor der Aufgabe, jede Woche auf zwei Seiten die Handlung voranzutreiben, Spannung zu erzeugen und mit einem Cliffhanger zu enden, der die Leser gespannt auf die Fortsetzung warten ließ. Diese Struktur schlägt sich natürlich im Leserhythmus und -gefühl nieder. Es stellt aber kein Problem dar, da Ted Cowan ein wirklich guter Erzähler ist, der es versteht schnell auf den Punkt zu kommen und trotzdem Charaktere zu entwickeln, die glaubwürdig wirken. Sicher verarbeitet er viele Klischees, aber diese nutzt er, um seinen Figuren Ecken und Kanten zu verleihen. Karl ist ein Paradebeispiel dafür. Er ist sowohl grausam und begeht unfassbare Taten, vor allem zu Beginn der Reihe, ist aber ebenso ein ehrenhafter Mann, der seinen Regeln folgt und durchaus als Held bezeichnet werden kann. Dieser Charakterzug tritt bereits früh in den Vordergrund und bei Die lange Fahrt hat er sich so weit entwickelt, dass der Leser gerne seinen Abenteuer folgt. Diese befinden sich meist zwischen Historie und Fantasy. So treffen die Wikinger auf Atlantis und Riesenechsen und auch Magie scheint hin und wieder im Spiel. Im Gegensatz dazu erleben sie ebenso ganz irdische Abenteuer, im Kampf gegen reale, bodenständige Gegner. Diese Mischung macht einen Teil der Faszination des Lesers aus, neben den Charakteren.

Das Schwert Eingars

Als Kind wird Karl von Wikingern entführt und wächst fortan als Sohn des Häuptlings Eingar auf. In seiner Brust schlagen also zwei Herzen, das eines Wikingers und das eines Sachsen. Allerdings überwiegt das des Wikingers und als sie auf Raubzug gehen, zieht er mit ihnen. Seine erste Fahrt steht jedoch unter keinem guten Stern. Eingar begeht einen Fehler, als er ein Grab plündert und eine alte Frau spricht einen Fluch über ihn und seine Männer aus. Er soll nicht mehr in seine Heimat zurückkehren und der Fluch scheint sich zu erfüllen. Eingars Schiff geht unter und Karl ist zunächst verschollen. Als er zu den Wikingern zurückkehrt, wartet die nächste Herausforderung. Will er seinen Ziehvater als Häuptling beerben, muss er sich gegen einen Mitbewerber durchsetzen und der setzt alles daran, Karl auszubooten.
Eingars Schwert ist ein solider Auftakt, der im Verlauf der Handlung sogar recht spannend wird. Ted Cowan führt hier Karl als Mann zwischen zwei Welten sehr gut ein und präsentiert ihn als grausam, aber auch voller Ehrgefühl.

Die lange Fahrt

Auf der Jagd trifft Karl auf seltsame Fremde. Wie sich herausstellt, stammen sie aus Südamerika. Yucatec, der Karls Leben gerettet hat, bittet ihn darum Tihuana, den rechtmäßigen König von Oxaca zurück in seine Heimat zu bringen. So brechen Karl und seine Mannen gemeinsam mit der Gruppe aus Oxaca auf, um Tihuana seinen Thron zurückzugeben, auf dem zur Zeit sein tyrannischer Onkel sitzt. Die Fahrt ist gefährlich, unter anderem gelangen sie nach Atlantis, welches sich als Albtraum herausstellt.
Zwar weiterhin ganz klar in Episoden gegliedert, was der Art der Veröffentlichung geschuldet ist, erzählen Ted Cowan und Don Lawrence hier eine viel rundere Geschichte als noch bei Das Schwert Eingars. Die Geschichte ist sehr unterhaltsam, spannend und sehr gut durchdacht. Das erste richtig große Abenteuer von Karl macht gleich Lust auf mehr.

Karl der Wikinger ist der erste große Comic den Don Lawrence gestaltet hat, aber man sieht sofort, wie gut er war und noch werden würde. Seine Zeichnungen sind es, die Karl der Wikinger aus der Masse klassischer Abenteuercomics herausstechen lassen. Teils unheimlich filigran in seinen Zeichnungen, bildet er eine Welt ab, die Realität und Phantasie vermischt. Unheimlich detailverliebt und genau in der Darstellung von Emotionen zeigt Don Lawrence in wunderbaren schwarz-weiß Bildern sein Können. Eines von vielen herausragenden Bildern ist das halbseitige Panel in dem er den südamerikanischen Dschungel darstellt.

Als Bonusmaterial sind ein Vorwort und ein informativer, umfangreicher Artikel enthalten, der sich zu lesen lohnt. Einziger Schwachpunkt des Bandes ist das Coverbild, welches absolut nicht zum Inhalt passt, wirkt es doch arg effekthascherisch.


Fazit

Karl der Wikinger ist ein beeindruckendes Frühwerk von Don Lawrence, in dem er seine Zeichenkünste aufs Vortrefflichste präsentiert. Ted Cowan schafft es immer einen Cliffhanger zu gestalten, der einen sofort umblättern lässt. Beides zusammen ergibt einen Abenteuercomic, den man unbedingt gelesen haben sollte.


Pro & Contra

+ Don Lawrence´ Zeichnungen
+ abwechslungsreiche Geschichten

- einfach unpassendes Coverbild

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Karl der Wikinger:

Rezension zu Karl der Wikinger – Von Göttern und Wölfen
Rezension zu Karl der Wikinger – Die Hände des Teufels
Rezension zu Karl der Wikinger – Insel der Monster

Tags: Wikinger