Gung Ho Bd.1 – Schwarze Schafe (Thomas von Kummant, Benjamin von Eckartsberg)

Verlag: Cross Cult; (Juni 2014)
Gebundene Ausgabe: 80 Seiten; 22 €
ISBN-13: 978-3864253850

Genre: Dystopie


Klappentext

Regeln sind überlebenswichtig in der Gefahrenzone.
Jedes Kind weiß das.
Bis es ein Teenager wird!


Rezension

In der nahen Zukunft ist die Welt, wie wir sie kennen, untergegangen. Die Menschen leben in Siedlungen, die von improvisierten Mauern umgeben sind und stets in der Gefahr, von den sogenannten Reissern überfallen und getötet zu werden. Diese sind affenartig und äußerst aggressiv. Sie dringen in die Siedlungen der Städte ein und verbreiten dort Angst und Schrecken. Die Siedlung Nr.16 liegt mitten in der Gefahrenzone. Hierhin kommen die Brüder Zacharias und Archibald Goodwoody nachdem sie aufgrund ihres Verhaltens aus der Stadt verbannt wurden. So finden sie sich in der Siedlung 16 wieder. Hier soll es einen Neuanfang für die Beiden geben. Aber Archibald, oder besser Archer, kann nicht aus seiner Haut und beginnt sogleich sein altes Fehlverhalten aufzunehmen, unter anderem versucht er Clarissa und die anderen Mädchen herumzukriegen. Allerdings werden ihm relativ schnell Grenzen aufgezeigt. Und die Brüder merken schnell, dass Siedlung 16 nur oberflächlich eine feste Gemeinschaft ist, denn auch hier gibt es verschiedene Gruppen und selbst in einer Welt ohne Geld, können Verbrechen geschehen.

Die Geschichte selbst mag bei Gung Ho nicht unbedingt neu sein, abgeschottete Siedlungen nach der Apokalypse sind in den letzten Jahren auf die ein oder andere Art häufiger im Mittelpunkt von Erzählungen, aber es kommt eben immer darauf an, wie etwas erzählt wird. Und da gelingt es Benjamin von Eckartsberg eben doch Gung Ho frisch und neu wirken zu lassen. Dies liegt vor allem an seinen Charakteren, die er hier im ersten Band etabliert. Sie sind alle individuell gestaltet und tragen zwar Züge von Standardcharakteren in sich, werden aber ausreichend mit anderen Facette versehen, um sie für den Leser interessant zu machen. Zudem entfaltet er einen Mikrokosmos, der ein enges Beziehungsgeflecht mit vielen Konflikten darlegt. Kaum einer scheint sich mit den anderen zu verstehen. Siedlung 16 ist in mindestens drei Gruppen gespalten. Neben den Jugendlichen, die ihre eigenen Sorgen haben und ihre eigenen Revierkämpfe führen, ist da noch Ava Kingsten, die Leiterin der Gemeinde und Bagster, der Stadtbeamte, der für die Verteilung der Vorräte zuständig ist. Bagster ist dabei der zwielichtigste Charakter, der in Gung Ho auftritt. Er wird als moralisch verkommen gezeigt und es ist wird mit Sicherheit noch das ein oder andere Aufeinandertreffen zwischen Bagster und Kingsten geben, welche nicht gerade glimpflich ablaufen werden, so viel steht bereits fest. Schwarze Schafe bringt alle Figuren für den Fortgang der Reihe in Position, enthüllt aber noch nicht viel zu dem gesamten Hintergrund und worum es letztendlich gehen wird. Das macht aber nichts, denn Benjamin von Eckartsberg erzählt alles sehr rund und spannend, gestaltet seine Protagonisten nachvollziehbar und glaubwürdig und vor allem weiß er, wie er den Leser bei der Stange halten kann, indem er an den richtigen Stellen Tempo und Action reinbringt.

Thomas von Kummant hat bereits die Umsetzung von Wolfgang Hohlbeins Chronik der Unsterblichen in einen Comic in wahrhaft beeindruckende Bilder gefasst, bei Gung Ho zeigt er erneut sein großes Können. Er zeigt eine lebendige, atmende Welt, die in sich absolut stimmig ist. Seine Charakter sind voller Leben, manchmal etwas überzeichnet, aber in den richtigen Momenten dann immer so geerdet, dass die Geschichte, die Spannung und die Atmosphäre auf den Punkt gebracht sind. Die Eigenarten der Figuren zeigen sich in ihrem Aussehen und so werden sie eben nicht nur über ihre Taten charakterisiert, sondern ebenso über die Dinge, die sie tragen und benutzen. Er hat ein untrügliches Gespür für die wesentlichen Momente, um Actionszenen beeindruckend zu gestalten. So wechseln sich Ruhe und Dramatik auch in den Zeichnungen und nicht nur in der Handlung selbst ab. Thomas von Kummant liefert hier einfach erstklassige Arbeit ab.


Fazit

Mit Schwarze Schafe legen Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg einen Auftaktband vor, der sofort Lust auf mehr macht. Benjamin von Eckartsbergs Erzähltalent und Thomas von Kummants Zeichenkunst sorgen für einen bärenstarken Start in die Welt Gung Hos.


Pro & Contra

+ fantastische Zeichnungen
+ durchdachte Welt und Charaktere

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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