Demon - Sumpf der Toten (Douglas Preston, Lincoln Child)



Verlag: Knaur HC (Januar 2017)
gebundene Ausgabe: 416 Seiten, € 19,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Crimson Shore
ISBN-31: 978-3426654026

Genre: Thriller


Klappentext

In der Kleinstadt Exmouth an der Küste von Massachusetts soll Special Agent Pendergast den Raub einer wertvollen Weinsammlung aufklären. Im Weinkeller stößt er überraschend auf eine frisch zugemauerte Nische. Hinter der Wand sind Ketten zu finden, außerdem ein menschlicher Fingerknochen. Offenbar wurde hier vor langer Zeit jemand lebendig eingemauert. Die Einbrecher haben das Verlies geöffnet, das Skelett herausgeholt und die Mauer wieder geschlossen – der Weinraub war anscheinend reine Ablenkung. Schnell muss Pendergast lernen, dass Exmouth eine äußerst dunkle Vergangenheit hat. Das Skelett ist nur der erste Hinweis auf eine Verfehlung aus alter Zeit, die bis heute ungesühnt ist.


Rezension

In Exmouth, einem kleinen Küstenstädtchen im nördlichen Massachusetts, wurde eine komplette Weinsammlung bis auf eine einzige verbleibende Kiste gestohlen. Gegen eine Flasche des extrem seltenen Weines aus ebendieser Kiste als Honorar übernimmt special Agent Aloysius Pendergast den Fall, doch es wird schnell klar, dass es dabei um wesentlich mehr als nur einen Weindiebstahl geht. Der Fund eines eingemauerten Skeletts ist nur der Anfang, kurz darauf muß sich Pendergast mit einem sehr aktuellen Mordfall befassen. Und mit der dunklen Vergangenheit des Küstenstädtchens, die das Bindeglied zwischen all den seltsamen Vorfällen zu sein scheint ...

Der Plot klingt interessant, die Sache beginnt auch durchaus vielversprechend. Ein kniffliger Auftrag mit ausgefallener Bezahlung, etwas anderes würde Pendergast bestimmt nicht als Privatauftrag akzeptieren. Auch Constance ist wieder mit dabei, die dieses Mal einen aktiveren Part in den Ermittlungen übernimmt.
Dennoch kommt die ganze Story trotz flottem Start nicht in die Gänge. Die erste Hälfte entwickelt sich zu einem nur mäßig spannenden Kriminalfall, aus dem man sehr viel mehr hättte machen können. Die magere Handlung wirkt insgesamt ziemlich uninspiriert, zwar solide und routiniert, aber ohne jegliches Herzblut heruntergeschrieben. Pendergast hat wohl den einen oder anderen originellen Auftritt, reicht aber bei Weitem nicht an seine alte Form heran. Auch Constance erscheint außergewöhnlich farblos, genauso wie die übrigen Charaktere, die einfach nur uninteressant gezeichnet sind. Auf diese Weise plätschert der Plot zäh und ohne wirklich überraschende Wendungen dahin, Spannung kommt kaum auf und als Leser ist man beinahe froh, wenn der Fall gelöst ist.

Da man sich zu diesem Zeitpunkt aber erst in der Mitte des Buches befindet, startet jetzt kurzerhand ein zweiter Plot, wobei der Übergang wenig gelungen erscheint und beide Hälften zu willkürlich miteinander verknüpft worden sind. Teil eins besteht aus einer reinen Crimestory, Teil zwei gestaltet sich wieder mehr ‚Pendergast – mäßig‘, was bedeutet, der übersinnliche Faktor kommt ins Spiel. Diesmal haben es sich die Autoren aber viel zu einfach gemacht. Bekam man in früheren Fällen noch sorgfältig aufgebaute – und zumindest in sich stimmige – Lösungen präsentiert, kann Pendergast derartige Probleme offenbar nur noch mittels seiner speziellen Meditationstechnik lösen. Überaus praktisch, wenn er sich lediglich in die Vergangenheit versenken muß, um zu sehen, was damals genau am jeweiligen Ort passiert ist, aber leider auch überaus unbefriedigend für den Leser. Dazu kommt noch, dass der Gruselfaktor, der natürlich auch nicht fehlen darf, hier auf dem Niveau eines Groschenhefts angesiedelt ist und sich bluttriefend durch eine handlungsmäßig genauso mager ausgefallene zweite Hälfte schleppt.
Alles zusammen liest es sich auch für einen Pendergast zu haarsträubend, viel zu konstruiert und viel zu vorhersehbar. Als krönenden Abschluss bekommt der Leser noch einen Cliffhanger von genau der Art präsentiert, wie man ihn schon einmal gehabt hat. Beim ersten mal war es noch spannend, in der Wiederholung wirkt es lediglich wie billige Effekthascherei, und um zu kaschieren, dass den Autoren offenbar die Ideen ausgegangen sind und bereits Verwendetes ‚recycelt‘ werden muß.


Fazit

Pendergast – Thriller vom Autorenduo Preston/Child stehen schon immer für Plots, die regelmäßig hart an der Grenze des Haarsträubenden entlangschrammen, dabei aber in sich stimmig sind, sich mörderisch spannend lesen und gute Unterhaltung garantieren. Von diesem alten Glanz ist hier endgültig nichts mehr zu spüren, außer ‚haarsträubend‘ ist kaum noch etwas übrig geblieben. Eine Romanfigur kann noch so interessant angelegt sein, sie läßt sich trotzdem nicht bis in alle Ewigkeit ins Rennen schicken. Erst recht nicht, wenn den Autoren klar erkennbar nichts Neues mehr einfällt und sie selber ihrer einst genialen Hauptfigur den Todesstoß versetzen. Sehr schade, denn eine derartige Entwicklung hat Aloysius Pendergast nicht verdient!


Pro & Kontra

+ interessante Idee
+ routiniert geschrieben
+ spannender Beginn
+ gelegentlich aufblitzender Humor

o zweigeteilte Handlung
o Grundlagen für eine weitere Fortsetzung wurden gelegt

- Pendergast hat seine alte Form wohl endgültig verloren
- farblose Charaktere
- zu vorhersehbar
- kaum Spannung
- kaum überraschende Wendungen
- absurde zweite Hälfte
- beide Hälften passen kaum zusammen
- einige Elemente wurden bereits in vorherigen Büchern verwendet
- abgedroschener Schluß

Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 1,5/5
Preis/Leistung: 3/5


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