Verlag: Panini; (August 2017)
Gebundene Ausgabe: 60 Seiten; 15,99 €
ISBN-13: 978-3741604591
Genre: Historik/ Drama
Klappentext
1917
Im Jahr 1917 herrscht in Europa immer noch Krieg. Die Seeblockade Englands verursacht eine Nahrungsmittelknappheit in den vom deutschen Militär kontrollierten Gebieten. Für die Knirpse geht die Reise weiter, doch die Hoffnung, dass der Krieg bald vorbei sein müsste, weicht immer mehr der Verzweiflung. Ob sie das Haus der Findelkinder und den Abt jemals wiedersehen werden? Ihre Freundschaft steht vor der Zerreißprobe....
Rezension
Elf Monate ist es her, dass Luigi, Lucas, Ludwig, Lucien und Luce in einen Zug stiegen und irrtümlich nach Deutschland fuhren. Nun sind sie in einen anderen Zug gestiegen, um nach Frankreich zurückzukehren. Aber ihre Odyssee durch Europa ist nicht vorbei. Sie kommen ins Königreich Belgien, der Heimat von Luce und deswegen beschließen sie in Luces Heimatdorf zu ziehen. Auf dem Weg dorthin begegnen sie dem Fotografen Criquelion, der durch die Lande zieht und die Menschen des Landes porträtiert. Zumindest sagt er ihnen das. Da Fotoutensilien nur schwer zu beschaffen sind, fotografiert er nur wirklich interessante Motive und bei allem anderen tut er nur so. Für ihn zahlt es sich aber trotzdem aus. Da er verspricht die Fotos bei seinem nächstem Besuch mitzubringen, sind die Fotografierten meist bereit ein Festmahl für ihn auszurichten, welches Abwechslung in den Kriegsalltag bringt. Dieses Schlitzohr hilft den Knirpsen und so kommen sie relativ ungefährdet durch das Land. Zudem treffen sie auf den Jungen Léandre, der ihnen anscheinend ebenso helfen will.
Ganz im Sinne der bisherigen Bände setzen Hautière und Hardoc ihre Geschichte um die vier Lulus und Luce mit den kleineren Ereignissen und Abenteuern in einem Land im Kriegszustand fort. Die Bedrohung durch den Krieg steht zwar immer im Hintergrund, steht aber nicht direkt im Mittelpunkt. Vielmehr äußerst sie sich in den Lebensumständen der Menschen und durch die Einschränkungen, die sie erdulden müssen. Zwei Ereignisse sind es, die vor allem den Krieg in Der Bruch tragen. Da wären die Gasmasken, die sie im Zug finden, und eine Kontrolle durch deutsche Soldaten, die sie nur mit Glück hinter sich bringen. Ansonsten wird der Umstand des Krieges durch die Nahrungsmittelknappheit deutlich und unter anderem durch die Begegnung mit Léandre, der tut, was er tun muss, um zu überleben.
Ansonsten ist Der Bruch mehr ein Porträt des Landes zu Zeiten des Ersten Weltkrieges, der Menschen und ihres Gemüts. Criquelion ist eine äußerst schillernde Persönlichkeit, ein Überlebenskünstler mit gutem Herzen. Und so verwundert es nicht, dass er die Lulus und Luce bedingungslos unterstützt. Er ist ein charmanter Halunke, den der Leser direkt ins Herz schließt. Im Gegensatz steht Léandre, bei dem man eher davon ausgehen würde, dass er den Freunden hilft, aber sie mehr als einmal verrät.
Ansonsten stehen die Lulus und Luce im Mittelpunkt. Sie sind ein Jahr älter geworden und das bedeutet, dass die Gefühle dicht unter der Oberfläche sind und sich weiterentwickelt haben. So kommt es zu Konflikten zwischen Luigi und Lucien. Sie sind beide in Luce verliebt und dies sorgt für Uneinigkeit und Streit. Zum ersten Mal sind die Lulus sich nicht mehr vollkommen einig und dieses Problem scheint zunächst unlösbar, bis Luce die Lösung bringt. Dies ist von Regis Hautière äußerst feinfühlig und nachvollziehbar geschrieben.
Auch Der Bruch ist wieder ein wundervolles Werk über das Erwachsenwerden. Das neueste Kapitel in der Geschichte der Lulus ist ebenso spannend wie feinfühlig. Angereichert ist die Geschichte erneut mit historischen Anekdoten und verankert Der Krieg der Knirpse fest in einer Zeit, die düsterer nicht sein konnte und in der es doch so etwas wie Hoffnung gab, zumindest wenn man jung war und das Leben vor sich. Es stört im Übrigen nicht, dass die elf Monate fehlen, sie sind für die Geschichte in diesem Moment an sich nicht wichtig. Allerdings werden sie wohl in einem Extraband aus der Sicht Luigis erzählt werden.
Zu Hardocs Zeichnungen bleibt eigentlich nicht viel zu sagen. Sie transportieren in den richtigen Momenten eine wunderbare Leichtigkeit oder eine Düsternis, die drückend wirkt. Alles wirkt organisch und passt zueinander und ein besonders Bild ist die Darstellung des auftauchenden Elefanten, bei dem man sich zunächst verwundert die Augen reibt, aber für den es eine logische Erklärung gibt. Die Farbgebung tut ihr Übriges um die einzigartig Atmosphäre von Der Krieg der Knirpse zu erschaffen.
Leider gibt es wieder kein Bonusmaterial, weder zu den Hintergründen noch zu den Zeichnungen. Dabei fordert eine solche Serie so etwas geradezu.
Fazit
Die Knirpse werden älter und ihre Reise durch das kriegsverheerte Land und in Richtung Erwachsensein schreitet voran. Nach wie vor ist Hautières und Hardocs Serie eine wunderbare Erzählung über das Aufwachsen in Zeiten des Krieges. Weiterhin eine absolute Leseempfehlung.
Pro & Contra
+ Criquelion
+ neue Konflikte
+ Porträt eines Landes zur Zeit des Ersten Weltkrieges
- kein Bonusmaterial
Bewertung:
Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Régis Hautière und Hardoc:
Rezension zu Der Krieg der Knirpse Bd.1
Rezension zu Der Krieg der Knirpse Bd.2
Rezension zu Der Krieg der Knirpse Bd.3