Die drei Geister von Tesla Bd.1 – Das stokavische Geheimnis (Marazano, Guilhem)

Verlag: Splitter-Verlag; (Oktober 2017)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 15,80 €
ISBN-13: 978-3958395619

Genre: Pulp, Science Fiction, Thriller


Klappentext

New York, 1942.
Wir haben noch immer keine Neuigkeiten von Nikola Tesla, dem einzigen Gelehrten, der verhindern kann, dass seine Erfindungen die Welt zerstören...

Band 1
Unaufgeklärte Morde
Lichter auf dem Grund des East River
Der verschlüsselte Brief
Eine alte Rivalität
Die FBI-Untersuchung
Tod eines Wissenschafts-Genies
Gerüchte um den Krieg im Pazifik


Rezension

New York, 1942. Der Krieg ist eigentlich weit weg. Die größte Auswirkung im Alltagsleben ist vielleicht die Tatsache, dass nun auch vermehrt Frauen in den Fabriken der Kriegsindustrie arbeiten. Der kleine Travis zieht mit seiner Mutter nach Manhattan in ein Hotel, da sie sich nichts anderes leisten können. Auf ihrer Etage lebt ein alter, grimmiger Mann, vor dem die meisten Jungen in der Nachbarschaft Angst haben. Eine der Jugendbanden gibt Travis als Aufnahmeritual den Auftrag, dem Mann einen Brief zu überbringen. Der traut sich zunächst aber nicht.
In der Zwischenzeit ist die Stadt in Aufruhr. Menschen verschwinden und geheimnisvolle Lichter werden auf dem Grund des East River gesehen. Ausgerechnet Travis bekommt durch Zufall mit, was hinter diesen Lichtern steckt und wird von mechanischen Spinnen verfolgt.

Nikola Tesla ist immer wieder ein Thema in Romanen und Comics. Nicht zuletzt in Jeff Smiths RASL spielte er eine große Rolle. Tesla, Erfinder und Rivale von Edison, ist dabei ein sehr dankbares Thema. Denn vor allem von Vertretern der Parawissenschaften wird gerne behauptet, er habe neuartige Waffen und Wege der Energieübertragung gefunden, die aus kapitalistischen Gründen unter Verschluss gehalten werden. So gerieten Teslas wahre Leistungen vor allem im Bereich von Roman, Film und Comic immer ins Hintertreffen gegenüber Verschwörungstheorien und phantastischen Erfindungen. Dies kann natürlich ein Nährboden für gute Geschichten sein und Marazano weiß all das auch zu nutzen. Er nimmt einige bekannte Fakten über Tesla und verquickt sie mit Ideen des Pulpgenres. So ergibt sich eine wilde Mischung aus Science Fiction, Pulp und Thriller, denn im Mittelpunkt stehen gleich mehrere große Rätsel. Wer ist der Mann, der auf der gleichen Etage mit Travis wohnt. Wer ist derjenige, der für die Lichter unter Wasser verantwortlich ist und was wird der FBI-Agent herausfinden, der untersucht, warum immer wieder Menschen verschwinden und wohin wird es ihn führen. Marazano verfolgt gleich mehrere Handlungsstränge und trotzdem scheint durch, dass alles mit dem verschwundenen Nikola Tesla zu tun hat. Gekonnt baut Marazano Spannung auf und vor allem bringt er etwas Abwechslung ins Genre, indem er Travis folgt und wie sich für den wissenschaftsinteressierten Jungen alles darstellt. So erhält der Leser einen etwas anderen Blickwinkel als üblich und kann so eine Spionagegeschichte aus einer etwas anderen Sicht erleben. Die Charaktere sind dabei alle glaubwürdig, auch wenn der Gegenspieler mittlerweile dann doch bei seiner Enthüllung einen gewissen Gewohnheitseffekt hervorruft. Ob sich dieser wirklich bewahrheitet oder ob Marazano es versteht, ihn trotz allem neu und frisch zu präsentieren, wird sich in den weiteren Bänden zeigen. Bis hierhin ist Die drei Geister von Tesla auf jeden Fall eine Leseempfehlung wert. Ganz besonders gelungen ist der Umstand, dass so einiges an Hintergrund auf der Innenseite des Covers in Form von Zeitungsartikeln vermittelt wird, welche im Stil der damaligen Zeit gehalten sind.

Gezeichnet hat Guilhem und der Zeichner von Zarla weiß zu überraschen, unterscheidet sich sein Zeichenstil bei Die drei Geister von Tesla komplett von dem bei der kleinen Drachenjägerin. Hat er die Bilder bei Zarla eher fantastisch gehalten und die Charaktere eher überzeichnet und in den Bereich des Funnys gebracht, geht er bei Die drei Geister von Tesla einen entgegengesetzten Weg. Die Figuren sind sehr realistisch gehalten, so dass die Geschichte in einer bodenständigen Welt verankert wird, die dann durch andere Elemente gebrochen wird. Denn die Umgebung gestaltet Guilhem sehr düster und  dunkel. Entsprechend der Geschichte nutzt Guilhem in seinen Zeichnungen Siltmittel des Pulp und der Zeit in der die Geschichte spielt. Dadurch erzeugt er eine einzigartige Atmosphäre zwischen Pulp, Horror, Thriller, Steampunk und Science Fiction, die unter anderem auch durch die gedeckten, dunkleren Farben transportiert wird. Da er es ebenso versteht, durch den Seitenaufbau zusätzlich Dynamik hineinzubringen, sofern es nötig ist, sind Guilhems Zeichnungen mehr als eine Bebilderung der Geschichte, sondern machen sie zu einem großen Teil aus. Weder Text noch Zeichnungen können einzeln für sich stehen und damit ist Die drei Geister von Tesla ein sehr gutes Beispiel, wie ein Comic auszusehen hat.


Fazit

Das stokavische Geheimnis ist eine hervorragende Mischung aus Thriller, Spionage, Science Fiction, Pulp und einer ganz kleinen Prise Horror. Wer sich darüber hinaus für Tesla und Edison interessiert muss sowieso zugreifen.


Pro & Contra

+ viele Geheimnisse
+ undurchsichtig
+ bringt viele Genre zusammen

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Guilhem:

Rezension zu Zarla Bd.1
Rezension zu Die drei Geister von Tesla Bd.2