Alpenfrauen (Daniela Schenk)

Schenk d Alpenfrauen

Ulrike Helmer Verlag, 1. Auflage, 2017
Taschenbuch, 302 Seiten,
17,95 Euro [D]
ISBN-13: 978-3-89741-400-6

Genre: Krimi


Klappentext

Dem Frauenverein Alpenrose schwinden die Mitglieder. Gleich vier Damen sterben – ob mehr dahinter steckt als Zufälle, soll ausgerechnet Privatdetektivin April Pallas ergründen. April ist knallhart und nie um einen Schokoriegel verlegen, hat aber in Wahrheit höchstens ihr Motorrad im Griff. Darauf knattert sie ins Simmental und macht sich an die Klärung, gemeinsam mit Sennerin Rösli, die Computer hacken kann, dem treuen Helfer Bär und – einer gewissen Lou.


Die Autorin

Die Berner Autorin und Buchhändlerin wünschte sich als Kind eine Knarre, doch die Eltern waren Pazifisten. Nun schreibt sie ihre Revolverheldinnenträume, auch wenn die ›hard-boiled‹ Detektivin April Pallas lieber andere Waffen wählt. »Alpenfrauen« ist Daniela Schenks siebter Roman.


Rezension

Privatdetektivin April Pallas steckt in einer Krise. Ihre Beziehung zu der professionellen Diebin Lou krankt an Vertrauen und Zugeständnissen. Streit ist an der Tagesordnung. Da kommt der Anruf ihrer Freundin Rösli gerade Recht. Diese sucht die professionelle Hilfe der Detektivin, denn im örtlichen Frauenverein Alpenrose sind vier Frauen verstorben. Laut Polizei handelte es sich bei den Todesfällen um Unfälle, doch die Auftraggeberin bietet eine lukrative Summe, und April kann die Auszeit gebrauchen. Kurz entschlossen fährt sie ins Simmental und tauscht ihr Motorrad inkognito gegen Vereinssitzungen über Häkelarbeiten und Kochwettbewerbe. Zusammen mit ihren Freundinnen und dem Ex-Polizisten Bär stürzt sie sich in die Ermittlungen. Dabei stolpert sie nicht nur in manches Fettnäpfchen, sondern lüftet auch das Geheimnis um eine Liebesgeschichte mit fatalen Konsequenzen.

»Kackenschotter, ist das dein letztes Wort?«
»Ja.«
»Wirklich dein allerletztes Wort?«
»Genau.«
»Auch dein aller-allerletztes Wort?«
»Exakt.«
»Und dein aller-aller-allerletztes Wort?«
»Ja, ja und nochmals ja!«
»Du bist ein sturer Bock.«
»Wenn schon, Böckin.« (Zitat Seite 1)

Bereits der Anfang von Alpenfrauen führt dem Leser vor Augen, auf welche Reise er sich mit diesem Roman einlässt. Schenk bietet eine irre Mischung aus Kriminalroman und Komödie, die sich selbst nicht ernst nimmt. Die Riege an skurrilen Figuren führt sicherlich die chaotische Protagonistin April Pallas. Diese ist ein wahrer Querkopf, ohne Plan, dafür aber viel Glück und die Macht des Zufalls auf ihrer Seite. Sprunghaft und ohne wirkliche Lust beginnt sie ihre Ermittlungen, um das Geheimnis hinter den Unfällen zu lösen. Die Mittel der Wahl sind hierbei zumeist Aushorchen und Flirten. Letzteres so schamlos, dass sie sogar mit einer Informantin ins Bett geht, um an Informationen zu kommen und gegenüber ihrer Freundin nicht einmal ein schlechtes Gewissen hat. Gott sei Dank hat die planlose Detektivin aber kompetente Freunde an ihrer Seite und eine gehörige Portion Glück. In der Tat fällt es schwer, April sympathisch zu finden, da sie so viele negative Eigenschaften in sich bündelt und ein geringes Maß an Professionalität. Hackerin Rösli, deren Hausdame und Polizist Bär sind hingegen angenehme Charaktere, die April ausbalancieren und so die Geschichte nicht vollkommen ins Lächerliche abgleiten lassen.

Ebenso absurd wie die Protagonistin gestaltet sich teilweise Schenks Sprache. April Pallas stellt sich als Feministin dar und drückt dies mit Inbrunst auch sprachlich aus. Leider wirkt das oftmals kontraproduktiv, denn Schenks sprachliche Auswüchse bringen Alpenfrauen an die Grenze zwischen Komik und Erträglichem. Das beginnt mit „Böckin“ über „Brucie Lee“ und endet mit dem Albtraum jedes Sprachwissenschaftlers, wenn das Wörtchen „man“ ohne Rücksicht auf seine Sprachherkunft in „frau“ umgewandelt wird. Ansonsten ist Schenk stilistisch pointiert und arbeitet mit schnörkellosen markanten Sätzen. Introspektion und Beschreibungen sind minimal ausgeprägt. Dadurch kommt die Geschichte rasch voran und findet ein erstaunliches Ende.


Fazit

Alpenfrauen ist ein Buch, an dem sich die Geister scheiden. Wer es skurril mag und sich nicht daran stört, eine unfähige Protagonistin zu haben, die über den Reifegrad eines Kindes verfügt, sondern all dies mit Humor sieht und auch über übertriebenen Feminismus in der deutschen Sprache lachen kann, findet Daniela Schenks Roman sicherlich eine tolle Unterhaltung. Für Liebhaber von Kriminalromanen und eine Geschichte mit Tiefgang ist diese Nackte Kanone unter den Romanen sicherlich schwerverdauliche Kost und sollte gemieden werden.


Pro/Contra

+ interessante Hintergrundgeschichte mit einigen überraschenden Wendungen
o April Pallas – chaotisch und ohne Plan
o feministische Sprachauswüche
o ein Ende, das auf purem Glück beruht, denn auf Können

Bewertungsterne3

Charaktere: 3/5
Handlung: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5

Brennnesseljahre (Daniela Schenk)