Serial Experiments Lain

serial experiments lain

Serial Experiments Lain Blu-ray Gesamtausgabe
Regie: Chiaki Konaka, Ryutaro Nakamura
Format: 1080i, 4:3 - 1.33:1
Sprache: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Japanisch PCM 2.0
Untertitel: Deutsch
Extras: Postkarte und Miniposter
Daten: nipponart (Oktober 2017), circa 325 Minuten, UVP 59,95 EUR, FSK 12

Genre: Science-Fiction, Psychological


Rezension

serial experiments lain scr 03Die dreizehnjährige Lain ist ein stilles und unscheinbares Mädchen, das mit den virtuellen Welten der „Wired“ nicht viel anfangen kann. Als sich ihre Mitschülerin Chiza das Leben nimmt und kurz darauf mehrere Schüler eMails von der Toten erhalten, weckt das Lains Interesse an Computern und dem Netz. Ihr Vater, selbst ein Computerfreak, kauft ihr einen brandneuen Navi (PC) und aus Lains anfänglichem Interesse wird eine regelrechte Sucht. Bald beginnt sie, ihren Navi eigenhändig umzubauen und zu tunen und wird in der Wired berühmt. Die Grenzen zwischen der Realität und der Wired verwischen. Lain wird von mysteriösen Männern beobachtet und schließlich nimmt Deus, der Gott der Wired, Kontakt mit ihr auf …

“Serial Experiments Lain“ ist ein echter Kult-Anime, der in keiner Science-Fiction-Sammlung fehlen darf. Allerdings muss man sich für diese Serie Zeit nehmen und die Folgen zeitnah hintereinander anschauen, wenn man einigermaßen nachvollziehen will, was da eigentlich passiert. Die Handlung ist stark fragmentiert, man erlebt immer nur kurze Szenen aus Lains Alltag und es passiert zu Beginn vieles, was erst später einen Sinn ergibt – oder auch niemals. So wie Lain langsam den Realitätsbezug verliert, verliert ihn auch der Zuschauer. Die Inhaltsangabe auf dem Digipack ist dabei irreführend, denn auch wenn alles mit der eMail einer Toten beginnt, so spielt diese im Verlauf der Serie nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger wird die Frage, wer und vor allem was Lain eigentlich ist und ob die Wired die Wirklichkeit beeinflussen kann.

serial experiments lain scr 01In den ersten Episoden erscheint Lain wie eine relativ normale und schüchterne Dreizehnjährige. Sie trägt gerne einen Bärenpyjama, hat viele Kuscheltiere und unternimmt gelegentlich etwas mit ihren Freundinnen. Ihre beste Freundin Alice versucht, Lain aus ihrem Schneckenhaus zu locken, und nimmt sie mit in den Club Cyberia, wo Lain nicht unbekannt ist. Scheinbar hat sie eine Doppelgängerin, die jedoch ganz anders als sie ist: taff. selbstbewusst und viel erwachsener. Lain wird immer wieder von fremden Personen erkannt und angesprochen, angeblich sei sie in der Wired berühmt und berüchtigt. Bald fragt sich auch Alice, ob Lain nicht doch etwas mit den ganzen seltsamen Vorfällen zu tun hat, vor allem als sie sieht, wie viel Lain mit ihrem mobilen Navi beschäftigt ist.

Im Kern von „Serial Experiments Lain“ geht es um die Frage, inwieweit die Wired und die Realität miteinander verbunden sind und ob etwas aus der virtuellen Welt in die reale Welt überwechseln kann. Ein ungemein spannender Ansatz, der in dieser Serie leider sehr verworren präsentiert wird. Handlungsfäden werden bewusst fallengelassen und erst später oder auch gar nichts weitergeführt. In der zweiten Hälfte entpuppt sich der Anime als Psycho-Trip, dessen Inhalt immer schwerer nachzuvollziehen ist. Allerdings kann man sich trotz vieler offener Fragen und einiger zutiefst grotesker Szenen der Faszination für Lain kaum entziehen. Die Serie beschäftigt den Zuschauer nachhaltig und hat damit ihr Ziel erreicht.

Eine „herausragende Optik“, wie nipponart verspricht, hat „Serial Experiments Lain“ nicht zu bieten. Das liegt einerseits am Alter der Serie und andererseits an den unsauber erscheinenden Charakterzeichnungen und den allgemein sehr simplen Animationen. Die Hintergründe sind oft nur spärlich ausgestaltet und die Szenen in der realen Welt wirken ebenso unwirklich wie die in der Wired, was den Inhalt zwar unterstützt, aber nicht unbedingt gut aussieht. Der Himmel ist seltsam weiß und in den Schattenwürfen zeigen sich bunte Flecken, sodass man sich fragt, ob überhaupt etwas in dieser Serie real ist. „Serial Experiments Lain“ hat definitiv einen ganz eigenen Stil, aber eine Augenweide ist dieser Anime nicht.

Die neue Blu-ray-Ausgabe enthält alle dreizehn Folgen der Serie und kommt in einem schicken Digipack mit Postkarte und Miniposter als Extras daher. Die Bildqualität ist gut und das alte Bildseitenformat wurde glücklicherweise beibehalten – es passt einfach zu den älteren Serien. Wer eine Surround-Anlage besitzt, freut sich über einen satten Klang, der viel zur düsteren und zuweilen unheimlichen Atmosphäre beiträgt.


Fazit

”Serial Experiments Lain“ ist ein ungewöhnlicher Anime mit ganz eigenem Stil, der mit der Frage spielt, inwieweit die virtuelle Welt die reale Welt beeinflusst. Für Lain verwischen die Grenzen zusehends und bald weiß man nicht mehr, wer und was das Mädchen eigentlich ist. Die stark fragmentierte Handlung macht es dem Zuschauer nicht leicht, der Geschichte zu folgen, trotzdem kann man sich der Faszination dieses Animes nur schwer entziehen.


Pro und Contra

+ Lains Abdriften in die virtuelle Wirklichkeit der Wired
+ das Verwischen der Grenzen zwischen Realität und Wired
+ ganz eigener Stil der Serie
+ trotz wirrer Handlung ungemein faszinierend+
+ triste, unheimliche Atmosphäre
+ schönes Digipack

- zu stark fragmentierte Handlung
- in den letzten Episoden zu abgedreht

Extras: Postkarte und Miniposter

Wertung: sterne3.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 3,5/5
Animationen: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5

Bildmaterial: © 1998 Triangle Staff/Pioneer LDC

Tags: Cyberpunk