Laura Kneidl (10.11.2017)

Interview mit Laura Kneidl

Literatopia: Hallo, Laura! Kürzlich ist Dein neuer Roman „Berühre mich. Nicht.“ bei Lyx erschienen. Was erwartet die Leser mit Sage und Luca?

laura kneidl 20171Laura Kneidl: Eine Achterbahn der Gefühle. Der Roman ist aus der Perspektive von Sage erzählt und sie fühlt sehr stark. Sie leidet an einer Angststörung und kann nicht so unbedacht durch den Alltag gehen wie viele von uns. Ständig muss sie sich ihren Ängsten stellen und sich mit ihrem Umfeld auseinandersetzen, um sich ein neues Leben aufzubauen. Dafür besucht sie auch ein College fernab ihrer Heimat. Dort lernt sie Luca kennen, der auf den ersten Blick so gar nicht in ihr Leben zu passen scheint...

Literatopia: Wovor läuft Sage weg? Was ist sie für ein Mensch? Und wer hilft ihr dabei, sich in der neuen Stadt zurechtzufinden?

Laura Kneidl: Sage flüchtet vor ihrer Vergangenheit, in welcher sie häusliche Gewalt hat erfahren müssen. Aus diesem Grund ist sie sehr ruhig und bedacht, und wägt Entscheidungen gründlich ab. Zudem fällt es ihr nicht leicht Menschen zu vertrauen, aber wenn sie sich Leuten gegenüber öffnet, ist sie dafür umso liebenswerter und herzlicher. Das passiert, als sie auf April trifft. Sie und Luca sind Sage in der neuen Stadt wohl die größte Hilfe.

Literatopia: Warum hast Du Nevada als Schauplatz für Deine Geschichte ausgewählt? Warst Du selbst schon dort?

Laura Kneidl: Nein, ich war noch nie in Nevada – und die Stadt Melview, in der „Berühre mich. Nicht.“ spielt, existiert auch nicht wirklich. Als ich die Idee 2015 geschrieben habe, wollte ich gerne einige Szenen am Wasser spielen lassen, weshalb ich Nevada gewählt habe. Dort gibt es den Lake Tahoe, der auf Bildern wie ein gemütliches Fleckchen Erde aussieht. In der jetzigen Fassung des Romans spielt er allerdings keine Rolle mehr.

beruehre mich nichtLiteratopia: Was zeichnet eine gute Lovestory für Dich aus?

Laura Kneidl: Verbundenheit und Respekt. Ich glaube in Romanen, wie im echten Leben, kann eine Beziehung nur funktionieren, wenn sich zwei Personen verbunden fühlen. Sei das durch ein gemeinsames Hobby, ähnliche Denkweisen oder eine identische Vergangenheit. Auf irgendeiner Ebene muss man zusammenpassen und das nicht nur sexuell und körperlich. Und auch Respekt vor dem Partner ist wichtig. Ich finde es ganz furchtbar, wenn sich männliche Protagonisten aufführen wie die größten Arschlöcher, aber sich die Frauen dennoch nach ihnen verzehren, obwohl sie wie der letzte Dreck und Eigentum behandelt werden.

Literatopia: In Deiner Kurzbiografie heißt es, Du schreibst Romane über unverfrorene Dämonen, rebellische Jäger, stilsichere Vampire und uniformierte Luftgeborene – wer ist jeweils damit gemeint?

Laura Kneidl: Dante, der Protagonist aus „Light & Darkness“ ist mein unverfrorener Dämon. Mit rebellische Jäger und stilsicheren Vampire meine ich meine Charaktere aus der „Elemente der Schattenwelt“-Trilogie und mein uniformierter Luftgeborene ist Callum aus „Water & Air“.

Literatopia: Auf Deiner Homepage schreibst Du, Deine ersten Schreibversuche seien „zum Scheitern verurteilte Katastrophen“ gewesen – warum sind sie gescheitert? Und was hast Du daraus gelernt?

Laura Kneidl: Ich habe mich mit meinem ersten Projekt hoffnungslos übernommen. Ich wollte eine Urban-Fantasy-Trilogie im Stil von Cassandra Clare („Die Chroniken der Unterwelt“) schreiben, aber hatte noch überhaupt keine Ahnung von Charakterentwicklung, Dramaturgie und all diesen Dingen, die wichtig sind, um eine gute Geschichte zu erzählen. Ich hatte auch keine durchdachte Handlung, sondern habe einfach darauf losgeschrieben, was zwar Spaß gemacht hat, aber auch dazu geführt hat, dass Band 3 der Trilogie nicht mehr allzu viel Sinn ergeben hat.

verliere mich nichtDaraus gelernt habe ich, wie wichtig es für mich persönlich ist, zu planen und zu plotten. Heute habe ich ein genaues Bild vom dem Roman, den ich erzählen möchte. Und als ich die Trilogie mit meinen Testlesern durchgesprochen habe, habe ich auch viel über meine Fehler in der Erzählweise gelernt, die ich heute vermeiden kann.

Literatopia: Von der Idee bis zur Veröffentlichung eines Buches dauert es gerne einmal mehrere Jahre. Wie sah der Veröffentlichungsprozess Deines ersten Romans „Light & Darkness“ aus? Und wie ist es heute?

Laura Kneidl: „Light & Darkness“ habe ich damals 2011 komplett fertig geschrieben und mehrfach überarbeitet, ehe ich es einer Literaturagentur angeboten habe. Die Agentur hat sich dem Projekt tatsächlich angenommen (das war auch 2011), aber leider konnte es nicht vermittelt werden, weshalb Mitte 2013 der Agenturvertrag wieder aufgelöst wurde. In Eigeninitiative habe ich das Manuskript dann noch einmal an Impress geschickt, dem damals neuen digitalen Label des Carlsen Verlages. Dort erschien es dann zuerst als eBook (November 2013) und aufgrund der guten Verkaufszahlen schließlich auch im Carlsen Taschenbuch-Programm (Juli 2016).

Heute schreibe ich Bücher nicht mehr komplett fertig, ehe ich sie an einen Verlag verkaufe. Oft reichen schon ein paar Seiten Exposé. Außerdem geht alles viel schneller. Bei „Light & Darkness“ habe ich 1,5 Jahre auf etwas gewartet, was – zumindest mit der Agentur – nicht passiert ist. Aber nach der Zusage von Impress ging alles relativ schnell, innerhalb von 5-6 Monaten. Aber das liegt auch daran, dass es ein eBook-Label ist und das Programm kurzfristiger geplant wird. Im Printbereich sieht das anders aus.

Heute lassen Rückmeldungen auch nicht mehr so lange auf sich warten und je nachdem, wie schnell ich aus einem Exposé dann auch einen Roman machen kann, bekomme ich auch relativ zeitnah einen Veröffentlichungstermin zugeteilt.

light und darknessLiteratopia: Hast Du ein Lieblingsbuch, das Du mehrmals gelesen hast und unseren Lesern ans Herz legen würdest? Was liest Du sonst gerne?

Laura Kneidl: Ein Lieblingsbuch im klassischen Sinne habe ich nicht. Es gibt allerdings viele Bücher, die ich sehr genossen habe und an die ich immer wieder zurückdenke – und manchmal lese ich sie auch zwei oder drei Mal. Dazu gehören beispielsweise „Der Name des Windes“ von Patrick Rothfuss, „Kindes des Nebels“ von Brandon Sanderson, „Vicious“ von V. E. Schwab, „Six of Crows“ von Leigh Bardugo, aber auch die „Cyperlove“ Reihe von Santino Hassell und Megan Erickson gehört zu meinen Favoriten. Mein Bücherregal ist also eine Mischung aus (High) Fantasy und Romance.

Literatopia: Du bist auch auf Messen und Conventions unterwegs. Was schätzt Du am persönlichen Kontakt mit den Lesern? Und bist du aufgeregt vor Lesungen?

Laura Kneidl: Ja, vor Lesungen bin ich wahnsinnig nervös. Ich habe immer Angst mich zu verlesen, zumal ich mich selbst nicht gerade als gute Vorleserin bezeichnen würde. Dennoch freue ich mich immer unheimlich Leser zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen. Die Arbeit einer Autorin ist ja ziemlich einsam und vor allem während eine Geschichte entsteht, kann ich ja mit kaum jemanden darüber reden, weil noch niemand sie gelesen hat. Auf Messen und Conventions kann man dann endlich ganz offen über seine Lieblinge quatschen und bekommt mit, wie andere darüber denken. Das ist immer sehr spannend!

Literatopia: In einem Interview sagst Du, Du liebst Katzen und Zombies – eine ungewöhnliche Kombination. Was gefällt Dir bei beiden Wesen?

Laura Kneidl: Ich hatte seit meiner Kindheit immer wieder Katzen. Ich liebe ihre Art, dass sie so flauschig sind und schnurren. Es sind einfach tolle Tiere und ich habe immer das Gefühl, dass wenn man sich einfach in Ruhe hinsetzt und eine Katze streichelt, dass Leben gleich viel entspannter wird.

herz aus schattenZombies sind dagegen nicht so angenehme Gesellschaft, aber ich schaue gerne Filme und Serien über sie. Die „Resident Evil“-Reihe zählt zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, genauso wie „28 Days/Weeks later“ oder „Night of the Living Dead.“ „The Walking Dead“ und "Fear the Walking Dead" sind einfach ein Muss – obwohl ich hier die letzten Staffeln noch nicht gesehen habe.

Literatopia: Im Februar 2018 erscheint „Herz aus Schatten“ – kannst Du uns schon einen kleinen Ausblick darauf geben?

Laura Kneidl: „Herz aus Schatten“ ist ein ziemlich dunkles und düsteres Buch, und nicht ganz so romantisch, wie der Klappentext vielleicht glauben lässt. Monster spielen darin eine große Rolle und ich pitche den Roman immer als eine Mischung aus „Die Schöne und das Biest“ und „Pokémon“. Wobei kürzlich eine Testleserin zu mir meinte, dass es sie auch sehr an Prinzessin Mononoke“ erinnert; aber davon können sich meine Leser im Februar selbst ein Bild machen!

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!


Autorenfoto: Copyright by Laura Kneidl

Autorenhomepage: www.laura-kneidl.de


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.