Verlag: Klett-Cotta (März 2017)
Gebundene Ausgabe, 380 Seiten, € 20,00
Sprache: Deutsch
Originaltitel: The Heart of What was Lost
ISBN-13: 978-3608961447
Genre: Fantasy
Klappentext
»Das Herz der verlorenen Dinge« bietet für alle neuen Leser den Einstieg in die Welt von Osten Ard. Er setzt an am Ende des letzten Bandes von »Das Geheimnis der Großen Schwerter« und eröffnet einen neuen Zyklus voll tödlicher Abgründe und Intrigen dreißig Jahre in der Zukunft.
Osten Ard steht erneut am Scheideweg. König Simons und Herzog Isgrimnurs Kriegern ist es gelungen, das Elbenvolk zurück in ihre Hochburg in den Bergen zu drängen. Der Krieg scheint vorbei, aber das Töten dauert an. Die Sterblichen begnügen sich nicht mit ihrem Sieg, sie trachten danach, das Volk der Nornen gänzlich auszulöschen. Da verbreitet sich die Kunde, dass die uralte Nornenkönigin Utuk’ku gar nicht tot ist, sondern nur in einem todesähnlichen Schlaf liegt, von dem sie zurückkehren wird ...
Rezension
Die Schlacht um die drei großen Schwerter wurde geschlagen, eigentlich könnte jetzt überall im Land Frieden einziehen. Eigentlich, doch hoch oben im Norden geht das Töten weiter. Die Menschen wollen das Volk der Nornen ein für allemal auslöschen, erst recht, als das Gerücht aufkommt, die Nornenkönigin wäre noch am Leben und würde aus ihrem todesähnlichen Schlaf erwachen und zurückkehren ...
Etwas Wichtiges vorweg: Auch wenn dieses Buch für Neuleser als Einstieg für in die Welt von Osten Ard bezeichnet wird, es führt kaum ein Weg dran vorbei, den vorangegangenen, vierbändigen Osten-Ard-Zyklus vorher zu lesen. Man versteht hier zwar im Großen und Ganzen, worum es geht, bekommt aber keinen richtigen Zugang zur Geschichte und empfindet sie als bestenfalls mittelmäßig. Den Zauber und all die unzähligen, wichtigen Details der 4000 Seiten starken Vorgeschichte auf knapp 400 Seiten zu vermitteln, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
"Das Herz der verlorenen Dinge" schließt zeitnah an den letzten Band des Osten-Ard-Zyklus "Der Engelsturm" an, spielt ausschließlich im hohen Norden und erzählt in der Hauptsache, wie es mit den in der Schlacht geschlagenen Nornen weitergeht, die ihre letzte Heimatstadt Nakkiga vor der Rache der Rimmersmänner zu schützen versuchen. Simon, Miriamel und all die anderen ‚alte Bekannten‘ kommen hier nicht vor. Dafür gibt es ein Wiedersehen mit Herzog Isgrimnur und seinem Gefolgsmann Sludig, und es wird wieder einmal sehr viel gekämpft, was je nach Lesegeschmack ohne weiteres auch als zuviel empfunden werden kann.
Das geheimnisvolle Volk der Nornen wird hier zum ersten Mal näher beleuchtet und differenzierter gezeichnet. Sie sind nicht mehr einfach nur grausam und böse, sondern bekommen menschliche, beinahe schon ein wenig zu menschliche Züge. Ihre Beweggründe lassen sich jetzt besser nachvollziehen, als Leser kommt sogar etwas Mitleid mit diesem Volk auf. Im Gegenzug bleiben Exotik und Geheimnis, was die Nornen stets wie ein undurchdringlicher Mantel umgeben hat, ziemlich auf der Strecke, und es bleibt die Erkenntnis: Die sind gar nicht so anders als wir.
Das Buch hat kein wirkliches Ende, vielmehr werden diverse Weichen für die kommende Saga "Der letzte König von Osten Ard" gestellt.Das ist durchaus legitim, dennoch entsteht beim Lesen das Gefühl, irgendwie in der Warteschleife zu hängen, bis es im nächsten Band dann mit der eigentlichen Story durchstartet und richtig losgeht.
Fazit
Die Story ist interessant, die Figuren lebendig, der Schreibstil wie immer bei Tad Williams ansprechend und routiniert, trotzdem merkt man dem Buch seinen Überleitungscharakter an. "Das Herz der verlorenen Dinge" ist ein Buch, was man gut lesen kann, aber nicht unbedingt lesen muß. Kenner und Fans können hier zuschlagen, Neueinsteigern sei der erste Band "Der Drachenbeinthron" von Tad Williams Meisterwerk, dem Osten-Ard-Zyklus, wärmstens ans Herz gelegt.
Pro & Kontra
+ vielversprechender Start
+ Haupt- und Nebenfiguren sehr lebendig
+ spannend erzählt
+ gut geschrieben
+ weckt die Lust auf die Fortsetzung
o sehr kampflastig
o eher ein ergänzendes als wirklich notwendiges Buch
- zu starker Überleitungscharakter
- keine überraschenden Wendungen
Gesamtwertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5
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