Die Insel des Dr. Moreau (Dobbs, Fabrizio Fiorentino, H.G. Wells)

Verlag: Splitter-Verlag; (November 2017)
Gegundene Ausgabe: 56 Seiten; 15,80 €
ISBN-13: 978-3958395053

Genre: Science Fiction


Klappentext

Wir hätten nicht gedacht, dass sie die Insel auf eigene Faust erkunden... Ohne uns Bescheid zu sagen.
Sie sagen mir jetzt, was hier vor sich geht, Montgomery! Und zwar sofort!
Was sind das für „Dinger“, die mich im Wald verfolgt haben?


Rezension

Der Schiffbrüchige Edward Prendick wird von einem Schoner aufgenommen, der unterwegs zu einer Insel ist. Seine Fracht besteht aus Tieren und mit ihnen sind seltsame Gestalten und der Biologe Montgomery an Bord. So kommt es, dass Edward Prendick auf der Insel des Dr. Moreau landet. Sein Gastgeber ist zunächst mürrisch und verbietet ihm das Haus zu verlassen. Ein Gebot auf das sowohl Dr. Moreau, als auch Montogmery penibel achten. Aber Prendick wird unruhig. Nachts sind Schmerzenslaute zu vernehmen und irgendwann wird die Neugier zu groß. Er verlässt seine Unterkunft und streift durch den Wald. Eine schreckliche Überraschung wartet dort auf ihn und als er Dr. Moreau zur Rede stellen will, wird das Grauen nur größer.Schließlich eskaliert die Situation und die Bewohner der Insel kämpfen ums Überleben.

H.G. Wells hat gleich mehrere Klassiker der Science Fiction geschrieben. Die Zeitmaschine, Der Krieg der Welten oder auch Der Unsichtbare sind nur ein paar. Die Insel des Dr. Moreau gehört in diese Reihe dazu. Mehrfach verfilmt unter anderem mit Bela Lugosi, inspiriert Wells´ Roman Kreative sich mit dem Stoff auseinanderzusetzen. Eine der letzten Umsetzungen war die von John Frankenheimer mit Marlon Brando.
Seine Faszination bezieht Wells´ Roman aus dem Horror, der sich innerhalb der Geschichte entfaltet, und der Fremdartigkeit der Kreaturen einerseits, andererseits aus den zugrundeliegenden Themen, die Wells mit seiner Geschichte transportiert. Und von diesen gibt es gleich mehrere. Wie bereits bei Die Zeitmaschine nutzt er seinen Roman zur Kritik der Gesellschaft und einer enthemmten Wissenschaft, die ohne Rücksicht auf Verluste forscht. Wobei er gerade letzteres von mehr als einer Seite beleuchtet und im Zusammenhang mit seiner Kritik ebenso seine eigenen Vorstellungen zum Ausdruck bringt, in dem er Dr. Moreau zu Prendick sprechen und sein Handeln begründen lässt. Dafür nutzt er einen Aufsatz, den er zuvor bereits verfasste und veröffentlichte. Der Roman ist neben dem Horror, der sich immer wieder zeigt und der Spannung, die immer wieder aufgebaut und in rasanten Szenen aufgelöst wird, mit weiteren Themen und philosophischen Gedanken aufgeladen, für die sich Wells Zeit nimmt.
Eine große Herausforderung also, für jeden, der sich an eine Umsetzung in ein anderes Medium wagt. Dobbs hat nun nach Die Zeitmaschine und Der Krieg der Welten diesen Roman von H.G. Wells für eine Comicadaption ausgewählt. Gerade einmal 54 Seiten hat er um den Roman in Comicform zu bringen und die Geschichte ganz zu erzählen. Diese Einschränkung ist leider zu spüren. Dobbs hetzt mehr oder weniger durch die Handlung, alles wirkt sehr gedrängt und das Zeitgefühl innerhalb der Geschichte geht verloren. Während im Wells´ Vorlage Wochen und Monate vergehen, könnte sich bei Dobbs das ganze Geschehen innerhalb weniger Tage abspielen. Zum Luft holen ist da kaum Zeit. Um Figuren richtig zu entwickeln leider auch kaum und grundlegende Dinge anzusprechen fast gar keine, diese können höchstens gestriffen werden und so bekommt der Leser wie bereits bei Dobbs Krieg der Welten mehr einen Actionblockbuster präsentiert als alles andere. Die Handlung springt rasch von einem Handlungspunkt zum nächsten und lässt die Charaktere nicht wirklich atmen. Nur zwei Stellen fallen aus diesem Muster etwas heraus: Der Anfang, bei dem sich Dobbs viel Zeit lässt und Prendicks Begegnung mit Moreaus Kreaturen in deren Behausungen. Hier nutzt Dobbs mal den Hintergrund und zeigt wenigstens etwas von dem, was Wells vermutlich wichtig war. Nur ertrinken diese Momente im Rest. Es ist ersichtlich, dass Die Insel des Dr. Moreau besser in einem Zweiteiler wie auch Der Krieg der Welten und der kommende Der Unsichtbare erzählt worden wäre. Dann hätte Dobbs mehr Zeit gehabt, Atmosphäre aufzubauen und sich intensiver mit den unter der Horroroberfläche liegenden Ideen zu befassen. Auch die Charaktere wären dann vermutlich glaubwürdiger in ihrer Entwicklung. So ist Dobbs Version zwar nicht schlecht, aber es gibt viele verpasste Chancen. Der Comic regt wenig zum Nachdenken an, ist dafür aber gute Horror-Science Fiction-Actionunterhaltung. Dies allerdings aber wirklich gelungen und äußerst effektiv ausgeführt.

Fabrizio Fiorentino hat bisher hauptsächlich in Amerika an Superheldencomics gearbeitet und diese Einflüsse sind klar zu sehen. Das Kreaturendesign ist gelungen und sorgt für den nötigen Schauer beim Leser. Hin und wieder könnte er etwas mehr Zeit auf die Details verwenden und die Kleidung wirkt etwas zu modern für die Zeit in der Die Insel des Dr. Moreau spielt, dafür sind die Actionszenen gelungen, von denen es nicht gerade wenige gibt. Hier kann Fiorentino seine Stärken voll ausspielen.

Bonusmaterial ist zwar erneut keins enthalten, aber die Aufmachung ist dafür sehr gut. Ein geprägtes Cover und der Goldeffekt stimmen auf H.G. Wells Werk ein.


Fazit

Dobbs Interpretation von H.G. Wells Die Insel des Dr. Moreau bleibt leider nur an der Oberfläche. Mehr Seiten hätten dem Comic definitiv gut getan. Leider nicht ganz so gut gelungen wie Die Zeitmaschine.


Pro & Contra

+ Fabrizio Fiorentino ist der passende Zeichner für Dobbs Interpretation

- wirkt hektisch
- bleibt oberflächlich

Bewertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Dobbs:

Rezension zu Scotland Yard

Literatopia-Links zu weiteren Titeln von H.G. Wells Romanumsetzungen:

Rezension zu Die Zeitmaschine
Rezension zu Der Krieg der Welten Bd.1 (Splitter)
Rezension zu Der Krieg der Welten (Egmont Graphic Novel)