The Red 3 – Funkstille (Linda Nagata)

Cross Cult (Juli 2017)
Originaltitel: The Red: Going Dark
Übersetzerin: Helga Parmiter
Klappenbroschur
576 Seiten, 16,00 EUR
ISBN: 978-3-95981-198-9

Genre: Science Fiction


Klappentext

Diejenigen, die ihm am nächsten stehen, halten ihn für tot und der ehemalige Army Lieutenant James Shelley hat nicht vor, etwas daran zu ändern, als er von einer Organisation für verdeckte Operationen rekrutiert wird, die sich zwei Dingen verschrieben hat: die Erde vor existenziellen Bedrohungen zu schützen und dem Roten, der geheimnisvollen KI.

Im abschließenden Buch der Red-Trilogie muss sich Shelley entscheiden, wem – oder was – er vertrauen will, während er darum kämpft, einen eskalierenden Konflikt aufzuhalten der droht, die Welt ins Chaos zu stürzen und diejenigen zu zerstören, die er liebt.


Rezension

Shelley gehört nun dem EGM – existenzielles Gefahrenmanagement – an, einer geheimen Einheit, die im Auftrag der KI „Das Rote“ nach Gefahren für die Menschheit sucht und diese eliminiert. Er hat alle Verbindungen zu seinem alten Leben gekappt. Doch er beginnt zu zweifeln, denn bereits die erste Mission, die in Funkstille beschrieben wird, läuft schief: Der Versuch, ein Labor in der Arktis zu überprüfen, eskaliert zu einem internationalen Konflikt. Shelley beginnt, die Absichten des Roten zu hinterfragen oder zu zweifeln, ob dessen Wissen und Kontrolle wirklich so umfassend sind, dass es die Sicherheit der Welt (und seiner Soldaten) garantieren kann und nicht versehentlich Katastrophen auslösen könnte. Auch kehrt sein altes Leben unerwartet in Gestalt seiner einstigen Kollegin Jayne Vasquez zurück – wenn auch nicht für lange, denn sie und Delphi planen, auf dem Mond eine Kolonie aufzubauen. Natürlich ist Shelley nicht glücklich darüber.

Unausgeglichen, voller Sorgen und Zweifel und nicht sicher, wie viele seiner Gedanken wirklich ihm gehören, setzt Shelley einen Fuß vor den anderen. Immer wartet die nächste gefährliche Mission und Shelley hat nie Gewissheit, dass er das Richtige tut und dass das Rote weiterhin seine schützende Hand über ihn halten wird, sieht die KI doch kein Problem darin, einzelne Menschen für ihre größeren Ziele zu opfern.

Nach und nach versteht Shelley, was es mit den Unregelmäßigkeiten und Fehlschlägen auf sich hat und auch, dass er nicht bereit ist, all seine Autonomie aufzugeben. Er ist ein gewohnt sympathischer, wenn auch mit Schwächen ausgestatteter und nicht gegen Fehlentscheidungen gefeiter Ich-Erzähler, doch die Handlung von „Funkstille“ enttäuscht ein wenig: Nachdem die Red-Trilogie mit „Morgengrauen“ sehr vielversprechend begann und eine Reihe spannender Ideen einführte, interessante Fragen aufwarf und auch in unserer Welt relevante Themen ansprach, ging es danach nur irgendwie mit einer Mission nach der anderen weiter. Band zwei war immer noch sehr unterhaltsam, aber entwickelte die Ideen des ersten Teils nicht wesentlich weiter. In Band drei treten Shelleys Zweifel am Roten in den Vordergrund und er durchläuft eine Charakterentwicklung, aber für den Abschlussband und Höhepunkt einer Trilogie liefert „Funkstille“ kein wirklich überzeugendes Finale und ein sehr offenes, etwas desillusionierendes Ende.

Aber auch „Funkstille“ wartet mit viel dramatischer Action auf und auch wenn Shelley von seinem üblichen sozialen Umfeld und den politischen Zirkeln, mit denen er vorher interagiert hat, weitgehend isoliert ist, hat er jetzt neue Kampfgefährten, von denen einige sehr rasch an Profil gewinnen. Doch können die zahlreichen dramatischen Kampf- und Fluchtszenen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Teil 1 und 2 interessanter waren und eine Geschichte geliefert haben, die sich dynamischer und persönlicher anfühlte.


Fazit

„Funkstille“ hat das, was auch die Vorgängerbände ausgezeichnet hat: Einen sympathischen, aktiven Protagonisten, viel Action und futuristische Technologien mit einem Rattenschwanz teils aufregender, teils beunruhigender Auswirkungen auf die Welt. Doch die Reihe riskanter Missionen, auf die sich ein zunehmend unglücklicher und von Zweifeln geplagter James Shelley begibt, kann nicht mehr so fesseln wie die Konflikte in den Vorgängerbänden.


Pro und Contra

+ Shelleys Zweifel am „Roten“ und sich selbst
+ schnelle, dramatische Actionszenen
+ Buch verweigert klare Einordnung in Gut und Böse, Entscheidungen haben unerwartete Konsequenzen
+ Wendepunkte für Shelley

- nicht viel Neues, „Funkstille“ fühlt sich nicht wie der Höhepunkt einer Trilogie an
- liebgewonnene Figuren aus Vorgängerbänden tauchen nicht/ kaum auf

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5


Rezension zu "Morgengrauen" (Bd. 1)

Rezension zu "Prüfungen" (Bd. 2)