Verlag: Splitter-Verlag; ( Januar 2018)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3958394926
Genre: Western
Klappentext
1885
Der Kopfgeldjäger Angus Whitecross ist zu einer wahren Legende im Wilden Westen avanciert.
Warum kehrt dieser gnadenloser Killer dann in das kleine Kaff in Nevada zurück, in dem er geboren wurde? Welche Rache treibt diesen Mann an, der allseits bekannt ist unter dem Namen „Der Reverend“?
Rezension
Angus Whitecross hat seine Rache zu einem großen Teil bekommen. Die Männer, die Schuld am Tod seiner Mutter waren, sind zum überwiegend tot. Nun aber ist er auf der Flucht. Der Sheriff des Ortes Eureka, Walt, und Nance der Anführer der Männer, die einst Whitecross zum Waisen machten, sind hinter ihm her. Und Nance ist unbarmherzig. Um sein Ziel zu erreichen, geht er buchstäblich über Leichen. Der Sheriff muss mit ansehen, wie ihm immer mehr alles entgleitet. Währenddessen versucht Whitecross mit seiner Verbündeten Deborah den Zug zu erreichen und so zu entkommen. Aber Nance und seine Männer schrecken vor nichts zurück.
Angus Whitecross hat seine Rache mehr oder weniger bekommen, nun beschreiben Lylian und Augustin Lebon seine Flucht aus dem kleinen Städtchen Eureka und durch die rauhe Welt des Westens. Bevor es so weit allerdings ist, wirft Lylian einen Blick zurück in die Zeit, als alle Ereignisse der Gegenwart in Gang gesetzt wurden. Er zeigt Whitecross ein weiteres Mal als Kind, direkt nach dem Überfall, bei dem seine Mutter ums Leben kam. In diesem Rückblick nimmt er zum ersten Mal das Leben eines der Männer, die verantwortlich sind. Dieser und ein weiterer Blick zurück ist wichtig, da er Whitecross vielmehr definiert als alle bisherigen Ereignisse. Hier wird gezeigt, warum er nicht auf seine Rache verzichten kann, selbst wenn es sein Leben kostet. Einziger Halt und seine Stimme der Vernunft ist Deborah, die ihn zumindest etwas zur Vernunft bringen kann und es schafft, dass er verletzt, wie er ist, zunächst den Rückzug antritt, statt immer weiter zu gehen. Diese beiden Figuren haben eine Dynamik zwischen sich, die die Geschichte in Menschenjagd trägt. Ohne Deborah als Triebfeder wäre so manche Entwicklung innerhalb der Handlung nicht möglich. Ihre Liebe und Hingabe zu Angus Whitecross macht sie zudem zu einer tragischen Figur. Denn diese Liebe ist es, die sie in großer Gefahr schweben lässt. Sie ist dabei nicht schwach, sondern eine starke Figur, die ihre Entscheidungen bewusst trifft.
Neben den beiden Hauptfiguren bekommen aber auch ihre Jäger genug Raum. Und wie bei Whitecross und Deborah zeichnet Lylian kein einfaches schwarz-weiß Bild seiner Figuren. Sicher, die Handlanger von Nance sind verkommen und es ist klar, dass sie sich bereits sehr lange von jeglicher menschlicher Regung losgesagt haben, sofern sie nicht Wut und Gewalt berifft. Jedoch werden Nance und Sheriff Walt von Lylian dann doch mit bedeutend mehr Facetten ausgestattet. Nance ist zwar kaltblütig, aber er hat sich seit den Ereignissen um Angus Whitecross´ Mutter insofern geändert, dass er nun ein „bürgerliches“ Aussehen angenommen hat. Erst am Ende der Jagd zeigt sich dann vollkommen seine wahre Natur und es wird deutlich, dass er keinen Deut besser ist, als seine Männer, die bereits zuvor Taten vollbringen, die normalerweise kein Mann begehen würde, wenn er nicht bereits verroht ist.
Sheriff Walt sitzt bei der ganzen Geschichte zwischen den Stühlen. Ihm ist wohl bewusst, was für Männern er da hilft, nur ist er an das Gesetz gebunden und will es durchsetzen. Dabei macht er sich an einer Stelle aus der Not heraus zu einem Mittäter. Er ist zusammen mit Deborah am ehesten noch die Figur, mit der sich der Leser indentifizieren kann. Wobei keiner wirklich sympathisch ist. Lylians Geschichte ist eine dreckige und so sind seine Charaktere ebenfalls konzipiert. Niemand ist hier ohne Schuld.
Das Ende erinnert an die großen Western der härteren Gangart und passt ideal zum Reverend, dessen Reise vermutlich ein Ende gefunden hat. Die Geschichte von Angus Whitecross mag vielleicht nicht zu einem der ganz großen Westerncomics zu zählen sein, aber sie ist hart, dreckig und spannend und damit für Westernfans eine Empfehlung.
Augustin Lebon darf den Westen erneut aus einer ungewohnten Perspektive zeigen. Beim Wetter beherrschen Regen und Schnee das Geschehen, was für einen Western eher ungewöhnlich ist, Lebon aber dafür viele Gelegenheiten gibt, seine eigenen Wege zu gehen und alles durch die eher ungewohnten Umgebungen frisch und interessant wirken zu lassen. Dazu trägt ebenso sein Verständnis des Genres bei. Die Feuergefechte und die finale Konfrontation zeigen, dass er genau weiß, wie ein Western auszusehen hat und wirken vom Tempo und der ganzen Inszenierung praktisch filmisch. Einzig bei den Figuren selbst müssen kleine Abstriche gemacht werden, da sie weiterhin etwas zu eckig sind, wobei die Frauen ihm dieses Mal bedeutend besser gelungen sind. Insgesamt hat er sich auf jeden Fall zum ersten Band gesteigert.
Ein Porträt von Angus Whitecross schließt den Band ab, ansonsten gibt es kein Bonusmaterial.
Fazit
War der erste Band ein Racheepos, so ist Bd.2 des Reverends eine Hetzjagd durch die Wildnis des Westens und hat damit ebenfalls ein klassisches Element der Western als zentrales Element. Menschenjagd bringt Der Reverend zu einem runden und vor allem etwas überraschenden Ende.
Pro & Contra
+ Schnee, Regen und Berge
+ weiß zu überraschen
+ zwielichtige Gestalten in einer spannenden Geschichte
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5
Literatopia-Links zu weiteren Western:
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