Kalte Sonne (Sven Koch)

Koch S Kalte Sonne

Knaur Verlag, 1. Auflage, März 2018
Taschenbuch, 349 Seiten,
14,99 Euro [D] 15,50 Euro [A]
ISBN-13: 978-3-42652-154-0

Genre: Thriller


Klappentext

Unheimliche Vogelschwärme und eine Frau, die die falschen Fragen stellt.

Sort Sol, die schwarze Sonne, verwandelt den stürmischen Herbst auf Jütland in eine unheimliche Kulisse. Während gigantische Vogelschwärme den Himmel über Dänemark verdunkeln und Bilder von Überschwemmungen die Nachrichten dominieren, sieht Maja im Fernsehen etwas, das unmöglich ist: Der Mann, der im Hintergrund durchs Bild läuft, ist Erik, ihr verstorbener Ehemann! Nur wurde Eriks Leiche vor sechs Jahren aus dem Meer gezogen und mittels DNA-Abgleich eindeutig identifiziert.
Maja beginnt, die gemeinsame Vergangenheit zu hinterfragen. Was sie findet, beschwört ein Unwetter herauf, ebenso dunkel und unheimlich wie die Zeit der schwarzen Sonne.


Der Autor

Sven Koch, Jahrgang, 1969, arbeitet als Redakteur bei einer Tageszeitung. Auch als Fotograf und Rockmusiker hat er sich einen Namen gemacht. Mit seiner erfolgreichen Dünen-Reihe rund um das Ermittlerteam Femke Folkmer und Tjark Wolf hat sich Sven Koch fest im Buchhandel etabliert. Kalte Sonne ist sein erster Thriller. Der Autor lebt mit seiner Familie in Detmold.


Rezension

In Jütland lebt Maja Lundgren ein beschauliches Leben mit ihrer Tochter Emma. Der Schein trügt. Denn Maja leidet nach wie vor unter dem Selbstmord ihres Mannes, der sich mit einer nichtssagenden Notiz das Leben nahm. Trotz einer Therapie sieht Trugbilder Eriks, träumt von ihm. Daher kann es sie es erst nicht glauben, als Emma ihr erzählt, Erik im Fernsehen gesehen zu haben. In der Tat ist der Mann in dem winzigen Ausschnitt Erik sehr ähnlich, doch zu unscharf, um Genaueres zu erkennen. Ein Zufall will es, dass sie wenig später einem Kamerateam über den Weg läuft. Im Austausch für eine Umfrage lässt sich sie das Originalfilmmaterial zur Verfügung und ist schockiert: Der Mann auf dem Video ist in der Tat ihr Mann. Älter, abgehärmter, aber die Narbe am Hals ist unverwechselbar. Kurzentschlossen bricht sie nach Hirtshals, in der Hoffnung, in der kleinen Hafenstadt ihren totgeglaubten Ehemann zu wissen. Dabei ahnt sie nicht, dass jeder ihrer Schritte beobachtet wird. Böse Kräfte ziehen sich um Maja zusammen. Die grausige Wahrheit hinter dem Verschwinden Eriks droht am Ende nicht nur ihre Ehe zu beenden, sondern auch Majas Leben und das ihrer Tochter.

Koch trägt seinen Thriller in die Einöde Jütlands. Unwetter und Vogelschwärme überziehen das Land, malen dunkle Vorahnungen an den Himmel. Koch streut dabei gezielt Brotkrumen, die den Leser in die Irre führen sollen. Während Maja der Routine des Lebens ohne ihren Mann folgt, wird sie von dem ehemaligen Polizisten Jesper Moeller beobachtet. Indes kämpft der Anwalt Aksel Olsen darum, dem verwöhnten Sohn eines Mandanten Zügel anzulegen, bevor dieser dunkle Pläne ans Licht zerren kann. Neben Maja, der allpräsenten leidenden Mutter, die sich ihrem Hass ergibt, bleibt den anderen Figuren kaum Raum sich zu entwickeln. Dafür gestaltet sich die Handlung des Romans zu rasch. Endet nach nur wenigen Tagen in einem überstürztem Finale.

Die Ausgangslage der Geschichte ist gut: ein mysteriöser Selbstmord, das Bild des toten Ehemannes im Fernsehen. Doch gelingt es Koch nicht, auf den knapp 350 Seiten Spannung aufzubauen. Die Protagonistin Maja bleibt langweilig und schafft es nicht, den Leser zu begeistern, ihn mit in ihre tragische Geschichte, ihr Leid zu ziehen. Jesper Moeller als vermeintlich bedrohlicher Stalker ist zu offensichtlich in seiner Rolle, die Wendung zu vorhersehbar. Einzig interessant ist der Gegenspieler Olsen, dessen Motive in Rückblicken zu schnell enthüllt werden. So durchschaut der Leser rasch, wohin die Reise führt. Dabei sucht sich Koch kein einfaches Thema.

Hochaktuell und brisant legt er der Geschichte Terrorismus und den Wandel nach Rechts zu Grunde. Die Handlung dümpelt allerdings von Anfang an vor sich hin. Das Grundthema wird in wenigen Zügen abgearbeitet, Klischees und fehlende Tiefe sorgen auf den wenigen Seiten für den Eindruck, hier nur einen Lückenfüller zu haben, der die Seiten zwischen Majas Selbstmitleid füllt.


Fazit

Thriller, die in Skandinavien spielen, bergen einen besonderen Reiz. Lange Nächte, weite Landschaften. Beides verspricht eine unheimliche Grundstimmung. Mit Kalte Sonne versucht Sven Koch sich diesem Zug anzuschließen. Abgesehen von der interessanten Idee bleibt der Roman unauffällig. Die Atmosphäre bleibt ungenutzt im Angesicht flacher Charaktere und einer Handlung, die zwischen träge und überstürzt schwankt. Hier wäre deutlich mehr möglich gewesen.


Pro/Contra

+ Jütlands dunkle Atmosphäre

- flache Charaktere
- langweilige Hauptfigur
- vorhersagbare Handlung
- übereiltes Ende
- aktuelles, kritisches Thema als Lückenbüßer

Bewertung:  stern2

Charaktere: 2/5
Handlung: 2/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 1/5