Die Krone der Sterne - Hexenmacht (Kai Meyer)

Fischer TOR (Februar 2018)
Klappenbroschur, illustriert von Jens Maria Weber
480 Seiten, 14,99 EUREUR

ISBN: 978-3-596-70174-2

Genre: Space Opera / Space Fantasy


Klappentext

Das Erwachen der Maschinengötter

Am Ende des bekannten Universums sucht der Orden der Gottkaiserin nach einem Zugang zu einer uralten Sternenstraße. In ihrer Verblendung rufen die Hexen ihren Götzen an, das Schwarze Loch Kamastraka, und ahnen nicht, welches Unheil sie damit heraufbeschwören. Derweil sind Iniza und Glanis dem Orden entkommen und leben mit ihrer kleinen Tochter auf dem Piratenplaneten Noa. Doch auch hier sind sie nicht sicher. Um das Kind zu retten, nimmt Iniza mit ihren Gefährten den Kampf auf – auch wenn das den Untergang ganzer Welten bedeutet.


Rezension

Ein Jahr ist vergangen, seit Iniza mit Glanis vor dem Hexenorden geflohen ist. Gemeinsam mit ihren Gefährten lebt sie auf dem Piratenplaneten Noa und ihre kleine Tochter Tanys erfreut sich bester Gesundheit. Das kleine Mädchen ist die wahre Braut der Gottkaiserin und die jungen Eltern tun alles dafür, dass sie den Hexen nicht in die Hände fällt. Ausgerechner Hadrath, Inizas leiblicher Vater und Bruder des Piratenanführers Fael, entführt die kleine Tanys und will sie den Hexen als Versöhnungsgeschenk darbringen. Glanis und Fael verfolgen ihn, während Iniza auf Noa zurückbleibt und eine Horde aufgebrachter Piraten beruhigen muss …

Nach dem spektakulären und actiongeladenen ersten Band von „Die Krone der Sterne“, liest sich „Hexenmacht“ erstaunlich zäh, zumindest im direkten Vergleich. Die Protagonisten werden über das All versprengt und weite Teile des Romans bestehen auf Flucht und Verfolgung. Dabei kommen vor allem die Alleshändlerin Shara und Waffenmeister Kranit, die derben Sympathieträger aus dem ersten Band, zu kurz. Sie geraten während einer Mission in Konflikt mit den Hexen und sind fortan zu zweit auf der Flucht. Leider widmet Kai Meyer ihnen nur wenige Kapitel. Ebenso verhält es sich mit Iniza und der geheimnisvollen Muse, die auf Noa eine Rebellion verhindern müssen und gleichzeitig den Geheimnissen des STILLE-Kultes nachgehen.

In den Fokus rücken dagegen Glanis und Fael, die Hadrath quer durchs All verfolgen. Glanis will selbstverständlich seine Tochter retten, während Fael seinen Bruder ins Jenseits befördern will. Zwar ist Soldat Glanis mit seiner einfachen und ehrlichen Art durchaus sympathisch, doch nicht unbedingt der interessanteste Charakter der Reihe. Fael hingegen spielt sein eigenes Spiel und geht für seine Ziele über Leichen. Ebenso wie Hadrath, der viel Raum in „Hexenmacht“ einnimmt. Einerseits ist es interessant, die Pläne des Antagonisten zu verfolgen, doch er ist ein widerlicher Kerl, von dem man schnell genug hat. Einzig die Amme Gavanque (die Hadrath kurzerhand mitentführt, damit sie sich um Tanys kümmert) überzeugt in diesen Kapiteln mit ihrer Schlagfertigkeit.

“Hexenmacht“ leidet darunter, der mittlere Band einer Trilogie zu sein. Es müssen noch Ereignisse aus dem fulminanten Auftaktband aufgearbeitet werden, gleichzeitig legt Kai Meyer die Grundsteine für einen spektakulären Finalband. Bald ist abzusehen, dass man am Ende des zweiten Bandes auf vielen offenen Fragen sitzen bleibt und dass die großen Enthüllungen noch auf sich warten lassen. Spannendstes Element in "Hexenmacht" ist der geheimnisvolle Strudel auf dem toten Hexenplaneten Empedeum, der verblüffende Ähnlichkeit zum Schwarzen Loch Kamastraka hat. Man erfährt ein wenig mehr über den bizarren Kult der Hexen, aber bei Weitem nicht genug.

Über das Kernreich Tiamande und die legendäre Gottkaiserin erfährt man leider kaum etwas. Die Handlung spielt überwiegend im All und in den Randgebieten des Sternenreichs. Auch die Musen, die noch aus dem Maschinenzeitalter stammen, kommen in „Hexenmacht“ zu kurz und das obwohl sie für den Verlauf der Handlung enorm wichtig sind. Man könnte sagen, Kai Meyer lässt seine Leser regelrecht ausgehungert zurück. Bleibt zu hoffen, dass wir im dritten Band endlich mehr über den König der Gnade, die Maschinen und die Gottkaiserin erfahren werden.


Fazit

Das Universum in „Die Krone der Sterne“ steckt voll bizarrer Wunder und Monstrositäten, über die man in „Hexenmacht“ viel zu wenig erfährt. Stattdessen konzentriert sich die Handlung auf Flucht und Verfolgung. Der Roman bemüht sich, Brücken zwischen dem spektakulären Auftaktband und dem Finale zu bauen, verliert dabei aber die Sympathieträger der Geschichte etwas aus den Augen. Trotzdem weiß auch „Hexenmacht“ zu unterhalten und bietet ein wahnsinnig spannendes Setting, garniert mit so manchem Lovecraft-Moment.


Pro und Contra

+ unterhaltsamer Mix aus Science Fiction und Fantasy
+ die düsteren Geheimnisse der Hexen
+ Ereignisse auf dem toten Hexenplaneten Empedeum
+ spannender Einstieg und rasante Schlusskapitel
+ nach wie vor großes Kopfkino
+ Illustrationen von Jens Maria Weber
+ wunderschöne Gestaltung des Buches

- Hadrath erhält als Antagonist zu viel Raum
- ausgerechnet Shara, Kranit und Iniza kommen zu kurz
- im Mittelteil relativ zäh

Wertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Kai Meyer, Space Fantasy, Science Fantasy, deutschsprachige SF