Tomoe – Göttin des Wassers (Jack Manini, Tieko)

Verlag: Panini; (März 2018)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 15 €
ISBN-13: 978-3741606724

Genre: Historik/ Fantasy


Klappentext

Japan, 1461. In seinen Palast in Kyoto denkt der Shogun darüber nach, Amt und Ehren abzugeben. Doch die Frage seiner Nachfolge entfacht die Eifersucht. Rivalitäten und Hofintrigen schwächen seine Macht.

In einem kleinen Fischerdorf entführt der Pirat Yoshinaka die junge Tetsa. Er ist davon überzeugt, dass sie die Gabe und das Schwert ihrer Vorfahrin Tomoe, der Göttin des Wassers geerbt hat. Der Pirat will aus ihr eine mächtige Kriegerin machen und sie dann heiraten, um so das mythische Paar wiederauferstehen lassen, das sein Vorfahre mit Tomoe gebildet hat – und zum Herrscher von Kyoto aufzusteigen.


Rezension

Japan im Jahr 1461. Das Dorf der jungen Sayo wird von Räubern überfallen und ausgelöscht. Nur sie überlebt und fällt in die Hände des Piraten Yoshinaka. Der hat ganz besondere Pläne mit ihr. Denn sie ist die Nachfahrin von Tomoe der Göttin des Wassers, die einst mit seinem Vorfahren gleichen Namens verheiratet war. Zusammen glaubt er, können sie Japan beherrschen, wenn er Tomoe, wie Sayo nun genannt wird, ausbildet und heiratet. Aber sein Sohn Oda hat auch seine Pläne.
Gleichzeitig überlegt der Shogun in Kyoto zu Gunsten seines Bruders Yoshimi abzudanken, da er keinen eigenen Sohn hat. Dies ruft die Herren Hosokawa und Yamana auf den Plan. Sie wollen selbst die Würde des Shoguns und ihnen ist jede Intrige und jedes Mittel recht. Die Lage wird umso komplizierter, als die Frau des Shoguns schließlich doch noch einem Jungen das Leben schenkt.

Jack Manini und Tieko widmen sich in Tomoe – Göttin des Wassers einer sehr interessanten Zeit in der japanischen Geschichte. Sie verwurzeln sie kurz vor dem Beginn der Sengoku-Ära in der mehr oder weniger das Chaos in Japan herrschte, da kein wirklicher Herrscher existierte. Erst am Ende des 16.Jahrhunderts konnte Japan wieder geeint werden. Die Ereignisse, die zu diesem Chaos führten stehen in Tomoe im Mittelpunkt. Manini erzählt die Geschichte dabei gleich aus mehreren Blickwinkeln und stellt so gleichzeitig die einzelnen Charaktere und ihre Motivation vor, so zu handeln, wie sie es tun. Yamana und Hosokawa sind dabei machtversessen, was der Realität durchaus nahe kommen dürfte, war ihr historisches Handeln die Ursache für die Ereignisse, die die nächsten fast zweihundert Jahre anhalten sollten. Den Shogun selbst und seinen Bruder präsentiert er mehr als Spielball äußerer Mächte, die im Prinzip keine Macht ausüben und nur mitansehen können, wie sich das Reich selbst zerfleischt. Ebenso greift so manche Nebenfigur entscheidend in die Handlung ein, die auch alle gut herausgearbeitet werden.
Was Manini der Historie hinzufügt, ist der Teil über die junge Sayo, deren Leiden- und Lebensweg der Leser mitverfolgen darf. Von Anfang an besitzt sie Mut und eine große Innere Kraft, die sie antreibt. So kann sie auch von dem Piraten Yoshinaka trotz seiner Versuche nicht gebrochen werden, selbst wenn er es versucht. Manini legt jedoch Wert darauf, sie als Mensch zu zeigen und nicht als Superheldin, was ihm, obwohl sie außergewöhnliche Kräfte besitzt, durchgängig gelingt.
Die Handlung umfasst gleich mehrere Jahre. Da der Comic aber nur 48 Seiten hat, ist es klar, dass Jack Manini kürzen und verknappen muss. Er hat sich dazu entschieden, immer wieder Zeitsprünge zu machen, die die Charaktere an bestimmten Punkten zeigen, die für die Handlung wichtig sind. Diese Momente hat er sehr gut gewählt. Alles bleibt stimmig und logisch, nie tritt das Gefühl auf, es wäre etwas wichtiges ausgelassen worden. Die Geschichte präsentiert sich trotz ihrer Struktur als eine Einheit und bannt den Leser so, dass er nicht merkt, wie er Seite um Seite umblättert. Jack Manini nimmt den Leser mit auf eine Reise zu einem fernen Ort und einer fernen Zeit, die ihn so schnell nicht loslässt.

Tiekos Zeichnungen sind auf dem ersten Blick nichts besonderes, auf den zweiten allerdings erschließen sie sich einem erst richtig und es fällt auf, mit welcher Detailfreude er an Tomoe gearbeitet hat. Die Dekors und die Kleidung sind stimmig in Szene gesetzt. Die Charaktere sind alle klar zu unterscheiden, eine Verwechslungsgefahr besteht nicht und Tieko erfasst ihre Emotionen sehr gut. Schmuckstück ist seine Inszenierung von Kämpfen mit dem Schwert, die durch Bildausschnitt, Perspektive und Rhythmus besticht. Die Inszenierung von Tomoes mystischen Fähigkeiten und seine Bilder im Stil von alten japanischen Zeichnungen, wenn innerhalb der Geschichte Legenden erzählt werden, sind gleichfalls sehr gut gestaltet.

Der Band glänzt zudem mit seinem Bonusmaterial. Während der Leser bei ähnlichen Geschichten höchstens vermuten kann, was historisch korrekt ist und was nicht, ist in Tomoe – Göttin des Wassers umfangreiches Hintergrundwissen zur Zeit, in der die Geschichte spielt, enthalten. Ein kurzer Abriss der japanischen Mythologie ist ebenfalls vorhanden und so ergibt sich ein recht gutes Bild darüber, was die Autoren hinzugedichtet haben und wo sie sich an die Fakten halten. Dadurch gewinnt der Mix aus Historie und Mythologie nur noch mehr an Qualität.


Fazit

Tomoe – Göttin des Wassers Bd.1 entführt den Leser in ein fernes Japan zu einer Zeit der großen Umbrüche. Trotz der Struktur ein Lesegenuss, da es Jack Manini versteht, alles geballt, aber dennoch ausführlich darzustellen. Tieko findet dazu häufig beeindruckende Bilder. Für Fans von Japan und den Samurai fast schon ein Pflichtkauf.


Pro & Contra

+ Bonusmaterial
+ Hintergrund
+ Charaktere sind gut herausgearbeitet

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5