Rebecca Andel (05.06.2018)

Interview mit Rebecca Andel

rebecca andel 2018Literatopia: Hallo, Rebecca! Im Juli erscheint Dein Debütroman „Feder & Klinge“ – was erwartet die Leser?

Rebecca Andel: Hallo, Judith! Vom Genre her ist das gar nicht so einfach zu beantworten, da mein Buch abwechselnd an zwei sehr unterschiedlichen Schauplätzen spielt – doch ich würde sagen, die Leser erwartet eine Mischung aus Romantasy, Urban Fantasy und Science Fiction. Es wird stellenweise durch die Thematik ganz schön düster, aber natürlich gibt es auch fröhliche Momente. Fans von gruseligen Dystopien, gehirnverknotenden Zeitreiseparadoxa und Liebesgeschichten werden jedenfalls nicht zu kurz kommen!

Literatopia: In was für einer Welt lebt Raban alias Nummer 023? Und was ist er für ein Mensch?

Rebecca Andel: Er lebt in einer bedrückenden, dunklen Zukunftsvision, wo der undurchsichtige Dr. Mobius Pläne für die Weltherrschaft schmiedet.

Raban/023 wird gefangen gehalten, weiß jedoch nicht warum, da ihm jede Erinnerung an sein früheres Leben fehlt – auch seinen eigenen Namen kennt er nicht. Er ist also auf der Suche nach seiner eigenen Identität und wünscht sich nichts sehnlicher, als frei zu sein. Ich würde sagen, dass Raban/023 ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten ist: Er ist intelligent, mutig und hat ein Herz für Schwächere, jedoch neigt er auch zu Starrsinn und beißendem Zynismus. Wenn er sich in die Enge getrieben fühlt, kann er ganz schön heftig reagieren. Er hat aber einen starken Sinn für Gerechtigkeit und gibt niemals die Hoffnung auf, dass sich am Ende alles zum Guten wenden wird.

Literatopia: Ariane findet Zuflucht im Schreiben. Ist sie ein eher schüchternes Mädchen? Und inwiefern verändert sie sich, als sie bemerkt, dass ihre Welt mit Rabans verbunden ist?

Rebecca Andel: Ja – „schüchtern“ ist so ziemlich der erste Begriff, der mir zu Ariane einfällt. Eigentlich ist „schüchtern“ aber zu harmlos ausgedrückt, denn sie kämpft gegen viele Ängste und hat eine Menge Probleme. Als sie bemerkt, dass ihre Welt mit Rabans verbunden ist, reagiert sie anfangs ungläubig und entsetzt … Aber ich merke gerade, dass ich nicht zu viel verraten sollte!

Ich denke, dass Ariane sich im Laufe des Buches ziemlich stark verändert. Sie bleibt zwar schon ein eher schüchterner und ruhiger Mensch, lernt jedoch auch, über sich selbst hinauszuwachsen, weniger passiv zu sein und für ihre eigene Zukunft zu kämpfen.

Literatopia: Hast auch Du schon einmal für einen fiktiven Charakter geschwärmt? Vielleicht auch einen, den Du Dir selbst ausgedacht hast?

Rebecca Andel: Ein klares „Jein“ – „Schwärmen“ ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, aber ich fühle mich mit vielen Charakteren – auch mit meinen selbst erfundenen – sehr verbunden. Teilweise übernehme ich sogar Gesten oder Verhaltensweisen von ihnen, wenn ich mich in sie hineinversetze. Das kann manchmal recht peinlich werden, wenn ich etwa in der U-Bahn gerade eine Szene plane, und dann gleich die passenden Gesten und Gesichtsausdrücke dazu mache, ohne es überhaupt zu merken.

Literatopia: Wie fühlt sich die erste Veröffentlichung für Dich an? Und wer hat vorher schon Deinen Roman lesen dürfen?

Rebecca Andel: Es ist ziemlich überwältigend, um ehrlich zu sein. Ich kann mir noch immer nicht so recht vorstellen, wie es dann sein wird, tatsächlich ein gedrucktes Buch von mir in den Händen zu halten. Vermutlich werde ich erst in diesem Moment so richtig realisieren, dass all das tatsächlich passiert.

Den ersten Abschnitt des Buches, der als E-Book früher schon einmal erhältlich war, haben bereits einige Leute gelesen. Doch das ganze Buch inkl. zweitem und drittem Abschnitt kennen bisher neben den Leuten vom Verlag nur zwei Testleserinnen – meine Mutter, die immer als erste meine Werke lesen darf, und eine ganz liebe Freundin von mir (hallo, Nana! ;-))

Literatopia: Wie gefällt Dir das Cover von „Feder & Klinge“? Trifft es Deine Geschichte gut?

Rebecca Andel: Das Cover hat mich absolut umgehauen, als ich es zum ersten Mal gesehen habe! Ich glaube, ich musste mich sogar kurz setzen, um nicht aus den Latschen zu kippen. Das Tolle daran ist ja, dass auch meine eigene Illustration (der Rabe) verwendet wurde – alles andere stammt vom großartigen Alexander Kopainski. Dadurch, dass ein Teil von meinem eigenen Coverentwurf im endgültigen Cover zu sehen ist, könnte es gar nicht besser zur Geschichte passen.

Literatopia: Du hast bereits als Kind Geschichten geschrieben und sogar illustriert – erinnerst Du Dich noch an den Inhalt Deiner ersten Werke?

Rebecca Andel: Mal sehen, ob ich das noch zusammenkriege – ich glaube, in einer meiner ersten Geschichten ging es um ein Mädchen, das im Meer einen Fisch fangen will, allerdings keine Angelausrüstung hat. Zum Glück trifft sie einen Jungen mit einem Fischernetz und gemeinsam fangen sie einen Fisch. Der tut ihnen dann leid, sie werfen ihn ins Meer zurück und werden beste Freunde. Ziemlich unspektakulär, ich weiß. Zu meiner Verteidigung: Ich war erst fünf ;-)

Literatopia: Ab wann war für Dich klar: Ich will nicht nur schreiben, sondern auch etwas veröffentlichen? Und wie bist Du vorgegangen?

Rebecca Andel: Eigentlich war mir schon als Kind klar, dass ich eines Tages ein Buch veröffentlichen will. „Autorin“ war immer meine Antwort auf die berühmte Frage „Was willst du einmal werden, wenn du groß bist?“

Dieses Ziel habe ich in meiner Teenager-Zeit allerdings eine Weile aus den Augen verloren, damals habe ich mehr gemalt. Vor etwa drei Jahren habe ich wieder ernsthaft zu schreiben begonnen und bei einigen Wettbewerben mitgemacht. Dann ging eigentlich alles sehr schnell.

Literatopia: Was inspiriert Dich? Und wann ist für Dich die beste Zeit zum Schreiben?

Rebecca Andel: Ganz unterschiedlich. Ich träume manchmal das irrste Zeug und daraus entstehen dann Plots für Geschichten. Ideen habe ich auch oft, wenn ich im Wald spazieren gehe und Musik höre, das mache ich sehr gerne, weil man da die Gedanken so schön schweifen lassen kann. Auch beim Schreiben höre ich leidenschaftlich gerne Musik, am liebsten Metal aus allen Sparten oder Rock-Klassiker.

Ich schreibe meistens nachts, oft bis in die frühen Morgenstunden hinein. Allerdings versuche ich in letzter Zeit, auch öfter mal am Nachmittag zu schreiben, mal sehen, ob ich mir das mehr zur Gewohnheit machen kann.

Literatopia: Welche Genres liest Du gerne? Und hast Du ein Lieblingsbuch oder einen Lieblingsautor?

Rebecca Andel: Ich lese eigentlich ziemlich quer durch den Gemüsegarten fast alles. Meine Lieblingsbücher sind jedoch definitiv alle „Harry Potter“-Teile, die mich sehr geprägt haben. Allerdings lese ich nicht nur Fantasy, Urban Fantasy und Co, sondern bin auch ein großer Fan von Kafka und Dürrenmatt. Wenn man einen allgemeinen Überbegriff finden müsste, würde ich sagen, dass ich mich sehr mit dem Düsteren verbunden fühle, aber auch leidenschaftlich gerne die alten Bücher aus meiner Kindheit zum hundertsten Mal lese.

Literatopia: Auf Deiner Facebookseite kann man einen von Dir gestalteten und von „Feder & Klinge“ inspirierten Bilderrahmen bewundern. Von einer studierten Malerin und Bildhauerin sieht der natürlich phantastisch aus. Widmest Du Dich auch sonst weiterhin Deiner Kunst? Oder hat das Schreiben vollständig übernommen?

Rebecca Andel: Oh, vielen Dank, für das nette Kompliment! In letzter Zeit male ich wieder mehr, auch, wenn ich leider nicht mehr so oft Zeit dafür finde. Derzeit arbeite ich gerade an einer Serie von Ölgemälden, der Titel der Serie ist „Anderswelt.“ Ich verbinde darin mythologische Gestalten aus allen möglichen Mythologien mit meinen eigenen Charakteren und Texten.

Ich würde auch zu gerne wieder Skulpturen machen, aber das ist leider ein bisschen kompliziert ohne Atelier. Meine Nachbarn wären wohl wenig begeistert, wenn ich zuhause den ganzen Tag herumhämmere.

Literatopia: Du hast bei den „Literarischen Winterspielen“ von Janna Ruth mitgemacht – was können wir uns darunter vorstellen? Und was hast Du beigetragen?

Rebecca Andel: Ach ja, das war eine interessante Veranstaltung. Im Prinzip konnten Autoren und Autorinnen kleine Textausschnitte präsentieren und sie von Lesern bewerten lassen. Am Schluss gab es dann eine Siegerehrung. Ich war nicht am Podest, aber Mitmachen ist ja bekanntlich alles ;-) Es war gar nicht so einfach, passende Textausschnitte zu finden, denn meine Geschichten leben immer sehr stark vom Plot, den man in kleinen Ausschnitten einfach nicht gut rüberbringen kann.

Literatopia: Schreibst Du bereits an einem neuen Roman? Und kannst Du uns schon etwas darüber verraten?

Rebecca Andel: Aber gerne doch! Ja, ich schreibe sogar derzeit an zwei neuen Romanen. In einem – „Dornenseele“ ist der Arbeitstitel – wird es viele Anspielungen auf „Alice im Wunderland“ geben. Es ist ein Urban Fantasy/Dark Fantasy-Roman, diesmal voraussichtlich ganz ohne Liebesgeschichte. Stattdessen gibt es ein komplexes Magiesystem, Reisen in andere Welten und gefährliche, fanatische Feuermagier.

Der andere Roman, an dem parallel dazu arbeite – beim Titel bin ich mir noch nicht ganz sicher, entweder „Der Plan des Architekten“ oder „Hinter den Träumen“ – ist um einiges friedlicher und ruhiger als alles, was ich bisher geschrieben habe. Es geht um Träume, Kindheit und darum, wie man wieder auf den richtigen Weg gelangen kann, wenn man glaubt, ihn verloren zu haben.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!


Autorenfoto: Copyright by Thomas Anzinger

Facebookseite der Autorin: https://www.facebook.com/RebeccaAndelAutorin/


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.