Sangre Bd.1 – Sangre, die Überlebende (Christophe Arleston, Adrien Floch)

Verlag: Splitter-Verlag; (Juli 2017)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3958395145

Genre: Fantasy


Klappentext

Die sorglose Kindheit der kleinen Sangre endet an dem Tag, als ihre Familie vor ihren Augen von finsteren Piraten ermordet wird. Dieser Schock löst bei ihr ein Stottern aus. Von nun an wird sie von einem einzigen Gefühl angetrieben, der Rache.

Das verstörte Waisenkind landet zunächst in einem Eliteinternat, wird aber bald weggemobbt und muss sich schließlich auf der Straße durchschlagen. Doch der Zorn, der in ihr lodert, hilft ihr, diese harte Schule zu überleben. Hinzu kommt ein paranormales Talent, das sie eher zufällig entdeckt: Sie kann für einige Momente die Zeit anhalten.


Rezension

Sangre ist mit ihren Eltern unterwegs zum Markt, als sie überfallen werden. Aus dem nichts stürzen sich Piraten auf ihren Flugwesen auf den Wagenzug und Sangres Familie wird teils getötet und teils verschleppt, um als Sklaven verkauft zu werden. Sangre selbst stürzt mit dem Wagen, eine von Yaks gezogene Kutsche mit Ballon, der Räder überflüssig macht, ab. Sie wird von Lady Ydrelena, Angehörige des Magisteriums gefunden. Sie hilft Sangre in der Schule des Magisteriums aufgenommen zu werden und will herausbekommen, wer die Piraten sind und sie zur Rechenschaft ziehen. Dann kehrt sie allerdings nicht zurück und Sangre ist auf sich allein gestellt. Sie fliegt aus der Schule und muss sich auf der Straße durchschlagen. In ihr brennt nach wie vor das Verlangen die Piraten zu finden und zu töten. Viele Anhaltspunkte hat sie nicht. Ihre Gesichter konnte sie nicht sehen. Nur eins ist klar - ein Ligat, ein hochrangiger Beamter und Stütze des Staates war daran beteiligt. Und sie hat einen Plan diesen zu finden. Dabei hat sie Hilfe von ihrem Hund Wolf und einer äußerst nützlichen Fähigkeit. Sie kann kurzzeitig die Zeit anhalten. Der Preis dafür ist zwar hoch, sie wird für unbestimmte Zeit blind, aber lohnenswert. Denn so kann sie für sich selbst sorgen und Dinge erreichen, die sonst nicht möglich wären. Und so macht sich Sangre daran, ihre Todesliste abzuarbeiten.

Nach Die Schiffbrüchigen von Ythaq ist Sangre Arlestons und Flochs zweite große Serie. Sangre ist ganz klar auf acht Bände angelegt, jeder Band wird sich einem der Piraten widmen, die Sangres Familie töteten und wie sie sie zur Strecke bringt. Ein im Grunde einfaches Konzept, das mit Sicherheit auch nicht zum ersten Mal durchexerziert wird. Arleston ist aber ein sehr guter Autor und so würzt er das Grundkonzept mit zahlreichen eigenen Ideen. Die Jagd auf die Piraten wird sich z.B. nicht nur auf eine Welt beschränken, sondern vermutlich auf sieben Welten stattfinden, die alle über Knoten verbunden sind, die die Ligaten benutzen können, von denen einer zu den Piraten gehört. Dieses Konzept verspricht schon mal eine Reise durch unterschiedliche Ansätze für die Fantasywelt in der Sangre spielt. Und es gibt zugleich mehrere Konflikte, die etabliert werden. Denn Ligaten scheinen eine wichtige Rolle in der Welt von Sangre einzunehmen, so dass sie praktisch unantastbar sind. Inwiefern Sangres Handlungen auf die Verhältnisse in der Welt Einfluss haben werden, wird sich noch herausstellen, aber es könnte durchaus interessant werden. Dieser erste Band dient dann auch hauptsächlich dazu, um Hintergründe zu etablieren und vor allem Sangre selbst vorzustellen. Und mit ihr hat Arleston einen wirklich interessanten Charakter geschaffen. Als sie das erste Mal Auftritt, sieht man eine mehr oder weniger eiskalte Killerin. Erst danach bringt Arleston Sangre dem Leser näher, in dem er über den ersten Band hinweg erzählt, wie sie zu der Person wurde, die sie heute ist. Aus einem unschuldigen und unbeschwerten Mädchen, wird so eine starke und zugleich zutiefst verletzte Frau. Ihr Lebensweg ist dabei zwar von Klischees gespickt, diese setzt Arleston aber geschickt zusammen. Langweilig wird Arlestons Erzählung zu keinem Zeitpunkt, sondern er fesselt den Leser an die Handlung, der unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Dazu bekommt sie zwei Eigenarten von ihm spendiert, die zusätzlich dafür sorgen, dass sie interessant wird. Da wäre das Stottern, welches sie seitdem Überfall hat und ihre ganz besondere Gabe, die Zeit anzuhalten. Weil sie dadurch blind wird und die Länge dieser Blindheit vorher nicht weiß, kommt so noch einmal ein Aspekt ins Spiel, der für Spannung sorgt. Sie ist mit Sicherheit nicht ein absoluter Sympathieträger, dafür geht Sangre teilweise zu gnadenlos vor, aber der Leser kann nachvollziehen, warum sie so handelt und hält zu ihr.
Die Gegner gestaltet Arleston unheimlich und unsympathisch. Die Piraten singen während ihrer Taten ein blutrünstiges Lied und die Mädchen mit denen Sangre aufwächst sind an Gemeinheit kaum zu überbieten. Die Namen der Piraten deuten daraufhin, dass jeder einzelne für Sangre zu einer besonderen Herausforderung wird, so dass die Geschichte in den weiteren Bänden mit Sicherheit abwechslungsreich ausfallen wird. Ihr Gegner in diesem Band ist dabei noch relativ unspektakulär, die Art ihrer Rache an ihm ist hingegen eher außergewöhnlich und zeugt von Arlestons Einfallsreichtum.

Adrien Floch kann locker mit Christophe Arleston mithalten. Er bietet eine detaillierte Welt, die durch und durch durchdacht ist und alles auffährt, was zur Fantasy gehört. Dabei interpretiert er gängige Kreaturen auf seine Art neu und weiß mit Totalen, Landschaften und Perspektiven vollends zu überzeugen. Er nimmt den Rhythmus der Geschichte in seine Zeichnungen auf und erschafft so einen Comic, den man in einem Zug durchliest. Dabei darf es auch blutig und brutal zu gehen und hin und wieder baut er eine kleine Prise Humor in seine Bilder ein. Die Farbgebung unterstützt seinen Stil und ist nicht etwa düster angelegt, sondern durchaus farbenprächtig. Optisch ist Sangre ebenso eine Wucht, wie die Geschichte selbst.


Fazit

Sangre, die Überlebende ist ein perfekter Einstieg in eine Reihe, die sehr interessant und spannend zu werden verspricht. Arlestons Erzählkunst und Flochs Fähigkeiten am Zeichenstift ergänzen sich optimal. Für Leser düsterer Fantasy eine klare Empfehlung.


Pro & Contra

+ Sangre
+ Hintergrund und Welt
+ sehr gute Zeichnungen
+ interessante Ansätze

Bewertung:


Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Arleston und Floch:

Rezension zu Sangre Bd.2
Rezension zu Sangre Bd.3