Sangre Bd.2 – Fesollgio, der Unerbittliche (Christophe Arleston, Adrien Floch)

Verlag: Splitter-Verlag; (April 2018)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3958395152

Genre: Fantasy


Klappentext

Die sorglose Kindheit der kleinen Sangre endet an dem Tag, als ihre Familie vor ihren Augen von finsteren Piraten ermordet wird. Dieser Schock löst bei ihr ein Stottern aus. Zehn Jahre später macht sie sich daran, die Verbrecher einen nach dem anderen aufzuspüren.

Fesollgio ist einer von ihnen. Aber er ist auch einer der größten Maler von Tarask, einer Welt, wo die Menschen mit gefährlichen Wesen zusammenleben, die sensibel auf Kunst reagieren: Nur ein grandioses Werk kann verhindern, dass man von diesen Ungeheuern zerfleischt wird...


Rezension

Sangres Jagd auf die Mörder ihrer Familie und die Entführer ihrer Mutter hat begonnen. Nachdem sie von Achron erfahren hat, wer die Piraten sind und von einem den Aufenthaltsort, begibt sie sich auf die Reise nach Tarask. Eine faszinierende Welt, auf der Künstler, die wichtigsten Personen sind. Denn nur Kunst hält die blutrünstigen Fluxe zurück, die ansonsten jeden zerfleischen würden. Ironischerweise ist der Mörder Fesollgio einer der bekanntesten und angesehensten Künstler von ganz Tarask, auch wenn er derzeit praktisch am Boden liegt und sein Leben nicht mehr lebenswert ist. Er trinkt und hat schon lange nichts bemerkenswertes geschaffen. Der Tod wäre eine Gnade für ihn und so macht sich Sangre die Mühe ihn kennenzulernen und erarbeitet einen Plan, der seinen Tod für ihn nicht mehr wünschenswert macht.

In Sangre, die Überlebende etablierten Christophe Arleston und Adrien Floch ihre Welt und ihren Hauptcharakter Sangre. Im vorliegendem zweiten Band widmen sie sich nun dem ersten richtigen Opfer Sangres auf ihrer Todesliste. Achron war zwar auch am Überfall beteiligt, indem er den Piraten Reisemöglichkeiten bot, die sie sonst nicht gehabt hätten, Fesollgio ist aber der Erste, der  gehandelt und gemordet hat. Nun hätte Arleston sich in seiner Geschichte darauf konzentrieren können, dass Fesollgio von Grund auf Böse ist und infolgedessen ein actionreiche Hetzjagd inszenieren können. Aber dies tut er genau nicht. Stattdessen nimmt er sich die Zeit Fesollgio abseits der ausgetretenen Pfade zu charakterisieren. Er zeichnet Fesollgio als einen ehemals erfolgreichen Künstler, der alles verloren hat und verbannt wurde. Arleston zeigt ihn als Getriebenen seiner Kunst und als jemand, der an sich verzweifelt und hungrig nach Leben ist. Dabei besitzt er eine große Anziehungskraft auf seine Umgebung, insbesondere auf Frauen. Selbst Sangre kann sich ihm nicht ganz entziehen. Fast verfängt sie sich in seinem Charme, aber ihr Durst nach Rache überwiegt immer wieder und lässt sie weiter an ihrem perfiden Racheplan arbeiten, Fesollgio auf dem Höhepunkt seiner Kunst, im Moment seines Triumphs zu töten. Dass sie dafür noch nicht einmal selbst zum Dolch greifen muss, ist das I-Tüpfelchen auf ihrem Plan, denn seine größten Bewunderer sollen auch seine Mörder sein.
Fesollgio ist durchaus ein interessanter Charakter, durch den Sangre auch weitere Facetten erhält, da man sie nun in direkter Interaktion mit einem ihrer Feinde sieht, ohne dass sie ihn sofort tötet.
Ein ganz wichtiger Punkt bei Fesollgio, der Unerbittliche ist zudem die Welt, die Arleston und Floch hier entwerfen. Eine Welt, in der die Kunst alles ist und die von Wesen geplagt wird, die nur durch wahre Kunstwerke abgehalten werden können, sich auf die Menschen zu stürzen. Die Idee ist faszinierend und wird hervorragend ausgeführt von Autor und Zeichner. Tarask ist eine Welt in der man zwar nicht leben möchte, die aber aber unweigerlich eine gewisse Anziehungskraft ausübt, egal wie gefährlich sie ist.

Adrien Floch hat hier die Möglichkeit seiner Phantasie freien Lauf zu lassen. In üppigen Dekors entwirft er eine farbenprächtige Welt, die zwar in ihrem Kern dekadent, aber von der Kunst geprägt ist. Er zitiert die Kunst immer wieder. Ein besonderes Zitat ist dabei die Hommage an Vincent van Gogh, dessen Sternennacht in einem der Werke von Fesollgio wiederzufinden ist. So bedeutend es damals für die irdische Kunst war, so bedeutend ist es für Fesollgio, der aufgrund seines Werkes neue Höhen des Ruhms erreichen kann.
Adrien Floch beweist mit diesem Band, dass man einen Comicband nicht unnötig mit Action anreichern muss, um den Leser hineinzuziehen und einen Sog im Lesefluss zu erzeugen.


Fazit

Sangre jagt den Künstler Fesollgio und herauskommt mehr als nur eine Hetzjagd. Fesollgio, der Unerbittliche ist vielschichtig und intelligent geschrieben. Ein starker Band, der Sangres Geschichte spannend weiterführt.


Pro & Contra

+ Sternennacht wird zitiert
+ Sangres Plan
+ Fesollgio wird ausführlich charakteresiert

Bewertung:


Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Arleston und Floch:

Rezension zu Sangre Bd.1
Rezension zu Sangre Bd.3