Idol - Gib mir die Welt (Kristen Callihan)

Lübbe LYX (Juli 2018)
Übersetzt von Anika Klüver
Klappenbroschur, 423 Seiten, 12,90 EUR

ISBN: 978-3-7363-0696-7

Genre: Liebesroman


Klappentext

Er ist ein Rockstar. Die Welt liegt ihm zu Füßen. Doch er will nur sie. Ruhig, unaufgeregt, zurückgezogen – so würde Libby Bell ihr Leben beschreiben. Doch das ändert sich, als sie eines Morgens einen fremden Typ in ihrem Vorgarten findet. Killian ist sexy und charmant – und ihr neuer Nachbar. Obwohl Libby sich nach dem Tod ihrer Eltern geschworen hat, niemanden mehr an sich heranzulassen, berührt Killian ihr Herz auf eine ganz besondere Art und Weise. Was Libby nicht weiß: Sie ist drauf und dran, sich in niemand anders als Killian James zu verlieben – Leadsänger und Gitarrist der erfolgreichsten Rockband der Welt …


Rezension

Seit dem Tod ihrer Eltern führt Liberty Bell das Leben einer Einsiedlerin – bis ein sturzbetrunkener Penner mit dem Motorrad durch ihren Gartenzaun kracht. Libby ist alles andere als begeistert und bearbeitet den stinkenden Typen erst einmal mit dem Gartenschlauch. Doch dann siegt ihr Mitgefühl und sie kümmert sich um den stark alkoholisierten Fremden. Am nächsten Tag glaubt sie, ihn wieder loszuwerden, doch der Kerl ist ihr neuer Nachbar. Noch dazu der erfolgreiche Rockstar Killian James, was Libby erst erfährt, als sich zwischen ihnen bereits eine von Neckereien und der Liebe zur Musik geprägte Freundschaft entwickelt hat. Als daraus eine heiße Romanze wird, muss sich Libby entscheiden, ob sie weiterhin in ihrer selbstgewählten Einsamkeit leben oder den Schritt ins Rampenlicht wagen will …

“Idol – Gib mir die Welt“ hat ein wahrlich leidenschaftliches Protagonistenpaar zu bieten. Killian brennt für seine Musik und für Libby, die ihn zunächst abblitzen lässt und jeden seiner Sprüche kontert. Die ruhige junge Frau, die leckere Kekse backt und gern im Garten arbeitet, entpuppt sich als erstaunlich schlagfertig und gerade weil sie Killian nicht anhimmelt, sondern auf Abstand hält, interessiert er sich für sie. Als er dann noch entdeckt, dass Libby eine phantastische Stimme hat, ist es um Killian geschehen und er will sie unbedingt mit auf Tour nehmen. Libby zögert jedoch, da sie unter schrecklichem Lampenfieber leidet und ihre Eltern – beide Musiker – sie stets davor gewarnt haben, ein Leben als Star anzustreben. Doch Killian lässt nicht locker und gewinnt Libby für sich und für die Musikwelt.

Killian hinterlässt in seinem volltrunkenen Zustand einen schlechten ersten Eindruck, doch bald wird klar, dass hinter seiner Trinkerei jede Menge unterdrückter Schmerz steckt. In seiner Band gibt es gewaltige Probleme und die Musiker haben eine Pause eingelegt, die Killian nutzt, um sich vor der Presse und der Welt zu verstecken. Die ruhige Zeit mit Libby gibt ihm die Chance, zu sich selbst und zur Musik zurückzufinden. Dabei liest sich das erste Drittel des Romans unheimlich schnell weg, da man unbedingt mehr über Killian erfahren möchte und die Annäherung der Protagonisten mit Spannung verfolgt. Dass die beiden abseits der Bühne und des Blitzlichtgewitters zusammenfinden, ist enorm wichtig für ihre Beziehung, die noch auf eine harte Probe gestellt wird.

Leider dient die Musik letztlich doch nur als schmucker Rahmen der Liebesgeschichte, die mit heißen Sexszenen und einer emotionalen Achterbahnfahrt die Ansprüche der Leserschaft bedient. Auch die Szenen auf der Bühne sind durchaus gelungen, doch sie sind zu kurz gehalten und alles bleibt relativ oberflächlich, auch wenn Kristen Callihan einige Rockklassiker unterbringt. Der Funke springt nicht über und das Beziehungswirrwarr von Libby und Killian drängt sich immer wieder in den Vordergrund, während die Musik zunehmend zu einem blassen Hintergrund verkommt. Besonders schade ist, dass ausgerechnet die Songs, die Libby und Killian zusammen schreiben, in der teils von Klischees getragenen Handlung untergehen.

“Idol“ hebt sich dennoch vom Liebesroman-Einheitsbrei ab. Libby ist eine starke Protagonistin, die sich zwar teilweise wie eine Liebeskranke verhält, aber niemals ihren Stolz und ihre Eigenständigkeit einbüßt. Sie blüht im Verlauf der Geschichte auf, auch wenn sie mit Sexismus zu kämpfen hat und so manches Mal den Kopf in den Sand stecken will. Killian unterstützt sie dabei, ihren eigenen Weg zu gehen, wobei er sich ungeschickt anstellt, genauso wie Libby. Viele ihrer Probleme machen sich die beiden selbst, wodurch die Handlung künstlich gestreckt wird. Der lockere Schreibstil samt der spritzigen Dialoge lassen die Seiten trotzdem dahinfliegen.

Die Erotik in „Idol“ ist explizit und schnörkellos, aber nicht unnötig ausschweifend. Die Sexszenen sind von Leidenschaft und emotionalem Chaos geprägt und damit extrem heiß. Auch wenn man darüber schmunzeln muss, wie gut Killian (natürlich) ausgestattet ist. Für einen echten Rockstar ist er dabei fast etwas zu zahm, wie auch seine Bandkollegen, die zwar wenig anbrennen lassen, aber insgesamt auch zu brav daherkommen. Aber wie Killian im Roman erwähnt: Die Zeit der richtigen Rockstars ist vorbei – in der heutigen Zeit, wo jedes Fehlverhalten beobachtet und im Internet veröffentlicht wird, muss man sich zusammenreißen.


Fazit

”Idol – Gib mir die Welt“ punktet mit seiner starken Protagonistin, die ihre Liebe zur Musik wiederentdeckt und im Verlauf der Handlung regelrecht aufblüht. Libby ist verdammt schlagfertig und damit der perfekte Gegenpart zu Killian, der natürlich extrem heiß ist, dabei aber auch charakterlich überzeugt.


Pro und Contra

+ starke Protagonistin, die sich weiterentwickelt
+ Killian überzeugt als vielschichtiger Charakter
+ Licht- und Schattenseiten der Musikbranche
+ lockerer Schreibstil mit spritzigen Dialogen
+ heiße Liebesszenen
+ cooles Cover

o diverse Klischees, an der sich die Zielgruppe wohl nicht stören wird

- Killian wirkt als Rockstar etwas zu zahm
- die musikalischen Aspekte bleiben zu oberflächlich

Wertung: sterne3.5

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu "Idol - Gib mir dein Herz" (Band 2)

Tags: Romance, Rockstar-Romance