Bad Friends - Was habt ihr getan? (Gilly Macmillan)

bad friends macmillan

Droemer Knaur (Juli 2018)
Klappenbroschur, Knaur TB
416 Seiten, 14,99 EUR
ISBN: 978-3-426-52258-5

Genre: (Psycho-)Thriller


Klappentext

Heimlich haben sie sich nachts davongeschlichen, wie Jungs das eben manchmal tun: Abdi Mahal und Noah Sadler, die beste Freunde sind, seit Abdi, der Flüchtlingsjunge aus Somalia, Noahs Schule besucht. Doch in dieser Nacht wird Noah bewusstlos aus Bristols Feeder Canal gezogen, und aus dem traumatisierten Abdi ist kein Wort herauszubekommen. Während Noah im Koma liegt und um sein Leben kämpft, soll Detective Inspector Jim Clemo möglichst taktvoll ermitteln - denn Fremdenfeindlichkeit brodelt unter der glänzenden Oberfläche der Stadt. Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen, die das Leben beider Freunde und ihrer Familien zu zerstören droht?


Rezension

Noah Sadler, der Junge aus begütertem Haus, und Abdi Mahal, der somalische Flüchtlingsjunge mit Stipendium für die renommierte Privatschule, sind seit ihrer Kindheit die besten Freunde und unzertrennlich. Noah ist an Krebs erkrankt und zu Beginn der Handlung weiß er schon, dass keine Heilungschancen für ihn bestehen. Die letzten Monate seines Lebens möchte er noch nutzen und eine sogenannte Löffelliste abarbeiten, um einmal noch die Dinge zu tun, die die Krankheit ihm verwehrt hat. Dazu gehört auch aus der Rolle des braven Sohnes auszubrechen. Er überredet seinen Freund Abdi nachts heimlich das Haus zu verlassen und durch Bristol bis zum Feeder Canal, wo die dramatische Handlung beginnt, zu gehen.

Der Ausflug der beiden Jungen endet damit, dass Noah bewusstlos aus dem Canal gezogen wird und Abdi so sehr unter Schock steht, dass es ihm selbst dann nicht möglich ist, über den Vorfall zu sprechen, als er selbst ins Visier der Ermittlungen gerät. Detective Inspector Jim Clemo, der selbst gerade eine schwere, psychische Erkrankung durchgemacht hat, wird mit diesem Fall betraut. Genau wie Abdi und Noah hat auch er mit seinen Dämonen zu kämpfen, denn die Geschehnisse in jener Montagnacht sind nicht die einzigen dunklen Geheimnisse von Abdi Mahal.

"Bad Friends" ist das spannende Werk der britischen Autorin Gilly Macmillan ("Perfect Girl"). Ohne Kitsch und Pathos beschreibt sie eine Freundschaft zwischen zwei fünfzehnjährigen Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist Noah Sadler, britischer Staatsbürger aus gutem Haus und Abdi Mahal, der Junge, der im Kleinkindsalter als Flüchtling mit seiner Familie auf die Insel kam. Familie Mahal straft jegliches Klischee vom Flüchtling Lügen und hat sich im Laufe der Jahre eine bürgerliche Existenz aufgebaut. Die Tochter Sofia studiert an der Hebammenschule, während der begabte Sohn ein Stipendium an einer renommierten Privatschule erhalten hat. Trotzdem haftet ihnen der Status der Flüchtlinge unterschwellig an und auch wenn sie sich noch so sehr bemühen, steht ihre Herkunft immer zwischen ihnen und den eingesessenen Einwohnern Bristols. So wünscht sich Noahs Mutter für ihn einen anderen Freund und reagiert manchmal fast eifersüchtig auf die innige Beziehung Noahs zu Abdi, den sie nur widerwillig akzeptiert. Abdi wird im Zuge der Ermittlungen um Noahs Unfall schnell zum Verdächtigen und läuft von zu Hause weg, auch um ein gut gehütetes dunkles Geheimnis seiner Familie zu lüften.

Macmillan lässt die beiden Hauptfiguren, Jim Clemo als ermittelnder Detective und Noah Sadler - der während der Handlung im Koma liegt - aus der Ich-Perspektive berichten und schafft damit eine Brücke zum Leser, der sich mit beiden Figuren identifizieren kann. Die Nebenfiguren werden wieder in der neutralen Perspektive beschrieben. Noah Sadler und Jim Clemo verbindet eine schwer Erkrankung. Bei Noah ist es körperlich (Krebs), während Clemo in einem Fall versagt hat und monatelang psychiatrisch behandelt wurde. Auch nachdem Noah seinen Kampf verliert und nur noch Clemo aus der Ich-Perspektive erzählt, ist "Bad Friends" noch nicht am Ende, sondern nimmt eine weitere, spannende und dramatische Wendung.


Fazit

"Bad Friends" ist spannend und mitreißend von der ersten bis zur letzten Zeile. Macmillan hat ein Werk geschaffen, das zeigt, das wahre Freundschaft jede Grenze einreißen kann und Herkunft nicht zwangsläufig mit Charakter verbunden ist, sondern der Mensch immer die Wahl hat, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Die Autorin verzichtet dabei auf jegliche Form von Kitsch, sondern beschreibt einfühlsam die Probleme des Erwachsenwerdens und die Suche nach der eigenen Identität eines jungen Meschen, der zwischen zwei Kulturen lebt. Da einige Szenen verstörend auf Jugendliche wirken könnten, ist der Roman eher empfehlenswert für Erwachsene und vor allem politisch Interessierte, die sich mit Flüchtlingen und ihren Problemen, die nicht immer finanzieller Art sind, auseinandersetzen.


Pro & Contra

+ Figuren, mit denen man sich identifizieren kann
+ nicht vorhersehbar
+ Verzicht auf Kitsch und Pathos
+ einfühlsamer Erzählstil

Wertung: sterne5

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/ Leistung: 5/5