Violet Evergarden – Volume 1, Blu-ray
Regie: Taichi Ishidate
Format: 1,78:1 (1080p/24) / / DTS-HD 2.0
Sprache: Deutsch, Japanisch (Untertitel: Deutsch)
Extras: Japanische Kinotour Teil 1 (jap. Originalton mit deutschen Untertiteln), Booklet, Postkartenset
Daten: Universum Anime (August 2018), ca. 72 Minuten, 32,99 EUR
Genre: Drama / Science Fiction / Fantasy
Rezension
Violet Evergarden sieht aus wie eine hübsche junge Dame, ist aber eigentlich eine militärische Waffe. Nach dem Krieg erwacht sie einem Hospital, mit metallenen Prothesen statt Armen. Schnell lernt sie damit umzugehen und nimmt ihre Situation ohne sichtbare Emotionen hin. Als Waffe war sie es gewohnt, Befehle zu befolgen, ihr eigenes Selbst hat dabei keine Rolle gespielt. Doch genau dieses möchte ihr ehemaliger Vorgesetzter Hodgins in ihr zum Vorschein bringen. Er hat Mitleid mit Violet und möchte ihr ein normales Leben ermöglichen. Um sie zu unterstützen, stellt er sie in seiner Firma als Briefzustellerin ein, doch Violet interessiert sich mehr für die Arbeit als Autonome Korrespondenz-Assistentin. Sie möchte menschliche Emotionen verstehen lernen und damit auch die Worte, die ein besonderer Mensch auf dem Schlachtfeld zu ihr sagte …
Die Geschichte um Violet Evergarden spielt in einer Fantasywelt, die in etwa auf dem Stand des späten 19. Jahrhunderts ist, in manchen Belangen aber auch viel weiter – man denke an Violets Armprothesen, die bis in die Fingerspitzen technische Meisterwerke sind, so wie sie selbst als humanoide Waffe. Dennoch erntet Violet immer wieder irritierte oder mitleidige Blicke, wenn sie ihre metallenen Hände enthüllt (meist trägt sie Handschuhe). Ihr vollkommen unemotionales Wesen eckt regelmäßig an, was ihr aber zunächst nichts ausmacht. Sie wartet geduldig auf Befehle und ist bemüht, diese perfekt auszuführen. Im Verlauf der Handlung wird jedoch deutlich, dass Violet durchaus Emotionen hat, diese aber nicht versteht und nicht richtig einordnen kann. Dies wird insbesondere in Rückblicken auf das Kriegsgeschehen deutlich.
Violets soziale Unbeholfenheit führt immer wieder zu Missverständnissen bei ihren Kunden, die sie mit ihrer Direktheit geradezu erschreckt. Ihre Kollegen bemühen sich jedoch, sie zu integrieren und unterstützen sie weitgehend bei ihrem Wunsch, Briefe für andere Menschen zu schreiben, um so ihre Emotionen zu verstehen. Allen voran Hodgins, der von einem Freund gebeten wurde, sich gut um Violet zu kümmern. Doch auch die anderen Korrespondenz-Assistentinnen freunden sich nach anfänglichem Befremden und teilweise auch Ablehnung mit ihr an. Postbote Benedict hat dagegen keine Berührungsängste, er ist höchstens genervt, weil er sich um eine junge Frau kümmern soll, noch dazu um eine, die in seinem Bereich keinerlei Berufserfahrung hat. Darüber hinaus gelingt es Violet sogar, Freunde zu finden, auch wenn sie noch nicht viel mit diesem Begriff anfangen kann.
Der Erzählstil von „Violet Evergarden“ ist ruhig und leicht melancholisch. Für Violet sind der Frieden und die Zivilgesellschaft gleichermaßen fremd. Sie fühlt sich anfangs nutzlos und nur der Gedanke an Gilbert, mit dem sie zusammen gekämpft und der ihr ihre Befehle gegeben hat, hält sie aufrecht. Sie will verstehen, was er zu ihr gesagt hat und begreift dabei nicht, warum ihr das so wichtig ist. Auch die Nebengeschichten haben einen melancholischen Unterton und sind vom Leid der Kriegsgeplagten geprägt. Auch wenn der Krieg vorbei ist, sind die Wunden noch lange nicht verheilt und Violet ist nicht die einzige, die sich in dieser Welt zurechtfinden muss. Viele Szenen in diesem Anime berühren tief und regen zum Nachdenken an.
“Violet Evergarden“ ist überaus schön gezeichnet und steckt voller Liebe zum Detail. Seien es Gebäude oder Kleidungsstücke, alles passt zur Atmosphäre des viktorianischen Zeitalters und dem damaligen Kolonialismus. Die Persönlichkeit der verschiedenen Charaktere wird dabei auch über ihr Aussehen und ihre Mimik und Gestik transportiert. Einzig die Farben der Landschaften sind manchmal etwas zu intensiv, vor allem der Abendhimmel, der dadurch überzeichnet und unnatürlich wirkt. Dennoch ist „Violet Evergarden“ wunderbar anzusehen.
Fazit
”Violet Evergarden“ ist eine herzerwärmende Geschichte über eine junge Frau, die zum Töten geschaffen wurde und verstehen will, das Liebe ist. Violet wirkt verloren in einer Welt, die gleichermaßen von Aufbruchsstimmung als auch von den Wunden es Krieges geprägt ist, doch mit jeder Folge wirkt sie menschlicher und entdeckt neue Facetten ihrer eigenen Persönlichkeit.
Pro und Contra
+ berührend und nachdenklich stimmend
+ Violet entdeckt ihr eigene Persönlichkeit
+ liebenswerte Nebencharaktere
+ spannendes Setting mit dem Flair des 19. Jahrhunderts
+ sehr schöne Animationen mit Liebe zum Detail
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Animationen: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5
Szenenbilder: © 2017 Kana Akatsuki, Kyoto Animation / Violet Evergarden Production Committee