Liebe ist... nur ein anderes Wort für Hass! (Louis, Marty, Daviet)

Verlag: Panini; (Juni 2018)
Gebundene Ausgabe: 76 Seiten; 20 €
ISBN-13: 978-3741606694

Genre: Drama


Klappentext

Eine verbotene Freundschaft im vom Rassenhass geprägten Louisiana der 1930er Jahre!

Sie sind Freunde fürs Leben. Nichts scheint Will und Abe trennen zu können – weder die Feindschaft ihrer Familien noch der hasserfüllte Rassismus, den die gesamte amerikanische Gesellschaft plagt. Als sie sich kennenlernen, hat Will, ein Junge aus der Mittelschicht, gerade erhebliche Probleme in der Schule. Abe dagegen ist sehr gelehrig, aber wegen seiner dunklen Hautfarbe gesellschaftlich geächtet.

Abe hilft Will durch die Schulzeit und Will steht seinem Freund zur Seite, wann immer es vonnöten ist – gemeinsam trotzen sie über Jahre dem Druck der Gesellschaft, der Gewalt und dem täglichen, allgegenwärtigen Rassismus. Aber die Belastungen, denen die Freundschaft ausgesetzt ist, sind enorm und immer wieder nimmt das Leben der beiden dramatische Wendungen.

Ein beeindruckendes Gesellschaftsporträt aus dem Süden der USA im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts.


Rezension

Louisiana 1929. Abe und Will sind trotz ihrer unterschiedlichen Hautfarbe und dem täglichen Rassismus Freunde. Als Will Abe vor dem Ertrinken rettet, erzählt dieser ihm sein Geheimnis. Trotz der herrschenden Diskriminierung hat er es geschafft, Lesen und Schreiben zu lernen und sich so zu bilden. Er verspricht dem einfältigen Will, ihm in der Schule zu helfen, so dass Wills herrischer Vater, zumindest etwas zufriedener mit ihm sein wird. Die Jahre gehen ins Land. Will hat mittlerweile eine Firma gegründet und Abe hilft ihm diese zu führen, allerdings im Verborgenen. Denn einen Schwarzer als Boss würden wohl die wenigsten Arbeiter zu der Zeit im Süden der USA akzeptieren. Die Freundschaft der beiden Männer leidet darunter, aber so richtig auf den Prüfstand gestellt, wird sie erst dadurch, dass Wills Vater ihn zur Heirat drängt. So tritt eine Frau in Wills Leben und drängt sich zwischen ihm und seinen Freund. Und damit nicht genug, sie entwickelt einen Plan, um Abe zu erpressen.

Die 30er Jahre im Süden der USA. Noch immer ist der Rassismus in der ganzen Gesellschaft mehr als präsent. Der Ku-Klux-Clan veranstaltet sogenannte Picknicks bei denen Schwarze gejagt werden. Eine Freundschaft zwischen einem weißen und einem schwarzen Jungen scheint unmöglich und doch gibt es sie. Abe und Will sind unzertrennlich. Dieses Szenario haben sich Stéphane Louis und Lionel Marty ausgewählt, um eine Geschichte über Freundschaft und Rassismus zu erzählen. Dabei umschiffen sie die üblichen Klischees und kreieren eine etwas ungewöhnlichere Geschichte. Sie greifen nicht auf das Szenario des intelligenten Weißen zurück, der einem Schwarzen Möglichkeiten eröffnet, die er sonst nicht hätte, sondern sie zeigen sowohl Will als auch Abe auf eine ganz eigene Weise als starke Persönlichkeiten. Will muss sich gegen seinen Vater durchsetzen, was er zunächst nicht kann und Abe schafft es, auf seine eigenen Art und Weise eine Ausbildung zu bekommen. Beide sind aber in den Vorurteilen der Gesellschaft gefangen und es ist für sie unheimlich schwer aus ihnen auszubrechen. Und dies gilt tatsächlich für beide Männer. Denn Louis und Marty greifen nicht nur den altbekannten Rassismus der Weißen gegenüber den Schwarzen auf, sondern zeigen, dass eben auch Rassismus in umgekehrter Richtung existierte. Dieser hatte zwar eine andere Ausprägung, aber ist mindestens genauso zu verurteilen. Dabei verurteilen Autor und Zeichner keine der beiden Seiten mehr als die andere. So müssen Abe und Will einen Weg finden ihre Freundschaft in einer Welt zu bewahren, in der eigentlich alles gegen sie spricht. Diesen Weg gestalten Louis und Marty nachvollziehbar und mit vielen Schlaglöchern. Das größte Problem ist dabei eine Frau, die tatsächlich dafür sorgen könnte, dass die beiden ihre Freundschaft vergessen. Es ist ihren starken Charakteren geschuldet, dass ihr Plan fehl geht. So lebt die Geschichte nicht nur von ihrem Thema, sondern ebenso von den Figuren, die alle realistisch gestaltet sind und ein Eigenleben besitzen. Liebe ist... nur ein anderes Wort für Hass! wird so zu einem wichtigen Beitrag über Rassismus und seine Folgen und über eine Freundschaft, die Grenzen überwinden kann.

Die Zeichnungen von Lionel Marty fangen die Atmosphäre des Südens der USA ein. Seine Figuren zeichnet er realistisch, jedoch etwas überzeichnet, führt dies aber nicht so weit, dass sie zu Karikaturen verkommen. Vielmehr verstärkt er dadurch die Intensität der Bilder und lässt Bedrohungen auf diese Weise noch finsterer und düsterer wirken. Sowieso gelingt ihm das Spiel zwischen Spannung und Entspannung, welches sich ebenso in der Erzählung wiederfindet und er kann die Geschichte zu jeder Zeit voll unterstützen.


Fazit

Eine starke und wichtige Geschichte wird von Louis & Marty in Liebe ist... nur ein anderes Wort für Hass! erzählt. In Zeiten zurückkehrender Ausländerfeindlichkeit ist sie umso wichtiger. Will und Abes Geschichte ist eindrucksvoll und macht betroffen und lässt zugleich Hoffnung auf Besserung entstehen.


Pro & Contra

+ wichtiges Thema
+ starke Charaktere
+ gute Zeichnungen

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5