Der Wendekreis der Schlangen – Lady Trents Memoiren Bd. 2 (Marie Brennan)

Verlag: Cross Cult; (März 2018)
Taschenbuch: 330 Seiten; 14 €
ISBN-13: 978-3959815055

Genre: Fantasy


Klappentext

In diesem beeindruckend offenherzigen Nachfolger von „Die Naturgeschichte der Drachen“ blickt Lady Trent auf die nächsten Schritte ihrer glorreichen (und gelegentlich skandalösen) Karriere zurück. Drei Jahre nach ihrer schicksalhaften Reise durch Vystrana bricht sie zu einer Expedition auf, die sie auf den wilden, kriegszerrütteten Kontinent Eriga führt. Dort liegt die Heimat der exotischen Sumpfwyrme.

In Begleitung eines alten Freundes und einer Erbin auf der Flucht muss sich Isabella unmenschlicher Hitze, Palastintrigen und anderen Bedrohungen stellen, um ihre grenzenlose Drachenfaszination zu befriedigen. Selbst wenn sie dafür tief in den verbotenen Dschungel vordringen muss. Dort werden ihr Mut, ihr Einfallsreichtum und ihre wissenschaftliche Neugierde auf die Probe gestellt, wie sie es bislang noch nicht erlebt hat.

Während dieser Jahre wurde ich der Unzucht und des Hochverrats beschuldigt sowie die schlechteste Mutter Scirlands zu sein....
-Lady Trent


Rezension

Drei Jahre sind vergangen seitdem Lady Trent nach Vystrana gereist ist und dort ihren Mann verloren hat. Sie lebt von ihrem Erbe und von dem Einkommen aus den Büchern, die während der Expedition nach Vystrana entstanden sind. Nun aber will sie eine weitere Reise unternehmen und diese soll sie auf den Kontinent Eriga führen, nach Bayembe, einem Land, das am Rande eines Krieges steht und von Isabellas Heimatlan Scirland militärische Unterstützung für Handelsvorteile bekommt. Bevor sie aber aufbrechen kann, erfährt sie noch, dass jemand versucht, die von ihr mitfinanzierten und geheimgehaltenen Forschungen zur Konservierung von Drachenknochen zu stehlen. Die Suche nach dem Täter muss sie aber Lord Hilford überlassen, während sie sich mit Thomas Wilker und Natalie, ihrer neuen Gesellschafterin und Enkelin Lord Hilfords, auf den Weg nach Bayembe macht. Dort beschäftigen sie zunächst die Verhältnisse im Palast, ehe sie sich endlich ihrem eigentlich Ziel der Reise widmen kann. Der Erforschung der Sumpfwyrme im Dschungel von Mouleen. Isabella gelingt es, dass die Ureinwohner des Dschungels ihr Wohlgesonnen sind und ihr ihre Welt zeigen. Schon bald kann sie daraus großen Nutzen ziehen, denn eine große Bedrohung für Bayembe bahnt sich ihren Weg durch den Dschungel.

Mit Die Naturgeschichte der Drachen etablierte Marie Brennan ihre Abenteurerin Lady Trent, die in einer Gesellschaft aufwächst, die der Englischen im 19. Jahrhundert mehr als nur ähnelt, und sich ihren Weg zu einer Naturforscherin erkämpfen muss. Diesen Weg beschreitet sie in Der Wendekreis der Schlangen weiterhin, denn natürlich war mit dem Ende des ersten Bandes ihr Ziel, als Wissenschaftlerin anerkannt zu werden, noch längst nicht erreicht. Dabei zeichnet Isabella Hendemore auch weiterhin ihre große Neugier und Wissbegier aus. Marie Brennan gestaltet die Abenteuer ihrer Heldin weiterhin ganz im Stil der großen Abenteuerromane des 19./ beginnenden 20. Jahrhundert. Jules Verne, Henry Rider Haggard und Sir Arthur Conan Doyle stehen weiterhin Pate und dürften nicht nur eine kleine Inspirationsquelle gewesen sein. Zum anderem scheint aber auch immer Marie Brennans Fachwissen zur Archäologie, Völkerkunde und Anthropologie durch. Wenn Lady Trent ihre Entdeckungen und ihre Methoden beschreibt, so gewinnt der Leser sofort den Eindruck, dass gemessen an der Zeit, in der die Geschichte spielt, durchaus alles realistisch gestaltet ist. Ebenso ist ihre wissenschaftliche Neugierde und Leidenschaft äußerst passend und genauso vorstellbar. Hier beschönigt Marie Brennan nichts, dichtet jedoch ebenso wenig etwas hinzu.

Trotzdem ist Der Wendekreis der Schlangen keine trockene Abhandlung über Flora, Fauna und Menschen, sondern ein Abenteuerroman, der sehr gut zu unterhalten weiß und dies auf vielen verschiedenen Ebenen. Denn Marie Brennan beschränkt sich wie bereits im ersten Band nicht darauf, ihre Heldin ausschließlich Drachen beobachten zu lassen, sondern bindet sie in ihre Welt ein. Einer Welt, die im Umbruch und gefährlich ist. So erhält die Politik ebenso Einzug in den Roman und dies zu keinem unerheblichen Anteil, wenn sie auch nur im Hintergrund wirkt. Manche Ereignisse werden so erst in Gang gesetzt und haben große Auswirkungen auf die Welt in der die Protagonisten leben.

Aber natürlich stehen die Ereignisse um Lady Trent im Vordergrund. Marie Brennan lässt ihr und den Leser am Anfang genug Zeit zum Luftholen, bevor sie sie in ein turbulentes Abenteuer tief in den Dschungel steckt, in dem sie so manche Prüfung zu bestehen hat und von ihr und ihren Begleitern alles fordert. Die Charaktere von Thomas Wilker, Natalie und Lady Trent sind unterschiedlich, teilweise gegensätzlich und wirken deshalb sehr gut zusammen. Es kommt keine Langeweile auf und gerade die Frauen sind interessant gestaltet und sie tragen den Roman. Marie Brennan macht aus ihnen keine Superhelden oder übertreibt es mit ihrer Fortschrittlichkeit, sondern präsentiert sie, als das was sie sind: einfach starke Frauen, die sich ihrer selbst bewusst sind. Die Wortgefechte sind unterhaltsam und dieses Mal wirkt Isabella sogar schon sympathischer, da sie eben in Die Naturgeschichte der Drachen bereits Erfahrungen machen durfte, die sie nun nicht mehr so unbedarft und überheblich handeln lassen, wenn auch die typische adelige Hochnäsigkeit, passenderweise, vorhanden ist.

Der Drachenanteil, im Vorgänger eher gering, hat in Der Wendekreis der Schlangen kräftig zugenommen. Es ist zwar trotzdem kein Roman rein über Drachen, aber dieses Mal rücken sie mehr in den Mittelpunkt der Erzählung und spielen eine aktive Rolle. Marie Brennan arbeitet sie besser in den Roman ein und vor allem widmet sie sich ihnen mehr, so dass der Leser viel mehr über die Sumpfwyrme erfährt als noch zuvor über ihre Vettern aus Vystrana. Das kann natürlich damit zusammenhängen, dass Lady Trent systematischer in ihren Forschungen vorgeht, ist aber sicherlich ein Gewinn.


Fazit

Der Wendekreis der Schlangen ist eine hervorragende Fortführung der Memoiren Lady Trents. Marie Brennan schickt ihre Protagonistin auf eine weitere Reise, die den Leser eine phantastische Welt zeigt, in der Drachen wirklich existieren. Den Ton alter Reiseberichte trifft sie erneut und so kann der Leser in ihrer Welt abtauchen.


Pro & Contra

+ mehr Drachen
+ flüssiger Schreibstil
+ durchdachte Geschichte
+ mit Natalie bekommt Isabella eine starke Partnerin an ihre Seite

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Marie Brennan:

Rezension zu Die Naturgeschichte der Drachen
Rezension zu Die Reise der Basilisk
Rezension zu Im Labyrinth der Draken
Rezension zu Im Refugium der Schwingen
Rezension zu Aus der Finsternis zum Licht

Tags: Steamfantasy, 19. Jahrhundert, Drachen, Marie Brennan