Die Höfe von Sonne und Mond – Mondtränen (Michelle Natascha Weber)

Drachenmond (Juli 2018)
Taschenbuch
665 Seiten, 19,90 EUR
ISBN: 978-3959911580

Genre: High Fantasy


Klappentext

Der unsterbliche Prinz erwacht. Zerissen zwischen zwei Welten, die durch Verrat zerschnitten sind.

Alysea ist an den Sonnenhof zurückgekehrt, um den Schlüssel zu Seraphias Fluch zu finden. Während sie den Grauroben gegenübertritt und ein gefährliches Spiel beginnt, wird sie mit der Wahrheit über ihre Familie konfrontiert. Und diese ist dichter mit Seraphias Geheimnis verflochten, als sie es je erwartet hätte.

Unterdessen versucht Dameo vom Schutz des alten Dämonenhofes aus, die blutigen Kämpfe im Zaum zu halten, die in Gemea ausgebrochen sind. Doch das Wissen über seine wahre Herkunft nagt ebenso an ihm wie die Seeelenfäule, die ihn auszulöschen droht. ER ahnt nicht, wie weit Alysea geht, um die unheilvolle Krankheit in ihm zurückzudrängen. Und ihre Zeit läuft unerbittlich ab. Denn ihre Kräfte schwinden mit jedem Angriff der Seelenfäule und das Netz, in dem sie sich am Sonnenhof verfangen hat, zieht sich immer enger zusammen.


Rezension

„Mondtränen“ beginnt damit, dass Alysea den Hexen des Sonnenhofs vorgaukelt, dass Dameo tot ist. Unterdessen organisiert dieser im Verborgenen den Widerstand gegen den blutgierigen neuen Herrscher der vampirischen Schattenwandler, der ihn von seinem Thron verdrängt hat. Doch die Seelenfäule, die von ihm Besitz ergriffen hat, breitet sich unaufhaltsam weiter in ihm aus – und da sie beide durch ein magisches Band verbunden sind, würde sein Tod auch schwerwiegende Konsequenzen für Alysea haben. Doch Dameo ringt auch mit den Wahrheiten über sich selbst und der daraus resultierenden Verantwortung, die der Dämon Vangelas ihm enthüllt hat. Vangelas drängt ihn, ein Schicksal zu akzeptieren, mit dem Dameo sich nicht länger identifzieren kann, und stürzt den gestürzten Wandlerfürsten damit in einen moralischen Zwiespalt. Während er beginnt, Verbündete um sich zu scharen, arbeitet Alysea fieberhaft daran, das Rätsel um den Fluch, der auf ihnen liegt, zu lösen, und zu durchschauen, wer die wichtigen Spieler am Sonnenhof wirklich sind.

„Mondtränen“ schreitet stetig, aber recht gemächlich voran, und die Protagonisten reagieren eher auf Ereignisse von außen, als dass sie die Handlung aktiv vorantreiben. Teilweise spürt man ein wenig die Hand der Autorin, die Konflikte und Informationen beisteuert, aber auch zurückhält, um das Buch noch etwas in die Länge zu ziehen. Die (absolute und bedingungslose) Liebe zwischen Dameo und Alysea, aber auch zwei sekundäre Liebesbeziehungen nehmen viel Raum ein, und tragische Liebe ist auch der Ursprung vieler Konflikte, die aus der Vergangenheit heraus ihre Schatten auf Gemea werfen. Es werden so einige verblüffende Geheimnisse enthüllt und das Ende ist schließlich hochdramatisch (aber in einer Hinsicht genauso, wie ich es erwartet habe). Diesmal treten einige durchaus ambivalente Charaktere auf, aber die Protagonisten und ihre Beziehungen erstrahlen wieder einmal makellos und voller Opferbereitschaft. Alysea und Dameo erweisen sich beide wieder als mutig und tatkräftig, und einige ihrer Gegenspieler sind einprägsam und bedrohlich. Eine wichtige antagonistische Figur bleibt jedoch sehr, sehr blass, was einer Enthüllung am Ende etwas von ihrer Kraft nimmt.

Nachdem die Lektüre von „Sonnenblut“ eine Weile her war, habe ich ein wenig gebraucht, um mich wieder in der Welt der „Höfe von Sonne und Mond“ zu orientieren. Wieder hätte ich gerne noch ein bisschen mehr über die Welt erfahren, mehr über den Alltag und die wenig glamourösen Geschehnisse hinter der dunkel-märchenhaften Opulenz der Höfe. Hier und da wäre auch ein wenig mehr Foreshadowing gut gewesen, um bestimmte wichtige Charaktermomente weniger aus dem Nichts kommen zu lassen. Wie schon im Vorgängerband schreibt Michelle Natascha Weber sehr atmosphärisch, aber mir sind auch immer wieder Gelegenheiten zu kleinen Kürzungen aufgefallen, die das Buch noch etwas gestrafft hätten, ohne dass die Bilder dadurch weniger lebendig, die Gefühle der Figuren weniger deutlich geworden wären. Auch greift der schwärmerische Stil der Erzählstimme teilweise sehr auf die Sprache der Figuren über, was – gerade in romantischen Szenen – zu gestelzten und manchmal kitschigen Dialogen führt.


Fazit

In „Mondtränen“ geht es ebenso farbenfroh, opulent und dramatisch zu wie im Vorgängerband, doch wieder fehlen in der Schilderung der Welt ein wenig die größeren Zusammenhänge und Realismus suggerierenden Details, und dem Buch hätte die eine oder andere Kürzung gut getan. Dennoch versteht es Michelle Natascha Weber, einprägsame Bilder heraufzubeschwören.


Pro und Contra

+ Atmosphäre
+ opulentes Setting
+ unerwartete Enthüllungen

o romantiklastig

- Alysea und Dameo verlieren durch ihre sehr idealisierte Schilderung an Profil
- mehr Details über Welt wären nett gewesen
- unnatürliche Dialoge

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung:3/5


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