Nachtschatten - Fuchsgeister (Juliane Seidel)

Machandel Verlag (2018)
Taschenbuch, 170 Seiten, 7,90 EUR
ISBN 978-3-95959-116-4

Genre: Urban Fantasy


Klappentext

Japanische Tempel, Fuchsgeister, eine geheimnisvolle schöne Frau – Nele erwacht und bemerkt, dass sie jemanden aus ihrem Traum mit in die Realität mitgebracht hat: ihren Schutzengel Eason. Was er ihr an ihrem 15. Geburtstag offenbart, wirft ihr gesamtes Leben über den Haufen: Sie soll nicht nur übernatürliche Kräfte haben, jemand ist auch auf der Jagd nach ihr. Als sie dem Sidhe Cionaodh begegnet, erhält sie erste Antworten, doch der mysteriöse Mann ist nicht der Einzige, der ein reges Interesse an ihr hat. Ein Kampf um Nele entbrennt, an dem ihre vor Jahren verschwundene Mutter nicht ganz unschuldig ist. Was hat es mit Neles Vergangenheit auf sich und wie wirkt sich diese auf ihre Zukunft aus?


Rezension

“Fuchsgeister“ ist ein Spin-Off der „Nachtschatten“-Trilogie von Juliane Seidel und widmet sich Cionaodh, der zu den wichtigsten Nebencharakteren der Reihe gehört und über den man bisher am wenigsten erfahren hat. Da die Novelle vor den Ereignissen in „Nachtschatten“ spielt, kann man sie auch ohne Kenntnisse der Trilogie lesen, allerdings tragen Vorkenntnisse zu Schutzengeln und den anderen Fantasywesen, die jeweils ihre Eigenheiten haben, erheblich zum Verständnis bei. Auch kann man die Geschichte mehr genießen, wenn man die Charaktere bereits kennt.

Cionaodh gehört zu den sogenannten Sidhe (Feenwesen) mit einem magischen Begleittier als Schutzengel. In „Fuchsgeister“ ist er noch nicht Teil eines Jägerteams, arbeitet aber auf dieses Ziel hin und erledigt daher Aufträge für den Rat. Er soll eine junge Halb-Sidhe, die noch nichts von ihrer Herkunft weiß, vor einer abtrünnigen Fee beschützen. Dabei handelt es sich um Nele, die man ebenfalls aus der „Nachtschatten“-Trilogie kennt. Sie feiert gerade ihren fünfzehnten Geburtstag und erschreckt sich fürchterlich, als sie zum ersten Mal ihren Schutzengel Eason sieht. Und dann tritt auch noch Cionaodh in ihr Leben und behauptet, sie sei in Gefahr. Die junge Frau ist mit der Situation vollkommen überfordert und flüchtet sich in ein Date mit einem Fremden, nicht ahnend, dass dieser kein Mensch ist …

Nele ist im Glauben, ein ganz normaler Mensch zu sein, aufgewachsen und reagiert wie ein typischer Teenager auf die Ereignisse: Erst hält sie alles für einen Traum und versucht, ihren Schutzengel zu ignorieren, dann empört sie sich darüber, dass er ihre Privatsphäre stört. Auch als Cionaodh ihr offenbart, dass sie eine Halb-Sidhe ist, schiebt sie seine Worte von sich und verhält sich teilweise trotzig, was man ihr in Anbetracht ihres jungen Alters jedoch verzeiht. Im Gegenteil, es macht sie sympathisch, dass sie mit ihrer Herkunft und der Existenz von magischen Wesen hadert und nicht die Auserwählte ist, die sofort loszieht, um die Welt zu retten. In „Fuchsgeister“ muss sie erst einmal herausfinden, wer sie eigentlich ist und ob sie Cionaodh trauen kann.

Cionaodh hat man in der „Nachtschatten“-Trilogie meist als ruhigen, gefestigten Charakter erlebt, der wenig Persönliches preisgibt. In „Fuchsgeister“ ist er jünger und unerfahrener und hat mit der jungen Nele zu kämpfen. Sensibilität ist nicht gerade eine Stärke des Sidhe, wobei sein Seelentier Sorcha ihn immer wieder auf die richtige Spur bringt. Die Katze kommt auch bei Nele gut an, deren Schutzengel zwar menschliche Gestalt, aber auch tierische Attribute wie einen Fuchsschwanz besitzt. Diese deuten auf Neles Herkunft hin: Ihre Mutter ist eine Kitsune, ein japanischer Fuchsgeist. Leider erfährt man über die japanischen Sidhe (und Vampire und Werwesen) nur sehr wenig, obwohl diese am spannendsten sind.

Zusätzlich zur Novelle „Fuchsgeister“ enthält das Taschenbuch die Kurzgeschichte „Grenzenlose Liebe“, die gleichzeitig der Epilog zur Trilogie ist. Zwischen Lillys Schutzengel Adrian und dem Vampir Radu blieben einige Fragen ungeklärt und die Leser haben unter anderem auf ein angekündigtes Gespräch zwischen den beiden gewartet. Dieses wird nun nachgeliefert und man kann sagen, dass die Kurzgeschichte genau das ist, was wohl die meisten Fans lesen wollten, auch wenn sie eher wie eine Fanfiction der Autorin daherkommt. Im Anbetracht der sehr komplizierten Ausgangslage hat Juliane Seidel jedenfalls eine ganz gute Lösung gefunden.


Fazit

”Fuchsgeister“ ist ein schöner Zusatzband zur „Nachtschatten“-Trilogie und somit ein Muss für all jene, die noch nicht genug von Schutzengeln und Feenwesen haben. Dabei hätte die Geschichte um Cionaodh und Nele gerne ein ganzer Roman werden dürfen, denn als Novelle fällt sie zu knapp aus – zumindest für jene, die keine Vorkenntnisse aus der Trilogie besitzen und gerne mehr von Japan gesehen hätten.


Pro und Contra

+ schöne Zugabe zur „Nachtschatten“-Trilogie
+ Schauplatz in Deutschland (und Japan)
+ man erfährt endlich mehr über Cionaodh
+ Nele wirkt sehr natürlich und sympathisch
+ das lang erwartete Gespräch zwischen Adrian und Radu
+ schönstes Cover der Reihe

o ohne Vorkenntnisse kann man mit der Kurzgeschichte nichts anfangen

- „Fuchsgeister“ fällt als Novelle zu knapp aus
- Japan als exotischer Schauplatz kommt zu kurz

Wertung: sterne3.5

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Interview mit Juliane Seidel (2015)

Rezension zu "Nachtschatten - unantastbar" (Band 1)

Rezension zu "Nachtschatten - ungebrochen" (Band 2)

Rezension zu "Nachtschatten - unbezwingbar" (Band 3)

Tags: Urban Fantasy, Juliane Seidel, queere Figuren