Venom – Dark Origin (Zeb Wells, Angel Medina)

Verlag: Panini; (September 2018)
Softcover: 124 Seiten; 12,99 €
ISBN-13: 978-3741608407

Genre: Antihelden


Klappentext

Die Geburt von Venom

Schon in seiner Kindheit erkennt Eddie Brock, dass er es mit der Wahrheit hin und wieder nicht so genau nehmen darf, wenn er im Leben vorankommen will. Jahre später arbeitet Eddie als Reporter an einem Fall über einen Serienkiller – und verliert fast alles, was ihm lieb und teuer ist. Doch in der Finsternis wartet bereits der Symbiont auf Eddie, um sich mit ihm zu verbinden. Gemeinsam sind sie Venom, der brutalste Feind von Spider-Man, der alle Geheimnisse des Netzschwingers kennt, und daher zum schlimmsten Albtraum von Peter Parkers Ehefrau Mary Jane wird...

Perfekt für Neuleser und Filmfans! Venoms düstere Herkunftsgeschichte, sensationell geschrieben von Zeb Wells (PETER PARKER: SPIDER-MAN) und spektakulär gezeichnet von Angel Medina (SPIDER-MAN, SPAWN).


Rezension

Sein ganzes Leben lang fühlt sich Eddie Brock benachteiligt gegenüber anderen. All das Schlechte, das ihm widerfährt, geht seiner Meinung nach von anderen aus. Er selbst trägt keine Verantwortung dafür, wenn etwas schief geht. Dann entdeckt er, dass er seine Situation grundlegend verbessern kann, wenn er lügt, die Wahrheit biegt oder ganz einfach betrügt. In der Schule sind dies noch einfache Kleinigkeiten, spätestens aber beim Studium oder im Beruf werden seine Konstrukte immer größer. Als in New York ein Serienkiller mit dem Namen Sin-Eater umgeht, ergreift er die Gelegenheit, als sich jemand meldet und behauptet der Gesuchte zu sein. Er schnappt diese Nachricht einem Kollegen weg und beginnt den vermeidlichen Serienkiller zu interviewen. Dabei begibt er sich mehr als nur in eine rechtliche Grauzone. Als sich dann herausstellt, dass der Sin-Eater jemand anderes ist, bricht seine Welt zusammen, er verliert seinen Job und alles andere im Leben und ergeht sich in Selbstmitleid und Wut auf Spider-Man. Denn der hat schließlich den wahren Sin-Eater geschnappt und ist aus Eddies Sicht somit verantwortlich für dessen Niedergang. Eddie ist damit der perfekte Wirt für den Symbionten, den Peter Parker einst getragen und verbannt hat und gemeinsam werden die beiden zu Venom.

Ein Comic über die Ursprünge des gefährlichsten Gegners von Spider-Man sollte eine sichere Bank für eine großartige Geschichte sein. Vor allem wenn dieser von einem anderen Planeten stammt und einst sogar ein Teil von Peter Parker war und dessen Leben wie seine Westentasche kennt. Action, Spannung und Charaktertiefe sollten eigentlich locker vorhanden sein. Nur ist dies leider nicht so sehr der Fall, wie man es sich wünschen würde. Statt einer innovativen Geschichte, die Action und Spannung mit einer Reise in die düsteren Gefilde der Seele eines Mannes verbindet, bleibt Zeb Wells nur an der Oberfläche und erzählt eine wenig einfallsreiche Geschichte, über einen Mann, der, um nach oben zu kommen, dazu bereit ist, zu lügen und zu betrügen und der nie die Schuld für sein Scheitern bei sich selbst sucht. Solch eine Geschichte kann viel hergeben, wenn der Autor sich intensiv mit der Psyche seines Protagonisten auseinandersetzt, das tut Zeb Wells aber nicht. Dazu kommt eine Handlung, die Venomkennern sowieso schon bekannt ist, jetzt aber aus Eddie Brocks Sicht erzählt wird. Wells fügt der Geschichte jedoch nichts neues hinzu, er nutzt nicht die Möglichkeiten, die sich durch einen Perspektivwechsel ergeben.
Das größte Problem für Venom – Dark Origin ist Eddie Brock selbst. Zeb Wells gestaltet ihn in seinem Verhalten mehr wie ein Kleinkind, dass trotzig auf alle anderen wütend ist und nicht als einen erwachsenen Mann, der vor seinen eigenen Problemen davon läuft und bei jemand anderen die Schuld sucht. Dadurch wirkt er manchmal unfreiwillig komisch und Wells gibt Eddie Brock ein stückweit der Lächerlichkeit preis. Dies nimmt dem Comic viel von seiner Atmosphäre. Bis zum ersten Auftritt von Venom fehlt sämtliche Spannung oder Horroratmosphäre, nicht einmal düster wirkt die Geschichte. Eddie Brock nervt mehr, als dass er Mittelpunkt einer interessanten Geschichte ist. Was natürlich auch daran liegt, dass Zeb Wells aus Eddie Brock nichts macht und sämtliche Möglichkeiten dessen Charakter zu vertiefen, auslässt. Da hilft auch kein Alibiauftritt seines Vaters. Venom reißt es dann wieder mit seinem Wahnsinn und seiner Wut etwas heraus und sobald Brock und der Symbiont zusammenarbeiten, nimmt Dark Origin Fahrt auf und kann dann gut unterhalten. Der Weg dorthin ist allerdings weniger überzeugend.
Dark Origin ist so gesehen eine verpasst Gelegenheit, die aber durch den rasanten Schluss noch eben so gerettet werden kann.

Angel Medina orientiert sich in seinem Zeichenstil ganz klar und offensichtlich an Venoms Schöpfer Todd McFarlane, der für dessen Aussehen bei seinem ersten Auftritt verantwortlich war. Angel Medina folgt McFarlanes überdrehten, leicht verdrehten und beinahe an der Grenze zur Karikatur befindlichen Zeichenstil, der gerade bei Horrorthemen extrem wirkungsvoll ist. Ab dem Auftreten Venoms wird aus Dark Origin ein düsterer Abltraum, mit einem Venom der wirklich bedrohlich ist.

An Bonus gibt es nur eine Einführung und Informationen zu Autor und Zeichner.


Fazit

Venom - Dark Origin ist im ersten Teil ein höchst durchschnittliche Geschichte, die nicht zu fesseln weiß und viele zu viele Klischees bedient. Erst mit dem Auftauchen Venoms gegen Ende, wird es spannender und düsterer, aber der ganz große Wurf gelingt trotzdem nicht.


Pro & Contra

- Eddie Brock bleibt oberflächlich
- die typischen Klischees über Verlierertypen
- wenig spannend

0 kaum Horror

+ Angel Medina rettet Dark Origin mit seine Zeichnungen

Bewertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 2,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Angel Medina:

Rezension zu Spawn Origins Collection Bd.10

Literatopia-Links zu weiteren Titeln mit Venom:

Rezension zu Venomverse Bd.1
Rezension zu Venom – Tödlicher Beschützer
Rezension zu Venom – Die Rückkehr des gnadenlosen Retters
Rezension zu Venomverse Bd.2

Tags: Venom