Das Konzil der Bäume (Pierre Boisserie, Nicolas Bara)

Verlag: Splitter-Verlag; (Juli 2018)
Gebundene Ausgabe: 64; 15,80 €
ISBN-13: 978-3962191436

Genre: Mystery/ Horror


Klappentext

Ein einsames Hospital mitten in einem uralten Wald wird Schauplatz unheimlicher Ereignisse. Jede Nacht um Punkt Mitternacht erheben sich die Kinder wie in Trance aus ihren Betten und erklimmen wie von einem fremden Willen gelenkt das Dach, um dort fremdartige Choräle anzustimmen. Das Personal des Waisenhauses ist mit seinem Latein und seinen Nerven am Ende, und so entsendet das „Öffentliche Ministerium für Privatangelegenheiten“ zwei Ermittler, um der Sache auf den Grund zu gehen. Das Spezialgebiet des ungleichen Duos ist das Paranormale – zum Glück, denn bei ihren Untersuchungen stoßen sie auf eine mysteriöse Tragödie, die den riesigen Wald vor Jahrhunderten erschütterte...

Besessene Kinder, blutende Bäume und höllenhafte Steampunk-Maschinen: „Das Konzil der Bäume“ vereinigt alle Zutaten einer viktorianischen Horrorstory zu einem Comicerlebnis, das sowohl von seiner dichten Atmosphäre als auch den dynamischen Dialogen der Hauptcharaktere profitiert.


Rezension

Im Königlichen Hospital für Kinder und Frauen geschehen merkwürdige Dinge. Jede Nacht versammeln sich sieben Kinder auf dem Dach des Gebäudes und vollführen eine Art Ritual. Eine halbe Stunde später liegen sie wieder in ihren Betten und am nächsten Morgen können sie sich an nichts erinnern und sind vollkommen erfrischt. Eine anonyme Nachricht darüber erreicht das Öffentliche Ministerium für Privatangelegenheiten. Dieses schickt zwei seiner Agenten los, um die Sache zu untersuchen: Kasimir Duprey und Artemis Hartcourt. Die rabiate Artemis und der eher zurückhaltend erscheinende Kasimir begeben sich zu dem Hospital und müssen feststellen, dass sie dort gar nicht so erwünscht sind, wie erwartet. Trotzdem treiben sie ihre Ermittlungen voran und kommen dabei sowohl in große Gefahr, als auch einem Geheimnis auf die Spur, welches wohl besser verborgen geblieben wäre.

Eine illustre Truppen von skurrilen Charakteren übernehmen in Pierre Boisseries und Nicolas Baras Das Konzil der Bäume die Hauptrollen. Sei es Doktor Mortemanus, Schwester Wilma, Agamemnon oder Artemis und Kasimir, alle sind ein kleinwenig neben der Spur. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten, die sie etwas aus der Realität entrücken und ideal für eine Schauergeschichte machen, wie sie Pierre Boisserie zu erzählen hat. Und dass sich der Leser in einer solchen befindet, macht sofort die erste Seite des Comics klar, denn der Blick fällt auf ein düsteres Gemäuer, welches über der Landschaft thront und von einem dichten Wald umgeben ist. Hier spielen sich dann auch größtenteils die mysteriösen Ereignisse ab, denen sich Artemis und Kasimir fortan widmen müssen. Aber es ist nicht der einzige Ort mit einer bedrohlichen Aura in Das Konzil der Bäume. Eine Lichtung mit uralten Bäumen und einer dunklen Vergangenheit, spielt ebenso eine tragende Rolle in diesem Mystery-/Horrorkrimi. Pierre Boisserie orientiert sich klar an der Schauerliteratur des 19. Jahrhunderts, in dem alte Häuser, merkwürdige Geschehnisse und uralte Wesen immer eine Rolle spielten. Und er bringt all diese Elemente in seinem Das Konzil der Bäume sehr gut zusammen. Von der ersten bis zur letzten Seite zieht die Geschichte einen in den Bann und bleibt spannend, ohne jemals einen Durchhänger zu haben. Beständig steht die Frage im Raum, was eigentlich gespielt wird und erst am Ende kommt dann die Erkenntnis, wie gefährlich die Lage wirklich ist. Die Auflösung versieht Pierre Boisserie noch mit einer gelungenen Überraschung, die selbst erfahrene Leser vermutlich nicht erwartet haben dürften. Einen großen Anteil zum Gelingen der Geschichte haben die beiden Hauptfiguren. Artemis, die etwas forscher und selbstbewusster ist und zeitweise an eine Lara Croft mit den Fähigkeiten eines Mediums erinnert und Kasimir Duprey, der etwas zurückhaltendere der Beiden, hinter dessen Fassade des leicht unbeholfenen Wissenschaftlers, so einiges verborgen scheint. Wie einst Scully und Mulder in Akte X liefern sich die beiden Ermittler pointierte Wortgefechte. Und der Vergleich mit diesem Pärchen ist vielleicht auch gar nicht so falsch, denn beide Ermittlerpaare beschäftigen sich mit ähnlichen Fällen und haben eine ähnlich ambivalente Beziehung zueinander. Großartig ist gleich eine Szene zu Beginn zwischen Artemis und Kasimir, die ihre Beziehung zueinander hervorragend illustriert.

Nicolas Bara zeichnet seine Figuren in einem halben Funnystil, etwas grotesker als es man es erwarten könnte, wodurch sie sich hervorragend in die Geschichte einfügen. Die Anatomie übertreibt er zu einem gewissen Teil und stellt körperliche Merkmale so heraus. Dieser Stil setzt sich in der Umgebung und den Hintergründen fort, die aber realistischer wirken, aber vor allem eines sind: richtig unheimlich. Die verdrehten Bäume einer Lichtung und der Anblick des Hauses rufen sofort ein wohliges Gruselgefühl hervor. Dazu ist Bara sehr detailliert in seiner Arbeit, es gibt immer viel zu entdecken. Die Atmosphäre wird weiterhin durch die dunklen Farben gesteigert und so trägt Bara mit seinen Zeichnungen ganz viel zur Geschichte bei.


Fazit

Das Konzil der Bäume lehnt sich erfolgreich stark an die Grusel- und Horrorgeschichten der Schauerromantik an. Pierre Boisserie und Nicolas Bara präsentieren ein Ermittlerduo, welches hoffentlich weitere Fälle gemeinsam lösen darf. Dieses Abenteuer ist absolut gelungen und spannend. Ein wohliges Gefühl des Grusels stellt sich sofort ein und bleibt die ganze Zeit über.


Pro & Contra

+ lehnt sich an die Schauerromantik an
+ gute und spannende Geschichte
+ vorzügliches Ermittlerduo, das harmoniert und sich Wortgefechte liefert

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5