Messebericht: Phantastika (20. & 21. 2018, Station Berlin)

Dieses Jahr fand die Phantastika in Berlin statt. In zwei an die ComicCon angeschlossenen Hallen präsentierten sich viele engagierte Kleinverleger und ein beeindruckendes Autorenaufgebot. Es lasen Stars der Szene wie Bernhard Hennen und Kai Meyer, aber auch zwar etablierte, aber noch etwas unbekanntere Autor*innen wie zum Beispiel Sonja Rüther oder Ju Honisch.

Natürlich habe ich mir auch die ComicCon angeschaut, schließlich gab es nur kombinierte Tickets für beide Veranstaltungen. In den Haupthallen, wo es Merchandise in Hülle und Fülle, Signiernische und Angebote wie einen Ritt auf einem bockenden Besen gab, ging es eng und wuselig zu. Dagegen war es möglich, in einer benachbarten Halle entspannt durch die „Artist Alley“ zu schlendern und sich die in den verschiedensten Stilen gehaltenen Bilder der Künster*innen anzuschauen. Hier begegnete mir unter anderem Mary Cronos, die nicht nur Autorin, sondern auch Künstlerin ist. Sie erzählte mir, dass sie für ihre fotorealistischen Zeichnungen manchmal Wochen braucht. Außerdem traf ich da Ann-Kathrin Karschnick, die ihren Tisch bereits gebucht hatte, bevor die Kooperation zwischen Phantastika und ComicCon angekündigt wurde.

In den eigentlichen Phantastika-Räumen waren neben zwei Bühnen, Ständen mit phantastisch inspiriertem Schmuck und einer Signiermeile viele Stände von kleinen Verlagen aufgebaut. Lysandra, Art Skript Phantastik, Talawah, Eisermann, Amrûn, DichtFest, Verlag in Farbe und Bunt, Wölfchen, Quindie, die Hörspiel-Gemeinschaft und andere präsentierten sich hier und taten ihr Bestes, um Besucherblicke zu fangen. So machte zum Beispiel Sandra Florean („Die Seelenspringerin“) mit einem thematisch passenden Einhorn-Haarreif auf die „U-Files“-Anthologie aufmerksam.

Leider blieb der Periplaneta-Stand, wo ich an diesem Wochenende ausgeholfen/mitausgestellt habe, spärlich besucht, selbst nachdem ich ihn mit einem Plüsch-Schnabeltier (abgeschaut von Standnachbar und „Erellgorh“-Autor Matthias Teutsch, der ein großes Frettchen dabeihatte) und Süßigkeiten aufgerüstet habe. Auch an anderen Ständen ging es eher ruhig zu. Und auf der großen Bühne am anderen Ende der Halle lasen selbst die großen Namen der deutschen Phantastik vor überraschend dünn besetzten Sitzreihen.

Womöglich waren die nur an Literatur interessierten Fans abgeschreckt von den hohen Eintrittspreisen und dem Gedränge am Eingang der ComicCon, die zahlreiche Film- und Serienstars eingeladen hatte. Die Besucher, die primär wegen der ComicCon da waren, sich aber auch in Halle 8 verirrten, warfen meist eher flüchtige Blicke auf das Angebot der Verlagsstände.

Der Vorteil des eher spärlichen Betriebs: Ich hatte viel Gelegenheit, mich zu unterhalten. Ich habe einen Blick in „The Steampunk’s Guide to Hunting Monsters“ geworfen, ein aufwendig bebildertes Buch, das nach erfolgreichem Crowd-Funding beim Lysandra-Verlag erschienen ist, habe mich mit Claudia Rapp und Fabian Dombrowski unterhalten, die den Amrûn-Stand betreuten, Grit Richter von Art Skript Phantastik einen Besuch abgestattet und mit Bernhard Hennen über den Einfluss von Unsterblichkeit auf historische Entwicklungen und Anspielungen in den Elfenromanen geplaudert. Tobias Eisermann versorgte den Rest von Halle 8 großzügig mit Kaffee und Tee.

Bei der Preisverleihung für den DPP war ich nicht dabei, aber die Lesungen, in die ich reinhören konnte, haben mir gut gefallen. Mir ist die Phantastika als ein schönes Socialising-Event für Autoren und Kleinverleger im Gedächtnis geblieben. Ich habe viele Bekannte wiedergetroffen, und wahrscheinlich war ich nicht der einzige Gast, der dem eher ruhigen Betrieb ein längeres Gespräch mit einem Autor oder einer Autorin verdankt, der/die im Trubel einer normal besuchten Messe wahrscheinlich nicht die Zeit dafür gefunden hätte. Und hinter einem Stand Sitzen macht gleich mehr Spaß, wenn Leute in aufwendigen Cosplays vorbeikommen.

Dennoch haben mir die Verkäufer und Autor*innen, die teilweise viel Zeit und Aufwand investiert haben, um zur Phantastika zu kommen, angesichts der mageren Besucherzahlen ein wenig leidgetan. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Phantastika dieses Jahr nach Berlin gekommen ist, aber vielleicht ist die kleine Messe auf eigenen Füßen doch besser aufgehoben als in Kooperation mit der ComicCon, da die Überschneidungen zwischen Serien- und Comic-Fans und Fans phantastischer Literatur doch nicht so groß zu sein scheinen, wie ich erstmal gedacht habe.

Viele Grüße von Eurer

Swantje