Amrûn Verlag (August 2018)
Taschenbuch, 300 Seiten, 13,00 EUR
ISBN: 978-3958693494
Genre: High Fantasy
Klappentext
Diesen Krieg gewinnt Krona Karagin nicht mit dem Schwert. Und sie gewinnt ihn nicht alleine …
Die neue Königin von Abrantes empfängt hohen Besuch. Noch während bei Hof die letzten Vorbereitungen laufen, herrscht in den Tiefen unter der Goldenen Burg ein Kampf ums Überleben. Doch Monster in der Tiefe sind nicht das einzige Problem: Ein Zauberspiegel schickt Heermeisterin Krona Karagin und Wolfram den Spielmann in ein fernes Land, das von Hungersnöten, Seuchen und Kriegswirren gezeichnet ist. Ihre Aufgabe: rechtzeitig den Heimweg finden und Ereignisse in der Zukunft verhindern, die in der Vergangenheit längst geschehen sind.
Rezension
Heermeisterin Krona Karagin wird von seltsamen Visionen geplagt, in denen sie in völliger Dunkelheit gegen abstoßende Kreaturen kämpft. Immerhin bemerkt am Hof niemand ihre Ohnmachtsanfälle, da alle mit den Vorbereitungen für einen Staatsbesuch beschäftigt sind. Krona sucht Rat bei dem Spielmann Wolfram von Kürenberg, der ihr hilft, herauszufinden, wo die andere Krona um ihr Überleben kämpft und ob es nur Träume sind oder gar die Realität. Auf den Spuren eines alten Zauberers stoßen die beiden auf einen magischen Spiegel, der sie in eine kalte, einsame Welt voller Krankheit und Tod schickt. Krona läuft die Zeit davon. Wenn sie ihrem anderen Ich helfen will, müssen sie dringend einen Weg zurückfinden. Doch auch das stille, zerfallene Land braucht ihre Hilfe…
“Die Herren von Nebelheim“ schickt die Leser zurück ins Königreich Abrantes – oder ermöglicht ihnen auch einen actionreichen Einstieg in die raue Fantasywelt von Susanne Pavlovic. Vorkenntnisse dürften so manche Szene in diesem Roman aufwerten, doch sie sind nicht zwingend nötig, um die Geschichte zu verstehen oder die Gefühle der Charaktere nachzuvollziehen. Krona ist mit ihrer derben, direkten Art ohnehin auf Anhieb sympathisch, auch wenn ihr unbeherrschter Zorn sie manchmal zu Fehlern verleitet. Sie ist eine gealterte Kriegerin, misstrauisch und zynisch, die aber auch gelernt hat, die Diplomatie ihren Freunden zu überlassen. Sie hat viele Kämpfe ausgefochten und weiß genau, wo ihre Stärken liegen. Und am besten kann sie nun einmal mit dem Schwert umgehen – oder die Leser mit ihrem Schandmaul unterhalten.
Der Spielmann Wolfram ist mit seiner ruhigen Art das perfekte Gegenstück zu Krona. Die beiden sind lange befreundet, haben in ihrem Leben andere geliebt und entdecken nun ihre Gefühle zueinander. Beide sind darin vorsichtig und begegnen sich mit großem Respekt aber auch schonungsloser Ehrlichkeit. Wolfram bremst Krona, wenn sie überreagiert und er hilft ihr, ihre Kraft in die richtigen Bahnen zu lenken. Er stützt sie in schwachen Momenten, genauso wie sie ihm mehrmals das Leben rettet. Die beiden ergänzen sich wunderbar und während sie versuchen, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, schlagen sie sich auch mit ganz normalen Problemen herum.
Abrantes ist ein Königreich mit klassischem Fantasysetting, sprich mittelalterlich angehaucht und unter anderem von Menschen, Zwergen und Elfen bewohnt, wobei letztere in „Die Herren von Nebelheim“ den Platz der Gegenspieler einnehmen. Hinter ihrer betörend schönen Fassade verbirgt sich Kälte und Feindseligkeit, was Krona mit ihrer langjährigen Erfahrung als Kriegerin schneller erkennt als Wolfram. Hinzu kommt eine magische Zeitreisegeschichte, die der anfangs recht simplen Handlung Komplexität verleiht. Allerdings neigen Zeitreisegeschichten zu Verwirrungen und am Ende scheint selbst Susanne Pavlovic die zeitliche Reihenfolge aus dem Auge verloren zu haben (oder sie drückt sich unklar aus). Für den Genuss der Handlung ist dies aber nicht entscheidend.
“Die Herren von Nebelheim“ braucht einige Kapitel, bis der Funke überspringt. Der Einstieg gestaltet sich etwas zäh, da Krona am Hof ihren eher „langweiligen“ Aufgaben als Heermeisterin nachkommen muss und dann eine verstörende Monsterjagd antritt. Erst als sie und Wolfram in die stille, zerstörte Welt gelangen, nimmt die Handlung Fahrt auf und ab da ist das Abenteuer absolut mitreißend. Dabei wird die Geschichte überwiegend von den Charakteren getragen, die bereits viel miteinander erlebt haben und mit ihren Ecken und Kanten so manches Mal aneinandergeraten. Krona, Wolfram und auch viele der Nebencharaktere sind authentisch und auf ihre Art liebens- und achtenswert (oder auch hassenswert). Einzig Königin Lianna und wenige ihrer Gefolgsleute erscheinen einem zu blass geraten.
Fazit
”Die Herren von Nebelheim“ lebt von der derben, gealterten Kriegerin Krona, ihrem unterhaltsamen Schandmaul und dem Zusammenspiel zwischen ihr und Spielmann Wolfram. Gemeinsam erkunden sie eine zerstörte, stille Welt, kämpfen gegen finstere Elfen und ihre inneren Dämonen. Anfangs schwächelt der Roman, aber spätestens ab der Hälfte wird man mitgerissen und erfreut sich an der rauen Fantasywelt und den außergewöhnlichen Charakteren.
Pro und Contra
+ Krona ist eine herrlich derbe, authentische Protagonistin
+ Wolfram ist der perfekte Gegenpart und unheimlich charmant
+ auch viele Nebencharaktere überzeugen mit ihren Ecken und Kanten
+ in der zweiten Hälfte sehr atmosphärisch und mitreißend
+ schlichter, etwas derber Erzählstil, der die Emotionen glaubhaft rüberbringt
+ auch ohne Vorkenntnisse gut zu lesen
o klassisches, mittelalterliches Fantasysetting
- schwache Einstiegskapitel
- Zeitreiseplot führt zu einem holprigen Enden
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5
Interview mit Susanne Pavlovic (2018)
Rezension zu "Feuerjäger - Die Rückkehr der Kriegerin" (Band 1)