Sarah Stoffers (01.11.2018)

Interview mit Sarah Stoffers

sarah stoffers20183Literatopia: Hallo, Sarah! In Kürze erscheint Dein Steampunk-Roman „Berlin – Rostiges Herz“ bei Amrûn. Was erwartet die Leser?

Sarah Stoffers: Hallo, liebe Judith, vielen Dank für dieses Interview. „Berlin – Rostiges Herz“ ist ein Roman voller Magie, Intrigen und Geheimnisse. Ich hoffe, dass die Leser durch die Straßen dieser Stadt schlendern, sich vor der Geheimpolizei verstecken und in der Morgendämmerung das Fest der Zeitenwende feiern.

Literatopia: Wie sieht Dein zukünftiges Berlin aus? Mit dem Klappentext assoziiert man spontan eine Mischung aus Steampunk, Apokalypse und Zwanziger Jahre?

Sarah Stoffers: Das ist richtig. Mein zukünftiges Berlin liegt nach dem Klimawandel am Meer. Unsere Zivilisation ist untergegangen und die Stadt aus ihren Trümmern wieder aufgebaut worden. Sie ist zu einer pulsierenden Metropole geworden, über der Luftschiffe am Himmel kreuzen, flirrende Partys gefeiert werden und die Erfinder heimlich illegale Rennen in den alten U-Bahn-Tunneln fliegen. Also Glamour und Dreck gleichermaßen.

Literatopia: Worauf achtest Du beim Weltenbau besonders? Entwirfst Du Deine Welt schon vor dem Schreiben oder entsteht sie erst parallel zur Geschichte?

Sarah Stoffers: Beides. Ich versuche so viel wie möglich im Voraus zu entwerfen, einfach damit es möglichst wenig Logikfehler gibt. Das sind so Überlegungen wie „Was für ein politisches System gibt es?“, oder, „Wie weit ist die technische Entwicklung?“. Aber auf der anderen Seite gibt es eine Fülle von Details, die erst beim Schreiben entstehen. Also die Snacks, die auf der Straße verkauft werden, oder die Kinderlieder, mit denen die Heldin aufgewachsen ist.

Literatopia: Was ist Erfinderin Mathilda für ein Mensch? Was sind Ihre Hoffnungen und Träume?

Sarah Stoffers: Mathilda war als Heranwachsende eine Rebellin und musste einen hohen Preis dafür zahlen. Inzwischen ist sie eine bodenständige junge Frau, die versucht, nicht mehr in Schwierigkeiten zu geraten. Gar nicht so einfach, wenn man als Erfinderin einen schlechten Stand in Berlin hat und ausgerechnet die Tochter des magischen Großmeisters liebt.

Literatopia: Du stellst auf Deiner Homepage Fidelio als Zauberlehrling mit Talent für Illusionen vor. Welche Rolle spielt er in der Geschichte?

Sarah Stoffers: Fidelio ist, genau wie Mathilda, in Rosa verliebt. Aber anders, als Mathilda, hat er einen sehr privilegierten Stand. Er ist ein ehrgeiziger Zauberer, aber auch ein sehr charmanter junger Mann. Rosas Vater hätte ihn gerne zum Schwiegersohn.

berlin rostiges herzLiteratopia: Beide Protagonisten sind in die Tochter des magischen Großmeisters verliebt. Was macht Rosa so besonders?

Sarah Stoffers: Rosa kommt aus einer alten magischen Familie, aber sie beherrscht selbst keine Magie. Damit steht sie ein bisschen zwischen allen Lagern und sehnt sich nach Anerkennung. Rosa ist begeisterungsfähig, großzügig und erstaunlich gerissen.

Literatopia: Zu „Berlin – Rostiges Herz“ gibt es bereits einige Fanarts. Wie nah kommen sie Deinen Vorstellungen? Und hast Du Dich auch schon an Fanarts/Fanfictions versucht?

Sarah Stoffers: Ich hatte eine sehr intensive Harry Potter Fanfiction-Phase. Das liegt jetzt schon Jahre zurück, aber mein Herz schlägt immer noch für viele Fandoms. Und ich habe das große Glück, sehr talentierte Testleserinnen zu haben, so sind die Fanarts zustande gekommen. Und auch einige Fanfictions zu meinem ersten Roman „Wainwood House“.

Eine Fanart/Fanfiction ist natürlich immer ein Mix aus der Idee des Autors und der Phantasie des Lesers. Es kommt also immer auch etwas Neues dabei raus, aber das finde ich berührend und spannend.

Literatopia: Du warst dieses Jahr auf dem BuchmesseConvent in Dreieich unterwegs. Wie hast Du die Veranstaltung erlebt? Wen hast Du alles getroffen? Und konntest Du die Leser für „Berlin“ begeistern?

Sarah Stoffers: Der BuCon war unglaublich spannend. Ich war das erste Mal dort und völlig begeistert davon, die (erwachsene) deutschsprachige Fantasyszene an einem Ort zu treffen. Viele andere Autoren, Verleger, Lektoren und natürlich Leser. Der BuCon ist kleiner und familiärer als die großen Messen, sodass man neben sehr bekannten Autoren wie Kai Meyer für einen Kaffee ansteht und an den Ständen eine herzliche Atmosphäre herrscht. Die Lesungen finden in eigenen Räumen statt. All das sorgt dafür, dass mehr Gespräche entstehen. Und ich bin sehr froh, dass „Berlin“ so gut aufgenommen wurde.

Literatopia: Dir war bereits mit elf Jahren klar, dass Du Schriftstellerin werden willst. Hast Du dieses Ziel seitdem konsequent verfolgt? Oder hast Du einige Umwege genommen?

Sarah Stoffers: Ein paar scheinbare Umwege, aber sie waren für meine Entwicklung nötig. Ich habe immer geschrieben, aber meine Texte waren nicht immer druckreif. Und Autorin ist nicht unbedingt ein sicherer Berufswunsch. Also habe ich mich ausprobiert. Texte geschrieben, überarbeitet und wieder verworfen. Für Zeitungsredaktionen gearbeitet oder als Saalordnerin in der Oper. Und, ganz wichtig, immer wieder kritisches Feedback zu meinen Texten eingeholt.

Literatopia: Von wem zum Beispiel stammt dieses kritische Feedback? Wer ist Dein wichtigster Testleser?

Sarah Stoffers: Meine strengste Testleserin ist meine Mutter, die als ehemalige Redakteurin ein sehr gutes Sprachgefühl hat. Aber ich habe auch viel in Zeitungsredaktionen und durch Schreibseminare gelernt. Es hilft mir beim Schreiben, mit Freunden über Plots und Charaktere zu reden, einfach um Ideen zu diskutieren. Und die Arbeit mit meiner Lektorin Susanne Pavlovic hat den Roman noch einmal so viel besser gemacht.

wainwood houseLiteratopia: Kannst Du Dich noch an Deine erste Geschichte erinnern? Wovon handelte sie?

Sarah Stoffers: Mein erster Versuch mit elf Jahren war ein Western. Heute würde man sagen, eine Fanfiction. Ich hatte eine intensive Karl May-Phase und habe versucht, Abenteuergeschichten in seinem Stil zu schreiben. Die Geschichte wurde mit Kuli in ein Notizheft geschrieben und nie vollendet.

Literatopia: Zu Deinen ersten Veröffentlichungen zählten unter anderem Gedichte. Worüber hast Du geschrieben? Eher klassisch mit Reimen oder frei? Und wo siehst Du die Herausforderung bei guter Lyrik?

Sarah Stoffers: Das waren alltägliche Situationen, verwoben mit Gefühlen und Gedanken. Manchmal mit einer Portion Phantasie und meistens frei. Die Herausforderung bei Gedichten ist mit wenigen, exakten Worten viel zu transportieren. Oft auch indirekt. In der Lyrik sind stilistische Schnitzer viel schwerer zu verstecken.

Literatopia: Was muss ein Buch alles bieten, damit Du es in wenigen Tagen verschlingst?

Sarah Stoffers: Ich bin ein großer Fan von einem erzählenden Schreibstil, atmosphärischem Weltenbau und fiesen Plot Twists. Aber all das funktioniert für mich nicht, wenn ich die Charaktere nicht lieben kann. Also ist mir immer am wichtigsten, dass der Autor Figuren erschaffen hat, für die ich Gefühle entwickeln kann.

Literatopia: Bei welchem Roman zum Beispiel hast Du Dich in die Charaktere schockverliebt?

Sarah Stoffers: Zuletzt bei „Das Lied der Krähen“ und „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“. Beides sind Bücher, die eine Bande von Charakteren haben, die für einander bis ans Ende der Welt gehen würden. Ich mag starke Freundschaften in Büchern sehr gerne. Und jeder Charakter in dieser Bande hat eine eigene Geschichte und eine gute Mischung aus individuellen Stärken und Schwächen.

Literatopia: Woran schreibst Du gerade? Kannst Du uns vielleicht schon etwas über Deine zukünftigen Projekte verraten?

Sarah Stoffers: In den letzten Wochen habe ich vor allem die Veröffentlichung von „Berlin: Rostiges Herz“ vorbereitet. Das war eine intensive Zeit und ich freue mich darauf, jetzt wieder zur Ruhe zu kommen und zu schreiben. Es gibt ein paar Romanideen auf meinem Laptop. Darunter eine Geschichte, die wieder in Berlin spielen würde, und genau wie „Rostiges Herz“ in sich abgeschlossen ist. Aber auch etwas Märchenhaftes und eine Space Opera. Mal gucken, was es wird.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!

 

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Autorenfotos: Copyright by Antonia Weber

Autorenhomepage: http://sarahstoffers.de

Rezension zu "Berlin - Rostiges Herz"


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.