Verlag: egmont (November 2018
Softcover: 256 Seiten; 6,50 €
Genre: Humor
Rezension
Das Lustige Taschenbuch 513 ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein ganz besonderes. Zum einen wäre da Mickys Geburtstag, der sich am 18. November zum neunzigsten Mal jährt. Zumindest, wenn man von Mickys erstem richig großem Auftritt ausgeht, der in dem Film Steamboat Willie stattfand und am 18. November 1928 zu seiner Uraufführung kam. Davor hatte Micky allerdings einen Auftritt in Plane Crazy, der aber mehr oder weniger in Vergessenheit geraten ist. Seitdem musste Micky viele Verwandlung durchlaufen, hat aber alles unverwüstlich überstanden, was ihm die Zeit entgegengeworfen hat. Selbst die unselige Phase des Kasperlmickys, wie die Zeit der Micky Maus-Geschichten aus dänischem Hause genannt wird und Micky wieder in kurzen Hosen zeigte und ihn sehr nervig und albern präsentierte. Diese Zeit liegt mittlerweile hinter ihm und nun darf er endlich wieder Abenteurer, Detektiv und alles andere sein, was er will.
Der nächste Umstand, der dieses LTB herausstechen lässt, ist, dass es seit sehr langer Zeit mal wieder zum Großteil um die Maus in den enthaltenen Geschichten geht. Micky Maus ist nicht so populär in Deutschland wie Donald Duck und seine Freunde und so bestehen die heutigen LTBs hauptsächlich aus Duckgeschichten. Micky Maus und seine Freunde bekommen meist einen höchstens zwei Auftritte in einem Band und häufig sind dies kürzere Geschichten.
In 90 Jahre Micky ist dies anders. Gleich drei Geschichten handeln allein von Micky Maus und damit nicht genug, sind es keine Kurzgeschichten, sondern, mittlerweile auch eher eine Seltenheit, egal ob Maus oder Duck, umfassen zwei davon gleich über 70 Seiten. Damit kommt der Band auf eine Gesamtzahl von ca. 170 Seiten mit Micky Maus-Geschichten. Das gab es lange nicht mehr. Der Rest besteht dann aus Duck-Geschichten.
Aber damit nicht genug, gerade anfangs hat das LTB häufig Literatur-/Filmparodien präsentiert. Eine Tradition, die erst in den letzten Jahren vereinzelt wieder aufgenommen wurde. Dracula, Moby Dick, Frankenstein und Die Schatzinsel wurden hervorragend adaptiert, Frankenstein sogar im direkten Vorgänger und in diesem LTB kommt ein ganz besonderer Beitrag zu der Reihe. Die Umsetzung des Fritz Lang Klassikers Metropolis als Mausopolis.
Geburtstagsparty mit Hindernissen
Donald erfährt an Mickys Geburtstag durch eine geheimnisvolle Gestalt, dass Micky und er einen schweren Fehler begangen haben, als sie einen Gegenstand aus Porto Gordo mitgenommen haben. Also müssen sie zusammen zurückkehren und treffen dabei auf einen alten Gegner Mickys.
Das Ehepaar McGreal ist nicht gerade das beliebteste Autorenpaar bei den Fans. Hier allerdings legen sie eine gute Geschichte vor, auch wenn sie die Beziehung zwischen Micky und Donald ungewöhnlich angespannt zeigen. Massimo Fecchi legt gute Zeichnungen vor.
Was gestern geschah...
Micky hat Geburtstag und es ist die ganze Zeit bereits ein seltsamer Tag. Micky bekommt von Goofy ein Geschenkt, welches unmöglicher nicht sein könnte. Vor vielen Jahren hat ihm jemand etwas gegeben, was er nun an Micky überreicht. Es ein Mobiltelefon mit einem Video. Und das ist sensationell, zeigt es doch einen blutjungen Goofy im Jahr 1928, der Micky auffordert eine Zeitreise zu machen. Zusätzlich erlangt Kater Karlo Erinnerungen, die besser weiterhin begraben geblieben wären. Und so muss Micky sich in die Vergangenheit aufmachen, um die Erde vor einem teuflischen Plan eines jungen Kater Karlos zu retten.
Was gestern geschah.... ist eine großartige Geschichte von Casty, der den frühen Micky, der noch ungestümer und frecher war, auf sein heutiges Ich treffen lässt, das vielleicht nicht mehr ganz so übermütig, aber ebenso abenteuerlustig ist. Zusammen sind sie ein tolles Gespann und spielen sich zusammen mit Minnie die Bälle nur so zu und sorgen für tolle Dialoge. Eine wirklich würdige Geschichte für einen Geburtstag. Bei den Zeichnungen verbinden Casty und Massimo Bonfatti ebenso gekonnt Vergangenheit und Gegenwart. Alles in allem einfach eine großartige Geschichte, die ein zukünftiger Klassiker werden könnte.
100 % Dagobert: Wenn zwei sich streiten....
Donald und Dussel streiten sich um einen gefundenen Geldschein. Dann kommt Dagobert.
Netter Einseiter, der immerhin wesentlich besser ist, als viele andere.
Die schlechtere Hälfte
Donald ist frustriert. Während er als Phantomias angesehen ist, bekommt er als Donald immer wieder einen auf den Deckel und hat kaum Erfolg. Was liegt da näher, als eine der beiden Identitäten abzulegen? Und dann auch die, die schlechter wegkommt. Und so wird Donald vollkommen zu Phantomias und lässt Donald offiziell einen Auftrag im ewigen Eis erledigen. Aber ist das wirklich eine so gute Idee?
Eine Geschichte mit Tiefe. Pietro Zemelo erzählt eine etwas andere Phantomiasgeschichte und gibt Renata Castellani die Möglichkeit einen der ikonischsten Superheldenmomente nachzustellen. Auch diese Geschichte besticht damit, dass sie nicht nur auf Humor setzt, sondern durchaus etwas wichtiges zu erzählen hat.
Das Schachspiel des Lebens
Einst haben sich Emil Erpel und Winfried Windbruch mit Hilfe eines Schachspiels duelliert. Als es beendet war, bekam es einen Ehrenplatz im Stadtpark und stand jedem zur Verfügung, der es nutzen wollte. Es geriet in Vergessenheit, bis Dagobert Duck es entdeckte und feststellen musste, dass jemand den ersten Zug gemacht hatte. Seitdem spielt er mit dem Unbekannten durch die Jahrzehnte diese Partie Schach, allen Unbillen zum Trotz und egal wie lange der gegnerische Zug auf sich warten lässt.
Eine richtig schöne, herzerwärmende Geschichte, deren Ende vielleicht nicht absolut überraschend ist, aber trotzdem seine Wirkung nicht verfehlt. Gabriele Panini und Marco Meloni haben sich dafür zusammengetan.
Die Lokomotive des Kaukasus
Im Auftrag von Dagobert Duck sollen Donald und Dussel einen Zeitungsartikel über die Lokomotive des Kaukasus schreiben. Also machen sie sich schlau und reisen an den Ort des Geschehens. Am Ende kommt es anders als gedacht.
Bruno Sarda erzählt eine recht gute Geschichte, die aber zu den anderen abfällt. Sandro Del Contes Zeichnungen sind dagegen eher plump und nicht wirklich gut.
Mausopolis
In Mausopolis herrscht eine Zweiklassengesellschaft. Während die Arbeiter an der Maschine tief unten schuften, ohne genau zu wissen, was sie eigentlich da tun, leben die Herrschenden in Saus und Braus. Bis der Sohn des Firmenchefs, alias Micky, aufwacht und beschließt zu helfen.
Was gestern geschah.... war bereits extrem gut, aber Mausopolis ist noch mal eine Klasse für sich. Francesco Artibanis und Paolo Motturas Umsetzung des Fritz Lang Klassikers lässt nichts vermissen und fängt die Essenz der Geschichte perfekt ein. Mausopolis ist ganz großes Kino im Comicformat. Wer allerdings hier eine leichte und lustige Geschichte erwartet, liegt falsch. Mausopolis ist dunkel und düster, genauso wie bereits seine Vorlage.
Fazit
90 Jahre Micky ist ein Höhepunkt in der Geschichte des Lustigen Taschenbuchs. Gleich mehrere Geschichten zeigen, was alles möglich ist, wenn kreative Autoren am Werk sind und das auch Micky Maus sehr unterhaltsam sein kann. Dazu ist mit Mausopolis eine der bisher besten Umsetzung im Bereich Literatur/ Film enthalten. Dieses LTB sollte man auf jeden Fall kaufen.
Pro & Contra
+ Casty liefert eine perfekte Geburtstagsgeschichte für Micky ab
+ Mausopolis
+ Donald/ Phantomias in der Krise
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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