Die Aschestadt (Christian Günther)

Amrûn Verlag (November 2016)
Taschenbuch, 388 Seiten, 12,90 EUR
ISBN: 978-3958692565

Genre: Fantasy


Klappentext

Ein verlorener Kontinent,
der im Ozean zu versinken droht.
Ein uraltes Königreich,
dessen Bewohner das Meer und seine Kreaturen fürchten.
Eine düstere Stadt,
beherrscht von einer Bruderschaft, die ihre strengen Glaubensregeln brutal durchsetzt.

Alaris, die Hauptstadt des Reiches, hat ihren einstigen Glanz eingebüßt – statt Gold und Geschmeiden sind in den Straßen nun stählerne Klingen zu Hause.

Der Kartograf Harmis, der Seelenkrieger Gor und die Vogelhändlerin Alix hetzen einen Mörder. Von den höchsten Türmen und edelsten Palästen bis hinab in die verkommene Unterstadt führt sie ihre Jagd. Begleitet von Söldnern und selbst ernannten Königen stellen sie sich Meermenschen, Monstern und dem Unheil, das sich im Dunkeln windet.

Das Schicksal der Aschestadt steht auf dem Spiel.!.


Rezension

Hyron verliert die Hälfte seiner Söldner an die grausigen Meermenschen, doch ausgerechnet einer von diesen verhilft ihm und dem Rest der Söhne der Schande zur Flucht. Während sie sich gemeinsam den Weg zurück nach Alaris erkämpfen, treibt in der Hauptstadt ein brutaler Mörder sein Unwesen. Kartograf Harmis wird zufällig Zeuge davon, wie eine hagere, nach Parfum stinkende Gestalt eine junge Frau durch die Straßen von Alaris hetzt und kommt ihr zu Hilfe. Er kann sie retten, doch ihr Peiniger entkommt und zu allem Übel wird auch noch Harmis‘ Ziehvater Cormar verdächtigt. Gemeinsam mit dem Seelenkrieger Gor stellt Harmis Nachforschungen an, die ihn in die dunkelsten Abgründe von Alaris führen …

“Die Aschestadt“ bietet einen hochatmosphärischen Einstieg in die Welt des versinkenden Königreichs Faar. Seit einer großen Katastrophe verläuft ein Riss durch Alaris und das alte Palastviertel ist abgebrannt. Der König ist in einen tiefen Schlaf gesunken und die Bruderschaft vom Goldenen See regiert die Stadt mit eiserner Hand. Skrupellos setzt sie ihren Glauben durch und hetzt gegen alle, die anders sind und gegen ihre Gewaltherrschaft aufbegehren. Die Bruderschaft sieht die Meermenschen als große Plage und verdammt das Wasser, aus dem sie stammen. Da Wasser jedoch lebensnotwendig ist, verteilt die Bruderschaft geheiligtes Wasser, während ihre Räte im Wohlstand schwelgen und die Armen und Ausgestoßenen unter erbämrlichen Verhältnissen leben. Während viele Menschen sprichwörtlich im Dreck versinken, werden in den wohlhabenden Vierteln Vögel verehrt.

Harmis ist ein verunsicherter junger Mann, der dem berauschenden Schwarzblatttee zugeneigt ist. Einst wollte er wie sein Ziehvater als Kartograf große Abenteuer erleben, aber ausgerechnet ein solches Abenteuer wurde ihm zum Verhängnis. Eine Hand ist versteinert und damit gelähmt und die Neugier ist der Sucht gewichen. Gor, ein Freund von Cormar, will dem jungen Mann helfen. Als Seelenkrieger ist er ein grobschlächtiger Kerl, der von zwei großen Hunden begleitet wird. In ihm vereinen sich hunderte Seelen und wenn er tödlich verletzt wird, stirbt er nicht, sondern verliert „nur“ eine seiner Seelen. Dazu verfügt er über eine außergewöhnliche Stärke, mit der sich selbst Hyron nicht messen kann. Der Söldner hat bereits zahlreiche Heldentaten vollbracht, doch die Meermenschen zwingen ihn beinahe in die Knie. Durch die großen Verluste rumort es innerhalb seiner verbliebenen Söhne der Schande und bald liegt Verrat in der Luft.

Neben diesen drei Protagonisten gibt es nur eine Frau, die eine wichtige Rolle spielt: Vogelhändlerin Alix, die auf magische Weise mit den Tieren kommunizieren kann. Leider bleibt sie im Vergleich zu den anderen Charakteren recht blass und gewinnt erst in den späteren Kapiteln an Bedeutung, wobei früh klar ist, dass sie im Finale dabei sein wird. Auch sind ihre Reaktionen nicht immer nachvollziehbar, ebenso wie bei Harmis, der oft verschüchtert und gehemmt wirkt und sich gleichzeitig gedankenlos in die Jagd nach einem hochgefährlichen Mörder stürzt. Hyron und Gor erscheinen als Krieger dagegen gefestigt und wissen genau, was sie wollen und wie sie zu ihrem Ziel kommen.Von den Nebencharakteren sind einige sehr einprägsam, während andere zu Statisten verkommen und unrühmlich aus der Handlung scheiden. Dabei hätte man die Söhne der Schande, oder das, was von ihnen übrig ist, gerne näher kennengelernt.

Wie man es von Christian Günther gewohnt ist, sind bereits die ersten Kapitel sehr stark und atmosphärisch. Von der ersten Seite an ist man Teil dieser düsteren, faszinierenden Fantasywelt, in der fast jeder nur für sich selbst kämpft. Es wird schnell Spannung aufgebaut, doch leider flacht diese im Mittelteil deutlich ab. Die Handlung wird zu kleinteilig und die Charaktere scheinen nicht richtig vom Fleck zu kommen, bis im letzten Drittel wieder alles sehr schnell geht. Das Finale bietet reichlich Spannung, doch der Weg dahin gestaltet sich holprig und manche Kapitel wirken wie reines Füllwerk. Der Autor schreibt aus verschiedenen Perspektiven, konzentriert sich dabei aber stark auf Harmis und Hyron, während Gor (als interessanteste Figur) zu kurz kommt. Auch bleiben diverse Fragen, zum Beispiel in Bezug auf die Meermenschen, ungeklärt – aber „Die Aschestadt“ ist ja erst der Beginn. Inzwischen sind der zweite Band „Blinde Wächter“ und die Novelle „Herr der Wälder“ erschienen.


Fazit

Mit dem versinkenden Königreich Faar hat Christian Günther eine düstere und schmutzige Fantasywelt geschaffen, die er mit vielen Details bezüglich Geschichte und Glauben lebendig zeichnet. „Die Aschestadt“ fasziniert von der ersten Seite an und die sehr dichte, beklemmende Atmosphäre gleicht den schwachen Mittelteil aus.


Pro und Contra

+ finstere, dreckige Fantasywelt
+ Seelenrkieger Gor fasziniert ungemein
+ sehr atmosphärisch geschrieben
+ starke Einstiegskapitel und spannendes Finale
+ cooles, gut passendes Cover

- Harmis und Alix überzeugen nicht ganz
- im Mittelteil zu kleinteilig und langatmig

Wertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Christian Günther, Dark Fantasy, Lovecraft