Superman Anthologie (Jerry Siegel, Joe Shuster u.a.)

Verlag: Panini; (August 2018)
Gebundene Ausgabe: 382 Seiten; 35 €
ISBN-13: 978-3741607837

Genre: Superhelden


Klappentext

Die unsterbliche Legende vom Mann aus Stahl

Superman war der erste aller Superhelden und wurde schon kurze Zeit nach seinem ersten Comic-Abenteuer zur multimedialen Pop-Ikone und zum Synonym des Kämpfers für Gerechtigkeit und Freiheit!
Dieser Band enthält mehrere beispielhafte Superman-Storys aus verschiedenen Epochen, die seinen Werdegang von den Anfängen im Jahr 1938 bis zu seiner Neuerfindung 2016 erzählen und zudem seine Karrieren als Radio-, TV- und Kinohelden beleuchten.
Neben Jerry Siegel und Joe Shuster, den Schöpfern des stählernen Helden, sind in diesem umfangreichen Band seine bekanntesten Autoren und Zeichner vertreten, von John Byrne über Frank Miller und Grant Morrison bis Alex Rosss und David S. Goyer, dem Drehbuchautor von Batman Begins und Man of Steel. Ein Buch, das jeder Comic-Fan verschlingen wird!


Rezension

Superman ist dieses Jahr achtzig Jahre alt geworden. Passend dazu kommt die Superman Anthologie heraus, die einen Blick auf die jahrzehntelange Geschichte des Sohn von Krypton wirft. Dabei ist sie in fünf große Zeitabschnitte eingeteilt und zeigt damit, wie sich Superman im Laufe der Zeit immer wieder verändert und was und wer ihn beeinflusst hat. Da nicht alles innerhalb der Geschichten abgedeckt werden kann, unter anderem sind sein Tod und Wiederauferstehung etwas außen vor, gibt es immer wieder redaktionelle Beiträge, die hier informativ in die Bresche springen und näher auf weitere Ereignisse eingehen. Zu jeder Geschichte gibt es wie bei den anderen DC Anthologien eine kurze Einleitung, um sie besser einordnen zu können.

Erster Teil – Verteidiger der Unterdrückten (1938 - 1950)

Superman

Superman verhindert, dass eine Unschuldige hingerichtet wird, rettet Lois Lane, bekehrt einen Waffenhändler und beendet einen Krieg.
Der erste Auftritt von Superman. Zeichnerisch natürlich keine Offenbarung, aber erstaunlich dynamisch für sein Alter. Inhaltlich ist Supermans Beginn heute nicht mehr neu oder besonders, für den Zeitpunkt der Veröffentlichung allerdings überraschend und ungewöhnlich. Zudem ist Superman hier ungewohnt brutal und nicht unbedingt der Pfadfinder, wie er heutzutage wahrgenommen wird. Er droht sogar damit, jemanden das Herz herauszureißen. Insgesamt ist Supermans Auftakt ein Blick zurück, der etwas überraschen kann im Hinblick auf Supermans Charakter.

Wie Superman den Krieg beenden würde

Superman schnappt sich Hitler und Stalin und zerrt sie vor die Versammlung des Völkerbundes.
Aus heutiger Sicht mehr als skurril ist Wie Superman den Krieg beenden würde, dennoch ganz unterhaltsam und witzig.

Mann oder Superman?

Lois kommt der Verdacht, dass Clark Kent und Superman ein und dieselbe Person sind. Um das zu beweisen, begibt sie sich freiwillig in Gefahr und fordert den Gangsterboss Klaue heraus. Klaue ergreift sie tatsächlich und Clark sieht sich vor die schwere Aufgabe gestellt, Lois und sich zu retten, ohne zu verraten, dass er er Superman ist.
Schon früh in seiner Geschichte, vermutet Lois, dass Clark Superman ist. Die Geschichte ist für die damalige Zeit gut geschrieben, wenn auch die Auflösung etwas einfach ist. Die Zeichnungen haben sich bereits deutlich verbessert, gegenüber Supermans ersten Auftritt. Joe Shuster hat seine Schöpfung deutlich besser im Griff.

Die Herkunft von Superman

Woher stammt Superman und wie ist er aufgewachsen? Die Antwort auf diese Frage gibt es in der Geschichte von Bill Finger, Mitschöpfer von Batman. Er vereinheitliche die Herkunftsgeschichte von Superman, die bis dahin recht uneinheitlich war. Spannend ist Die Herkunft von Superman nicht gerade, allerdings ist sie für die Figur an sich wichtig und hatte deutlichen Einfluss auf das, was noch kommen sollte. Wayne Boring hat gezeichnet und ließ Superman deutlich realistischer und weniger cartoonig wirken.

An die Fans von Superman

Zum zehnjährigen Jubiläum wandte sich Lois Lane in diesem Brief an die Fans Supermans. Aus heutiger Sicht etwas seltsam anmutend, damals jedoch mit Sicherheit ein netter Fanservice.

Zweiter Teil – Der seltsame Besucher (1950 – 1970)

Superduell im All

Lois Lane und Clark Kent dürfen an einem Flug ins Weltall teilnehmen. Dort kommt es zum ersten Aufeinandertreffen zwischen Superman und Brainiac. Jenem Wesen, welches auf anderen Planeten Städte raubt und sie in Flaschen einsperrt, um sie auf seinem eigenen Planeten wieder zu vergrößern und ihn so wieder zu bevölkern.
Alle Elemente, die später die Konflikte zwischen Brainiac und Superman bestimmen sollen, sind bereits vorhanden. Otto Binder erzählt kurz, knapp und effektiv von diesem ersten Auftritt Brainiacs und Al Plastino findet die richtigen Bilder.

Supermans Rückkehr nach Krypton

Als er ein seltsames Objekt, was ein lebender Planet zu sein scheint, verfolgt, fliegt Superman so schnell, dass er in die Vergangenheit zurückreist und auf Krypton landet, kurz bevor der Planet zerstört wird. Dort hat er keine Superkräfte. Er lernt seine Eltern kennen und verliebt sich in die berühmte Schauspielerin Lyla Lerrol.
Jerry Siegel hat die heute ungewohnte Geschichte geschrieben. Supermans Rückkehr nach Krypton präsentiert einen neuen Blickwinkel auf Superman, ist aber gleichzeitig erstaunlich zahm und hätte genauso, mit Ausnahme von Supermans Eltern, auch auf der Erde stattfinden können. Kein Höhepunkt der Supermanhistorie, aber ein interessanter Blick zurück. Wayne Boring hat erneut gezeichnet.

Die Superman-Familie

Im Laufe der Zeit sind viele Charaktere zu Superman gestoßen und da sind Bizarro und Mr. Mxyzptlk nicht die unbedingt die bizarrsten, schließlich gibt es ebenso Krypto, einen Superhund, Streaky, eine Katze mit Superkräften und Comet, Supergirls Pferd. Auf einer Seite werden sie alle und andere vorgestellt.

Der Tod von Superman

Lex Luthor gibt sich reumütig und erfindet sogar ein ganz besonderes Heilmittel. Dadurch kommt er frei und wird von Superman unterstützt und vor seinen ehemaligen Freunden, die ihn natürlich tot sehen wollen, geschützt. Dann aber fällt die Maske und Lex Luthor gelingt, was undenkbar schien.
Dieser Dreiteiler gehört einer Reihe von Geschichten an, die „imaginäre Geschichten“ genannt wurden. In diesen durften die Autoren alles auf den Kopf stellen und mit ungewöhnlichen Szenarien spielen. In Der Tod von Superman eben damit, dass sich Lex Luthor und Superman angefreundet haben, Lex Luthor scheinbar dem Verbrechen abschwor und schließlich Superman tötete. Die Geschichte ist längst nicht so spektakulär, wie es später Supermans Niederlage gegen Doomsday ist, aber dennoch ist sie ganz gut.

Dritter Teil – Höher, weiter! (1970 – 1986)

Superman entfeselt

Auf einem abgelegten Testgelände will Professor Bolden einen Kryptonitreaktor testen, um auf diesem Wege die Stromversorgung zu sichern. Etwas läuft allerdings schief und Superman wird in Mitleidenschaft gezogen. Nach einer kurzen Bewusstlosigkeit erwacht er wieder. Fortan ist er gegen Kryptonit immun, gleichzeitig schwächen sich seine Kräfte ab und dann steht aus dem Abdruck Supermans ein Wesen auf.
Superman entfesselt war ein Neubginn für Superman, um ihn fit für die Zukunft zu machen. Weniger Kräfte, dafür keine Kryptonitschwäche, die in den Jahren zuvor viel zu oft Thema war und
einige Umwälzungen in seinem Privatleben. Superman entfesselt ist ein spannender Start in eine neue Ära für Superman, die leider nur allzu kurz währte.

Braucht die Welt einen Superman?

Die Wächter, Gründer des Green Lantern Corps, konfrontieren Superman mit der Aussage, er verhindere durch sein Eingreifen die Entwicklung der Menschen. Superman kommt ins Grübeln, insbesondere als er in Kalifornien auf Unrecht unter Arbeitern aufmerksam wird.
Elliot S! Maggin beschäftigt sich mit der Frage, ob Superman immer und überall eingreifen sollte und das trotz der Kürze recht ausführlich. Curt Swan hat gezeichnet.

Neugeburt

Eigentlich ist Brainiac keine Gefahr und in seinem eigenen Planeten eingeschlossen. Durch Zufall befreit Superman ihn, ohne diesen Umstand zu bemerken. Brainiac durchläuft anschließend eine große Verwandlung und wird gefährlicher als je zuvor.
Anfang der Achtziger kamen die Supermanfilme mit Christopher Reeve ins Kino und die Comics passten sich an und modernisierten Superman erneut. Marv Wolfman erschuf eine neue Version Brainiacs als Roboter und sorgt für die bisher beste Geschichte in dieser Anthologie, leider bleibt es bei einem nervenzerrenden Cliffhanger, da die Fortsetzung nicht mit abgedruckt ist. Gil Kane gibt Superman ein an Christopher Reeve orientiertes Aussehen und Brainiac ein sehr effektives Roboterdesign.

Die Legende von Erde-Prime

Die 400. Ausgabe von Superman sollte etwas besonderes werden. Dafür durften verschiedene Künstler ihre Supermanversion erschaffen. Erde-Prime ist unsere Welt ohne Superhelden und von dieser wird in Elliot S! Maggins Geschichte erzählt, die von Frank Miller in seinem unvergleichlichen Stil in Bilder gefasst wurde.

Vierter Teil – Der Mann aus Stahl 1986 - 2011

Eine Nacht in Gotham City

Nach der Infinite Crisis war das DC-Universum komplett umgekrempelt und neue Regeln wurden aufgestellt. Superman war nicht mehr allmächtig und die Beziehungen der Superhelden unter einander wurden neu definiert. Hier trifft Superman auf Batman, mit dem er noch nicht befreundet ist und den er ins Gefängnis bringen will. Batman kann ihn davon abhalten, indem er droht einen Unschuldigen zu töten. Was aber schwerer wirkt: Batman war Magpie auf der Spur, die skrupellos raubt und Menschen tötet. Für diesen Fall schließt sich Superman mit Batman zusammen.
John Byrne durfte das erste Zusammentreffen der beiden Helden nach der Crisis inszenieren. Ihre Gegnerin ist vielleicht nicht die gefährlichste Bedrohung, der sie sich je gegenübersahen, aber er definiert ihre Beziehung neu und geht vor allem auf ihre unterschiedlichen Ansichten und ihren gegenseitig Respekt füreinander ein. Deshalb ist Eine Nacht in Gotham City überaus gelungen.
 
Sag den Namen!

Ein seltsamer Mann mit dem Namen Ben DeRoy taucht in der Redaktion des Daily Planet auf und becirct Lois. Die scheint sich sofort in ihn zu verlieben und ihm hörig zu werden. Damit nicht genug, ansonsten passieren auch reichlich seltsame und bizarre Dinge. Superman greift ein und sein Gegner offenbart sich: Mr. Mxyzptlk aus der sogenannten fünften Dimension. Und er treibt weiter seinen Schabernack.
Supermans alter Gegner, der immer für reichlich Humor sorgt, bekommt hier von John Byrne einen herrlichen Auftritt spendiert, indem er Superman so richtig piesacken darf.

Geheimnisse bei Nacht

Clark Kent und Lois Lane stehen kurz davor zu heiraten. Vorher will Clark Lois sagen, dass er Superman ist. Dazu kommt es jedoch nicht, denn Silver Banshee greift an.
Eine gute und spannende Geschichte, die aber vor allem wegen Clarks Enthüllung als Superman gegenüber Lois enthalten sein dürfte.

Was ist so witzig an Wahrheit, Gerechtigkeit und dem American Way of Life?

Superman hat Konkurrenz bekommen. Ein Team mit Superkräften taucht auf und geht mit äußerster Brutalität vor. Ihre Gegner töten sie, im Gegensatz zu Superman, der seine immer nur außer Gefecht setzt und so immer wieder gegen sie antreten muss. Das Verhalten der Elite widerspricht Supermans Werten und deswegen beschließt er sie aufzuhalten.
Joe Kelly stellt in seiner Geschichte wichtige Fragen und verpackt sie in eine spannende Handlung in der Superman an seine Grenzen geführt wird.

Eine Frage des Vertrauens

Vor Jahren gab Superman Batman ein Stückchen Kryptonit für den Fall, dass er von einem seiner Feinde kontrolliert oder auf eine andere Art und Weise zur Gefahr würde. Nun ist es soweit und Batman muss zu der einzigen Waffe greifen, die er nie benutzen wollte.
Optisch der absolute Höhepunkt des Bandes von Alex Ross, der auch inhaltlich zu überzeugen weiß.

Der Vorfall

Superman ist in den Iran gereist und hat dort die Demonstraten unterstützt. Nun stellt sich die US-Regierung die Frage, auf wessen Seite er steht und zitiert ihn zu sich.
David S. Goyer, Autor unter anderem der Blade-Filme und Christopher Nolans Batman, erzählt hier eine kleine aber feine Geschichte, die Superman in neuem Licht stehen lässt.

Fünfter Teil – Der Mann von Morgen

Der Junge, der Supermans Cape stahl

Superman geht in einem Kampf zu Boden und ein kleiner Junge nimmt sein Cape an sich und findet so den Mut, sich gegen seinen tyrannischen Vater zu erheben.
Wie die direkte Vorgängergeschichte ist dies eine, die sich den vermeidlich kleinen Dingen widmet und ist gerade deswegen richtig stark.

Superman Rebirth

Zu Beginn der Rebirthära starb der neue Superman und der alte kam zurück. Beide hatten für kurze Zeit gleichzeitig existiert, nun ist der alte, gewohnte Superman zurück und in dieser Geschichte begegnet er Lana Lang und verabschiedet sich von seinem anderen, jüngeren Ich.
Eine ruhige Geschichte, die einen Blick zurück auf den ersten Tod Supermans gegen Doomsday wirft und ansonsten recht melancholisch ist.

Wie bei solchen Anthologien nicht anders möglich, gibt es eine Vielzahl von Zeichenstil, die qualitativ mal mehr, mal weniger gut bzw. modern sind. Herausragend ist allerdings Alex Ross mit Eine Frage des Vertrauens. Besser kann man Superman und Batman vermutlich nicht zeichnen.


Fazit

Die Superman Anthologie erfüllt ihren Sinn und Zweck voll und ganz. Sie gibt einen Überblick über die Geschichte des Stählernen, deckt dabei viele Aspekte ab. Für Fans und Neugierige mit Sicherheit eine Bereicherung der eigenen Sammlung.


Pro & Contra

+ Überblick über Supermans Geschichte
+ selbst skurriles ist enthalten
+ praktisch jedes Genre ist vertreten, in dem sich der Mann aus Stahl bewegt hat

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Anthologien aus dem DC-Universum:

Rezension zur Harley Quinn Anthologie
Rezension zur Joker Anthologie
Rezension zur Justice League Anthologie
Rezension zur Wonder Woman Anthologie 

Literatopia-Links zu weiteren Titeln mit Superman:

Rezension zu Superman – Psi-War
Rezension zu Superman – Die letzten Tage von Superman
Rezension zu Superman – Ein Held fürs ganze Jahr
Rezension zu Superman – Secret Origin

Tags: Superhelden, Superman