Der Henker Bd.2 – Maskeraden (Mathieu Gabella, Julien Carette)

Verlag: Splitter-Verlag; (August 2018)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3958394766

Genre: Abenteuer/Fantasy/ Historik


Klappentext

„Der Henker“. Sein Name ließ Paris erzittern und erscholl im gesamten Königreich...
Aber fortan ist er nicht mehr alleine. Ein anderer ist aufgetaucht, auch er mit Kräften ausgestattet.
Der Gaukler.
Wer verbirgt sich hinter dieser Maske?
Wie hat er es geschafft, die Gabe des Henkers auszusetzen und ein Kind vor dem unabwendbarem Tod zu retten?
Der Vollstrecker glaubte, allein zu sein, er glaubte... der Gesandte Gottes zu sein.
Er hatte Gewissheiten.
Jetzt will er Antworten haben.


Rezension

Der Henker wurde geschlagen, sein Opfer entkam. Ein Gaukler hat dafür gesorgt und nun macht sich der Henker auf, den Gaukler zu finden und herauszufinden, was in dem Keller eines Hauses wirklich geschah. Zwei Fälle, die er lösen muss. Immer wieder taucht der Gaukler auf und verschwindet wieder, nur um an anderer Stelle erneut zu erscheinen – und er scheint die Gabe zu besitzen und damit unverwundbar zu sein. Dann begeht er einen Fehler und der Henker hat eine Spur. Als er dieser unter anderem folgt, entdeckt er, dass so manches, das er glaubte, falsch war und so mancher Verbündeter, doch eher ein Feind ist und vor allem sieht er sich plötzlich Gegnern gegenüber, die auf ihn vorbereitet sind.

Mathieu Gabellas und Julien Carettes erster Band von Der Henker entführte den Leser ins mittelalterliche Frankreich, indem ein scheinbar unbesiegbarer Henker für Gerechtigkeit sorgt. Gestört wurde diese Ordnung nur durch den Mord an einer Frau, in deren Keller lauter Käfige waren, in die gut ein Kind passte. Bereits da kamen den Henker Zweifel. In Maskeraden gehen Autor und Zeichner ein ganzes Stück weiter. Die Geschichte beginnt sich zu entfalten und offenbart ein weitaus größere Komplexität, als zu erwarten war. Aus einer relativ simplen Grundidee, zumindest schien es so, entwickelt sich in Maskeraden ein echter Thriller mit so einigen Wendungen und Überraschungen. Auf einmal ist nichts mehr wie erwartet.
Dafür greift Mathieu Gabella auf alte Geschichten und Legenden zurück und zitiert Autoren des Genres. In einem Nebensatz spielt er sogar auf Der Name der Rose an und verbeugt sich damit vor einem Klassiker, in dessen Zentrum ebenfalls eine Bibliothek, ein Kopist und ein Geheimnis stehen, welches für die Mächtigen gefährlich werden könnte. Der Kopist spielt in Der Henker zwar augenscheinlich eine Nebenrolle, tatsächlich aber ist er eine der wichtigsten Figuren der ganzen Handlung, da er über den Henker wacht, im Guten wie im Schlechten. Dadurch wird er zu einer sehr interessanten und zwiespältigen Figur, denn er unterstützt den Stadtrat von Paris, was oft bedeutet, dass er dessen Macht gegen das einfache Volk verteidigt, ist jedoch eigentlich nur Gott verpflichtet. Den Henker sieht er als wertvolles Werkzeug an, wobei sich gegen Ende diese Meinung aufzuweichen scheint.
Der Henker selbst ist jemand dessen Überzeugungen mehr und mehr erschüttert werden. Je tiefer er in den Fall des Gauklers eintaucht, desto mehr kommen ihm Zweifel, ob er das richtige tut und gegen Ende geht er sogar in eine Falle seiner Feinde, mit der er nicht gerechnet hat.
Beim Gaukler hingegen gibt es einige unerwartete und überraschende Offenbarungen und hier greift Mathieu Gabella eine alte Legende Frankreichs auf, die bereits häufig in der Literatur genutzt wurde. Da er dies auf kreative Weise tut, wirkt es aber nicht ermüdend oder langweilig, sondern vermag den Leser zu fesseln und tatsächlich auch kalt zu erwischen, da nicht damit zu rechnen war. Gabella mischt diese ganzen Zutaten, Thriller, Fantasy und Verschwörungen zu einer dichten Geschichte. Die Rückblicke auf die Ausbildungszeit des Henkers sorgen dabei für ein besseres Verständnis für den Mann hinter der Maske und bringt ihn dem Leser näher. Effektiv wechselt Mathieu Gabella zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und hält auf beiden Zeitebenen die Spannung hoch.

Während die Handlung sehr im phantastischen angesiedelt ist, mancher wird sich aufgrund der Gabe des Henkers und seiner Gegenspielers an einen Superheldencomic erinnert fühlen, was jedoch definitiv nicht der Fall ist, da Magie als Erklärung ausreicht, so sind die Zeichnungen deutlich im realistischen Bereich angesiedelt. Julien Carette erschafft eine echt wirkende Version des Mittelalters, so dass man den Staub und den Dreck der Straßen und Gassen praktisch spüren kann. Bei den diversen Verfolgungsjagden zeigt er ein sehr gutes Gespür für Perspektiven und Rhythmus und lässt den Leser nicht los. Die Detailverliebtheit sorgt für ein längeres Betrachten der Bilder und erschafft zusammen mit der dunkleren Farbgebung eine düstere Atmosphäre, die die allgegenwärtigen Gefahren spürbar werden lassen.


Fazit

Maskeraden gewährt dem Leser einen Blick auf das große Ganze hinter den Ereignissen aus Göttliche Gerechtigkeit. Eine komplexere Handlung als gedacht offenbart sich und Mathieu Gabella setzt sie auf spannende Art und Weise um. Maskeraden ist eine mehr als gelungene Fortsetzung seines Vorgängers und bietet alles, was Fantasy- und Thirllerfans begeistert.


Pro & Contra

+ Hintergrund
+ Kräfte des Gauklers
+ Anspielungen auf Literaturklassiker
+ komplexer als gedacht
+ sehr gute Zeichnungen

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Gabella und Carette:

Rezension zu Der Henker Bd.1
Rezension zu Der Henker Bd.3