Conan der Cimmerier Bd.1: Die Königin der schwarzen Küste (Jean-David Morvan, Pierre Alary)

Verlag: Splitter-Verlag; (November 2018)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 15,80 €
ISBN-13: 978-3962192020

Genre: Abenteuer/ Fantasy


Klappentext

„Ich weiß nur eins...
Das Leben ist ein Hirngespinst, also bin auch ich eines.
Folglich ist die Illusion meine Realität.
Ich lebe, ich brenne in der Hitze des Lebens,
ich liebe, ich töte, und das ist gut genug für mich.“


Rezension

Nachdem Conan einem Richter, der ihn mit seinen Fragen nervte, den Kopf abgeschlagen hat, muss er aus Argos fliehen. Nach einem wilden Ritt durch die Stadt gelangt er an Bord eines Schiffes, das in Richtung der Küste von Kush segelt. Der Handel ist einfach, Conan schützt das Schiff vor Piraten und der Kapitän gewährt ihm die Passage. Dann geraten sie jedoch an Belit, die Königin der schwarzen Küste, und ihre Männer und selbst Conan kann Schiff und Händler nicht retten. Allerdings ist Belit von dem Cimmerier so sehr beeindruckt, dass sie ihn an ihre Seite holt und Conan hat kein Problem damit, auf der anderen Seite zu stehen. Gemeinsam plündern sie die stygische Küste. Eines Tages gelangen sie in einen brackigen Fluss. Irgendwo an diesem Fluss, tief im Herzen des Dschungels, soll es eine Stadt mit einem gewaltigen Schatz geben. Belit und Conan beschließen, mit ihrer Besatzung die Stadt zu suchen. Auf dem Weg dorthin, lauern jedoch Gefahren, unter anderem eine Riesenschlange, und in den Ruinen der Stadt wartet ein seltsames Wesen auf sie.

Conan ist eine der Ikonen der Popkultur. In Büchern, Comics, Filmen und Spielen taucht der Barbar aus Cimmerien immer wieder auf. Der Film mit Arnold Schwarzenegger machte diesen zu einem Star und kann gut und gerne als Klassiker bezeichnet werden. In Amerika haben Marvel und Dark Horse Comics zu Conan herausgebracht und so das Bild des Barbaren mitgeprägt. Nur ist auf dem Weg der Charakter Conans nach und nach verändert worden. Dies geschah allein bereits dadurch, dass durch die Veröffentlichungspolitik in Amerika es so erschien, als würde Conan einen stringenten Plan verfolgen, um schließlich König zu sein. Dass er lebt, um zu töten und das Wehklagen  der Frauen seiner Feinde zu hören. Dabei ist dies in Robert E. Howards Geschichten gar nicht der Fall. Es gibt keine fortlaufende Handlung. Conan ist in den Geschichten Howards immer der, der er sein muss und das drückt sich auch in Conans innerer Einstellung aus, die sich am ehesten auf Carpe Diem zusammenfassen lassen kann. Er ist ein Überlebenskünstler und genießt den Augenblick. Deswegen kann er auch schnell Seiten wechseln und fürchtet den Tod nicht. Hierher kommt auch seine Ablehnung der Zivilisation. Er will sie nicht zerstören, sie ist ihm schlichtweg egal, weil sie ihm nichts bringt und seinem Gerechtigkeitsempfinden unter Umständen im Weg steht.
Der französische Verlag Glenat hat sich, nachdem Conan in Europa gemeinfrei geworden ist, entschlossen, Conan wieder zu seinen Wurzeln zurückzuführen.
Mit Die Königin der schwarzen Küste liegt der erste Band der Reihe vor. Jeder Band wird übrigens von einem anderen Autoren/ Zeichner oder Autoren-/Zeichnergespann stammen.
Für den ersten Band fiel die Wahl auf Jean-David Morvan als Autor und Pierre Alary als Zeichner. Beide können auf eine lange Liste von Veröffentlichungen zurückblicken.
Im Zentrum von Die Königin der schwarzen Küste steht die Beziehung zwischen Conan und Belit, die Anführerin der schwarzen Piraten. Entgegen der Erwartung ist Belit eine selbstbewusste Frau, die für sich einstehen kann und die viele der Eigenschaften Conans besitzt. Sie ist eine starke Figur, die nur deshalb Conan am Leben lässt, weil sie seinen Nutzen sieht und ihr prophezeit wurde, dass er kommen würde. So entwickelt sich eine etwas seltsame Liebesgeschichte zwischen den Beiden, die sehr impulsiv ist und in der sie ihrem Verlangen nacheinander vollständig nachgeben. Das Zusammenspiel zwischen den beiden Figuren ist auf seine Art faszinierend. Conan selbst wird gleich zu Beginn passend eingeführt, in dem er erzählt, er habe einen Richter, der ihn genervt hat, getötet. Hier zeigt sich bereits, dass er für den Moment lebt und im Moment handelt. Konsequenzen sind ihm egal. So macht er im weiteren Verlauf der Geschichte auch keine Entwicklung durch. Ein Prinzip, welches Robert E. Howard bereits verfolgte, so dass er ihn immer wieder in neue Abenteuer verwickeln konnte. Im weiteren Verlauf ist alles enthalten, was ein Conanabenteuer ausmacht: Gewalt, Horror, Mystik, untergegangene Zivilisationen und jede Menge Kämpfe. Als Besonderheit zu anderen Geschichten ist Die Königin der schwarzen Küste dazu mit relativ viel Sex angereichert. Howard trieb dies in seiner Geschichte damals auf die Spitze und Jean-David Morvan bindet diese Szenen sehr gut in seine Fassung ein. So ergibt sich aus allen Elementen ein Bild von Conan als Mensch und nicht nur als Krieger.

Pierre Alary bewies bereits bei anderen Gelegenheiten, wie in Belladonna, dass er Kämpfe auf seine ganz eigene Art hervorragend inszenieren kann. Bei Conan zeigt er sein Können auf diesem Gebiet erneut. Durch Panelaufteilung und Gesamtkonzeption der Seiten erzeugt er eine große Dynamik, die den Leser in die Hitze des Gefechts hineinzieht. Es fließt viel Blut und mitunter wird es brutal, wie es bei Conan erwartet werden kann. Einzig das etwas cartoonhafte Aussehen der Figuren könnte bei manch einem dafür sorgen, dass der Lesegenuss geschmälert wird. Andererseits bringt er die Lebendigkeit und den Übermut der Figuren sehr gut zum Ausdruck. Conan und Belit leben im Moment und dies fängt Alary perfekt ein. Er arbeitet mal mehr mal weniger detailliert, ganz wie es die Geschichte jeweils erfordert und wie er die beste Wirkung erzielen kann. Sein Stil mag nicht für jeden sein, aber er hält alle Elemente des Comics in Balance und sorgt für einen wunderbaren Lesefluss.

Das Bonusmaterial ist äußerst umfangreich und beinhaltet Texte zu Autor, Figur und zur Geschichte selbst. Dazu kommen noch Skizzen und Entwürfe. Rundum also eine gelungene Ausgabe.


Fazit

Conan ist zurück. Der Cimmerier zerschmettert wieder seine Feinde und tut dies dicht an der Vorlage seines Schöpfers. Die Königin der schwarzen Küste ist der ideale Einstieg in Conans Welt und wurde nahezu perfekt von Jean-David Morvan und Pierre Alary umgesetzt.


Pro & Contra

+ Belit ist eine starke Frau
+ Conan wird zu seinen Ursprüngen geführt
+ umfangreiches Bonusmaterial
+ gelungene Umsetzung der Vorlage

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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