The Amazing Screw-On Head und andere seltsame Dinge (Mike Mignola)

Verlag: Cross Cult; (Dezember 2017)
Gebundene Ausgabe: 140 Seiten; 20 €
ISBN-13: 978-3959815659

Genre: Horror/ Mystery


Klappentext

Du bist nicht du selbst, wenn du den falschen Kopf trägst.

Screw-On Head ist ein Agent im Dienste Abraham Lincolns, der seinen Kopf auf verschiedenste Körper schrauben kann und so die abgefahrensten Fähigkeiten erhält. Im Auftrag des Präsidenten soll er einen untoten Okkultisten ausfindig machen, der mit seinen Handlangern ein uraltes, kostbares Manuskript gestohlen hat. Dieses Manuskript soll ihnen Eintritt in den Tempel von Gung gewähren, in dem sich ein riesiger Diamant befindet, der seinem Besitzer übernatürliche Kräfte verleiht...


Rezension

Mike Mignola ist ein äußerst produktiver Comicautor und Zeichner. Neben seinen Hauptreihen Hellboy und B.U.A.P. erschafft er immer wieder neue Figuren und erzählt mit ihnen neue Geschichten. Manchmal sind diese mit dem Hellboyuniversum verknüpft, manchmal nicht. So ist auch 2002 The Amazing Screw-On Head erschienen, der einige Zeit brauchte, um in Deutschland veröffentlicht zu werden. Nun liegt diese Geschichte zusammen mit anderen Kurzgeschichten von Mike Mignola in einem Sammelband vor.

The Amazing Screw-On Head

Screw-On Head, Agent von US-Präsident Lincoln, wird auf eine neue Mission geschickt. Er soll Imperator Zombie daran hindern, in einen alten Tempel einzudringen und sich eines riesigen Diamanten zu bemächtigen. Nach Auswahl eines Körpers, geht er mit seinem treuen Butler Mr. Groin und Mister Dog auf die Jagd nach Imperator Zombie, der entdecken muss, dass immer jemand böser ist.
Hohes Tempo und viel Humor bestimmen diese Geschichte, die auf einer Idee zu einem Kinderspielzeug basiert, die Mike Mignola hatte. Deswegen sollte sie ursprünglich im Stil der Samstagmorgencartoons gezeichnet sein, aber letztlich verwendete der Autor und Zeichner seinen gewohnten Zeichenstil, der hier aber trotz des Humors unheimlich gut passt.

„Es ist, wie sie immer sagen, Sir. Alle wirklich klugen Leute sollten eingeäschert sein...“
„Der nationalen Sicherheit wegen.“

Mike Mignola gibt in den enthaltenen Anmerkungen an, dass er diesen Comic nur für sich geschrieben hat. Das ist dem Comic deutlich anzumerken. Ist er normalerweise mit einer großen Fabulierlust bei der Sache, ist sie bei der Geschichte über den Agenten des Präsidenten Lincoln umso größer. In einem fort präsentiert Mike Mignola eine verrückte Idee nach der anderen. Die Geschichte hat ein ungewohntes Tempo für eine Geschichte von ihm und sie ist vor allem eins: urkomisch. Der Spaß, den Mike Mignola beim Schreiben und Zeichnen hatte, überträgt sich auf den Leser und obwohl die Geschichte mit knapp 30 Seiten recht kurz ist, so ist sie eine der besten, die er je geschrieben hat und der beste Beweis, das völlig verrückte Einfälle, manchmal genau das sind, was eine gute Geschichte braucht.

Abu Gung und die Bohnenranke

Abu Gung, ein Gung-Mann aus dem Lande Mu trifft auf zwei alte Frauen, die ihm eine traurige Geschichte erzählen. Nachdem Tod ihres Vaters verarmten sie aus eigener Schuld. Eine der Schwestern tauschte ihren Reichtum gegen drei Zauberbohnen, die sie aus Wut auf ihre Schwestern verschluckte. Aus ihr wuchs eine Bohnenranke hinauf in den Himmel. Abu Gung beschließt hinauf zu klettern. Nach neun Tagen trifft er auf den Teufel.
Mike Mignola gelingt hier eine wunderbare Variation von Jack und die Bohnenranke. Abu Gung und die Bohnenranke ist eine kleine aber feine Geschichte.

Der Zauberer und die Schlange

Ein Zauberer will seinem König, einen Affen, beeindrucken und lässt drei Gegenstände verschwinden. Als ihn seine beste Freundin, eine Schlange, fragt, warum er so betrübt ist, antwortet er, dass die Gegenstände zurückkehren werden und er dann sterben würde. Die Schlange ist erzürnt und möchte ihn retten, auch wenn dies vergeblich ist.
Mike Mignolas Tochter Katie erzählte ihrem Vater eine Geschichte zu einem ihrer Bilder, die dieser sofort aufs Papier brachte. Laut seiner Aussage ist ihre Geschichte besser als alles, was er sich zu diesem Zeitpunkt hätte ausdenken können. Für Der Zauberer und die Schlange gab es sogar einen Eisner Award, was Katie Mignola zur jüngsten Preisträgerin machte.
Die Geschichte hat trotz einer sehr geringen Seitenzahl eine unerwartete Tiefe und ist einfach schön und tröstlich.

Die Hexe und ihre Seele

Eine Hexe stirbt und der Teufel kommt, um ihre Seele zu holen und alles was sie mit ihren vom Teufel gegebenen Kräften erschaffen hat. Das schließt die beiden Holzpuppen Hankel und Manx ein. Die beiden gehen einen Deal mit dem Teufel ein, um nicht in die Hölle zu müssen.
Die Hexe und ihre Seele ist kurz, witzig und auf den Punkt gebracht. Genau wie die folgende Geschichte wurde sie extra für diesen Band geschaffen.

Wie Doktor Snap Professor Cyclops ermordete und wohin das führte. Oder... Der Gefangene vom Mars

Dr. Snap erzählt in illustrer Runde, wie es dazu kam, dass er Professor Cyclops ermordete, wie er deswegen zum Tode verurteilt wurde und was nach seinem Tod auf dem Mars geschah.
Die zweite für diesen Band geschaffene Geschichte stellt den bereits bei The Amazing Screw-On Head aufgetauchten Dr. Snap in den Mittelpunkt. Auch hier zeigt sich, dass Mike Mignola mit großem Spaß zur Sache gegangen ist. Befreit von allem Zwängen, erzählt er die Geschichte von einer schief gelaufenen Alieninvasion, mit viel Humor und herrlichen Dialogen. Über die Qualität seiner Zeichnungen muss sowieso kein Wort verloren werden. Wer Mike Mignola kauft, weiß, was er bekommt.

In der Kapelle der kuriosen Objekte

Keine Geschichte, aber Mike Mignola hatte das Gefühl den Band hiermit abrunden zu müssen und so gibt es einen kurzen Streifzug durch eine Kapelle, die wahrlich seltsame Objekte beherbergt.

Abgerundet wird der The Amazing Screw-On Head und andere seltsame Dinge durch ein Skizzenbuch, welches Mike Mignola etwas kommentiert hat und jede Menge Illustrationen seltsamer Gestalten.


Fazit

The Amazing Screw-On Head ist eine humorvolle Reise in seltsame Welten, die unheimlich viel Spaß macht. Mike Mignola hat hier einfach gemacht, was er wollte und seiner Fabulierlust freien Lauf gelassen. Dies ist zu merken und verschafft dem Leser eine vergnügliche Zeit mit Geschichten, die ungewohnt leicht daherkommen.


Pro & Contra

+ herrlich absurde Geschichten
+ verschrobene Charaktere
+ humorvoll
+ Spaß von Mike Mignola beim Zeichnen und Schreiben ist zu spüren

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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Rezension zu Hellboy Bd.6 - Sieger Wurm
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Rezension zu Hellboy Bd.11 – Der Krumme
Rezension zu Hellboy Bd.12 – Der Sturm
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Rezension zu Hellboy Bd.16 – Hellboy und die B.U.A.P. 1953
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