Alexander Nikopol (Enki Bilal)

Verlag: Carlsen (Oktober 2018)
Gebundene Ausgabe: 184 Seiten; 40 €
ISBN-13: 978-3551738783

Genre: Dystopie


Klappentext

„Der Arbeit Enki Bilals wohnt etwas von der halluzinogen Kraft William Burroughs´ inne, ergänzt um das Oxymoron des blauen Blutes und das des eisigen Feuers, das die entsprechenden Frauen verströmen...
Ein heißblütiges Leben, jenseits der Narben von Verletzungen aus den Hotels des Ostens, und jenseits von Amphetaminen. Wenn das Kafka noch erlebt hätte...“
Yann Moulier Boutang

Die Nikopol-Trilogie,
die als ein Schlüsselwerk angesehen wird, vermengt, nicht ohne eine Prise Humor, die Absurdität der Machtfantasien des Menschen und jener der Götter, die er sich erschaffen musste.


Rezension

Enki Bilal ist heute vielleicht einer der wichtigsten Comicautoren und -zeichner. Während er bereits zuvor als Zeichner in Erscheinung getreten war, kam sein großer Durchbruch mit dem von ihm verfassten ersten Band der Alexander Nikopol-Tilogie, Die Geschäfte der Unsterblichen. Schlagartig war er ebenso als Autor anerkannt. Enki Bilal setzte die Geschichte von Alexander Nikopol in zwei weiteren Bänden fort, Die Frau in der Zukunft und Äquatorkälte. Wie auch in anderen Werken setzt sich Enki Bilal in seinen Geschichten über Alexander Nikopol mit dem Menschen und sozialen Themen auseinander. Dies tut er in einer dystopischen Welt, die vor allem im ersten Band stark faschistisch geprägt ist.

Jeder Band der Alexander Nikopol-Trilogie kann zwar bedingt für sich allein gelesen werden, aber erst gemeinsam ergeben sie ein großes Ganzes und erst dann erklären sich Figurenkonstellationen und Handlungen viel besser.

Die Geschäfte der Unsterblichen

Das Jahr 2023. Paris ist ein abgeschotteter, faschistischer Stadtstaat, der von einem Präsidenten namens Hans-Ferdinand Weißkohl regiert wird. Die Stadt wurde in zwei Bezirke eingeteilt. Der eine ist für die herrschende Schicht, der andere das Elendsviertel für sogenannte Mutanten. In diese Welt kommt der im Jahr 1993 zur Strafe eingefrorene, in das Weltall gesandte Alexander Nikopol, dem es schwerfällt sich zurechtzufinden. Allerdings wird er zu einer entscheidenden Figur im Spiel um die Macht in Paris werden.
Denn vor kurzem ist ein riesiges Raumschiff in Form einer Pyramide über der Stadt aufgetaucht. An Bord sind Wesen, die behaupten die altägyptischen Götter zu sein. Sie verlangen von Weißkohl Treibstoff, der will den aber nur im Austausch gegen Unsterblichkeit geben.
Horus hingegen hat eigene Pläne und ergreift von Alexander Nikopols Körper besitzt und stürzt auf diesem Wege Weißkohl.

Die Frau in der Zukunft

Zwei Jahre später ist Alexander Nikopol in einer psychiatrischen Anstalt und sein Sohn hat unbemerkt von der Öffentlichkeit seine Aufgaben übernommen, was kein Problem darstellt, da beide durch Nikopols Kälteschlaf biologisch gesehen gleich alt sind und gleich aussehen. In London versucht der Geliebte von Jill Bioskop, sie zu erreichen und will ihr von einer Artikelserie berichten, die bereits 1993 erschienen ist. Anscheinend hat sie sie in der Gegenwart geschrieben und sie ist dann durch die Zeit ins Jahr 1993 gelangt. Bevor ihr John das aber sagen kann, wird er getötet. Jill reist daraufhin nach Berlin und tötet dabei auf dem Weg zwei Männer, die sie bedroht haben. In Berlin trifft sie auf einen Mann, dessen Körper als neuer Wirt für Horus dient. Alexander Nikopol spürt Horus Gegenwart und reist ebenfalls nach Berlin und schlägt Horus einen Handel vor. Im Tausch für ein intensiveres Leben darf Horus erneut Besitz von seinem Körper ergreifen.

Äuatorkälte

Acht Jahre sind vergangen. Jill und Alexander Nikopol haben sich getrennt. Nikopol jr. ist auf der Suche nach seinem Vater und Jill und kommt dabei nach Äquator City. Er trifft im Zug auf eine geheimnisvolle Frau und auf einen Schachboxer, der um den Weltmeistertitel kämpfen will, und zwar ausgerechnet gegen Nikopol sr., der mittlerweile einen anderen Namen angenommen hat. Mit Nikopol jr. Ankunft fällt die der ägyptischen Götter in ihrer Pyramide zusammen.

Wie bereits erwähnt setzt sich Enki Bilal in der Nikopol-Trilogie mit einer Vielfalt von Themen auseinander und vor allem mit der Frage nach Macht und was sie bedeutet. Dies packt er in eine sehr surreale, postapokalyptische Welt, in der man als Leser zunächst verloren scheint. Nur über eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Band erschließt sich nach und nach Alexander Nikopol. Der Vergleich mit Kafka ist durchaus nicht unangebracht und spricht für Enki Bilals erzählerisches Können. Wie Kafka ist er nicht leicht zu lesen und fordert den Leser. Mit Sicherheit ist Alexander Nikopol keine leichte Lektüre und alle drei Bände am Stück zu lesen, ist nicht so einfach zu bewerkstelligen.

Bei den Zeichnungen zeigt sich weiterhin Enki Bilals erzählerisches Können. Er variiert seinen Stil in Bezug auf Dynamik und Tempo der Geschichte entsprechend und erschafft damit eine ganz eigentümliche Atmosphäre. Die Bilder selbst sind direktkoloriert und Enki Bilal erschafft dadurch eine surreale, dystopische Welt. So ergibt sich ein forderndes Gesamtkunstwerk.


Fazit

Alexander Nikopol ist ein Klassiker, der diese Bezeichnung vollkommen zurecht trägt. Enki Bilal lässt den Leser in eine dystopische, surreale Welt eintauchen und beschäftigt sich mit einer Vielzahl von Themen.


Pro & contra

+ anspruchsvoll
+ dystopisch
+ hervorragende Zeichnungen

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5