Sieben – Vagant-Trilogie 3 (Peter Newman)

Cross Cult (September 2018)
Originaltitel: The Seven
Übersetzerin: Helga Parmiter
Klappenbroschur
528 Seiten, 16,00 EUR
ISBN: 978-3-959818-04-9

Genre: Fantasy, Science Fiction, Horror


Klappentext

Jahre sind ins Land gezogen, seit der Vagant zur Leuchtenden Stadt kam – mit der kleinen Vesper im Arm und Gammas Schwert in der Hand. Inzwischen hat sich die Welt verändert. Vesper reiste auf den Spuren ihres Vaters zum Bruch, schloss den Riss zwischen den Welten und beschützte damit die letzten Reste der Menschheit. Nun sichert Vesper den Frieden und die Einigkeit. Nichts scheint zwischen der Welt und der großartigen neuen Zukunft zu liegen. Bis sich Augen öffnen … und Die Sieben erwachen.


Rezension

Vesper, die mit dem Schwert einer Der Sieben den Riss in der Welt geschlossen hat, durch welchen dämonische Wesen in diese eindringen konnten, ist nun eine erwachsene Frau. Sie hat eine Tochter und reist umher, um Menschen, Dämonen und durch dämonische Essenz (der „Verderbnis“) veränderte Menschen miteinander zu versöhnen. Das ist eine große Aufgabe, denn die Gräben zwischen den fundamental verschiedenen Verhandlungspartnern sind tief. Und obwohl das Imperium der Sieben – riesiger Metallengel, die nach dem Tod ihrer Schwester Gamma, deren Schwert Vesper trägt, in Trauer und Passivität verbunden sind, während die Welt von Dämonen überrannt wurde – sie als Trägerin des Schwertes „Arglist“ und für ihre Verdienste schätzt, ist sie dort mit ihren Ideen von Verständigung und Inklusion eine Außenseiterin. Ihr Partner Jem und ihre Tochter Reela, die beide von der „Verderbnis“ befallen sind, dürfen die Leuchtende Stadt nicht betreten.

Und als die Sieben erwachen, ordnen sie an, dass alle Dämonen und diejenigen, die auch nur im Geringsten mit ihnen in Kontakt gekommen sind, ausnahmslos niedergemetzelt werden müssen. Vespers Familie ist eines ihrer ersten Angriffsziele. Und obwohl der Vagant, Jem und Reela knapp mit dem Leben davonkommen und sich auf die gefährliche Reise zu Vesper machen, haben andere dieses Glück nicht. Die Bedrohung führt fremdartige, unheimliche Dämonen, sonderbare Mischwesen aus Mensch, Maschine und totem Fleisch und „normale“ Menschen zusammen, aber es ist eine fragile, widerwillige Allianz und Vesper droht daran zu scheitern, sie zusammenzuhalten. Am Ende findet die Handlung in dramatischen, düster-bildgewaltigen Kämpfen ihren Höhepunkt.

Hin und wieder sind auch Rückblenden eingeflochten, die Massassi, die Frau, die den Riss in der Welt vorhergesehen hat, in ihren letzten Jahren zeigen. Sie erklären die Ursprünge des Imperiums und der Sieben und auch die Makel der Wesen, deren Befehlen die Menschen des Imperiums blind folgen.

Im letzten Band der Trilogie übertrifft sich Peter Newman mit düsterer Bildgewalt. Er schildert gnadenlose Engel, die sich unter einer sterbenden Sonne Kämpfe in der Luft liefern, schaurig-faszinierende Synthesen aus lebender und toter Materie, groteske Gestalten, brutale Kämpfe und auch eine ziemlich verstörende Szene, die trotz der übernatürlichen Elemente an eine versuchte Vergewaltigung erinnert.

Doch wie in den Bänden zuvor kontrastiert er die Düsternis der Welt wieder mit der Bereitschaft seiner zentralen Figuren, füreinander und für eine bessere Zukunft zu kämpfen (bzw. nicht zu kämpfen, wann immer eine friedliche Lösung möglich ist). Vesper ist nicht länger ein Kind, sondern eine sichtlich gereifte Anführerin, aber sie hat ihren Optimismus nicht aufgegeben und tritt entschlossen für Versöhnung und Kooperation ein. Auch der Vagant tritt wieder als Beschützer, vor allem aber als liebevolle Vaterfigur in Erscheinung. Newmans Figuren zeigen menschliche Schwächen und sehen sich oft mit negativen Konsequenzen ihrer Entscheidungen konfrontiert. Zum Beispiel ist der Preis für Vespers politisches Engagement die Entfremdung von ihrer Familie oder bringt der Vagant durch eine spontane Handlung sich und seine Begleiter in Gefahr.

Obwohl Newmans postapokalyptische Fantasywelt, die sich in ihrer Ästhetik bei Steampunk, Science Fiction und Body Horror bedient, sich nicht mehr von Mittelerde abheben könnte, habe ich mich von seinem Fokus darauf, dass scheinbar unbedeutende, aber zutiefst gutherzige Menschen einen Unterschied machen können, sehr an Tolkiens Geschichten über tapfere Hobbits erinnert gefühlt. Was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass Vesper pragmatisch damit umgehen muss, dass einigen ihrer Verbündeten menschliche Moralvorstellungen eher fremd sind.

Wieder wird die Geschichte in klaren, einfachen Sätzen erzählt. Obwohl der Erzähler Einblick in die Köpfe vieler Figuren hat, vermittelt er ihre Gedanken und Gefühle lieber, indem er ihre Handlungen und ihre Körpersprache beschreibt, und Dialoge werden eher sparsam eingesetzt. Oh, und natürlich sind die Ziegen aus Band 1 & 2 auch wieder mit von der Partie und haben die „beseelten“ Schwerter der Sieben bei all ihrer zerstörerischen Macht ein sonderbares, manchmal sogar amüsantes Eigenleben.


Fazit

In „Sieben“ werden Peter Newmans Protagonisten von einer neuen Bedrohung auf die Probe gestellt. Wieder löst seine dunkle, originelle Fantasywelt Staunen, Ekel und Angst um die Figuren aus, aber transportiert gleichzeitig eine Menge Optimismus.


Pro und Contra

+ einzigartige, einprägsame Welt
+ sympathische Figuren
+ Optimismus
+ bildgewaltige Schilderungen

o teilweise sehr düster und schockierend, Horror-Elemente

- Worldbuilding lässt einige Fragen offen
- minimale Längen im Mittelteil

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Vagant" (Bd. 1)
Rezension zu "Arglist" (Bd. 2)

Tags: Grimdark, Science Fantasy