Sündengräber (Kristina Ohlsson)

Ohlsson K Sndengrber

Limes Verlag, 1. Auflage, 2019
Hardcover, 477 Seiten,
20,00 Euro [D]
ISBN-13: 978-3-80902-697-6

Genre: Thriller


Klappentext

Ein Mann wird in seinem Sessel erschossen aufgefunden – mit dem Ehering seiner Tochter am Finger. Ein Bestatter sucht verzweifelt nach seinem verschwundenen Bruder. Eine Frau kämpft darum, die Kontrolle über ihr Leben zu behalten, während ihr Mann von Tag zu Tag gefährlicher wird …
Frederika Bergmann und Alex Recht erkennen einen Zusammenhang zwischen diesen Fällen. Sie begeben sich auf eine, die in die Vergangenheit führt – zu Sünden, die längst begraben schienen und doch tödlicher denn je sind.


Der Autor

Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman Aschenputtel gelang ihr der internationale Durchbruch und der Auftakt zu einer hochgelobten Thrillerreihe um die Ermittler Frederika Bergmann und Alex Recht, die mit Sündengräber spektakulär ausklingt.


Rezension

Alex Recht ruft Frederika Bergmann zu einem neuen Tatort. Ein Mann sitzt erschossen in seinem Wohnzimmersessel, am kleinen Finger den Ehering seiner toten Tochter. Es gibt keine Einbruchspuren, nichts wurde gestohlen. Was als ungewöhnlicher Mordfall beginnt, nimmt bald noch seltsame Formen an, als die nächste Leiche auftaucht. Zeitgleich taucht eine merkwürdige Nachricht an Alex auf, und auch ein alter Bekannter aus Alex‘ Leben: Der Bestattungsunternehmer seiner verstorbenen Frau ist auf der Suche nach seinem Bruder, der mit seiner kompletten Familie verschwunden ist. Aber auch Frederika ist nicht ganz bei der Sache, denn ihr Mann hat eine tödliche Diagnose erhalten. Als wäre all dies noch nicht genug, kämpfen die beiden Ermittler mit personellen Veränderungen in der Führungsetage ihrer Abteilung. Was als Aneinanderreihung von Toten beginnt, entwickelt sich zu einer Schnitzeljagd auf einen perfiden Mörder. Dennoch schließt sich langsam der Kreis der Ermittlung, der Fall führt über die Grenzen Schwedens und in die Vergangenheit, zu alten Sünden. 

Ohlsson beginnt ihr Buch mit kurzen, pointierten Kapiteln voller ominöser Andeutungen: ein Mann tut dies hier und ein anderer Mann tut jenes. Nach wenigen Seiten ist das Spielbrett für ihr Ermittlerduo gestellt. Auch, wenn man die Vorgängerromane der Serie nicht kennt, gelingt es Ohlsson ihre Ermittler gekonnt über Gedanken, Dialoge und Verhaltensweisen einzuführen. Kleinere Rückblicke sowie persönliche Probleme runden das Bild der Polizisten gelungen ab. Das Prinzip der kurzen Kapitel beibehaltend, wechselt die Autorin zwischen den Polizisten, Angehörigen der Opfer oder zufälligen Nachbarn, die einen seltsamen Geruch im Haus bemerken und aufmerksam werden. Die knackigen Kapitel treiben die Geschichte unerbittlich voran. Dabei schiebt Ohlsson ihre Leichen und Figuren so gekonnt, wie ein Schachspieler mit einem Hang zur Dramaturgie, lässt dabei aber ebenso so manche Nebenfigur wie einen unbedeutenden Bauer aus der Geschichte fallen. So sind manche Figuren nur Mittel zum Zweck, Ideengeber, Leichenfinder, ohne weitere Tiefe.

Auch die spannende Nebenhandlung des vermissten Bruders, der mit seiner Frau und den zwei Kindern in einem Haus mit kugelsicheren Fenstern festgehalten wird nur sporadisch gestreift, das Drama des Zerfalls der Psyche in der Gefangenschaft nur in wenigen Kapitel knapp über die Beschreibungen der Ehefrau angerissen. So fehlt dem Leser oftmals die Möglichkeit, sich mit den Figuren zu identifizieren und wahrhaftig mitzufühlen.

Stilistisch bewegt sich Ohlsson ebenfalls knapp und zügig. Ausschweifende Beschreibungen finden sich ebenso wenig wie sprachliche Stilmittel. Insgesamt wirken die Geschichte und die Figuren daher recht abgeklärt, ohne Raffinesse. Die Handlung lebt hauptsächlich vom Verwirrspiel um den Täter, und die Frage, worin sein Motiv liegt, wie er mit den Opfern in Verbindung stand und warum er Nachrichten an Alex‘ schickt. Marginal spielt Frederikas persönliche Situation, um die tödliche Diagnose ihres Mannes eine Rolle. Aber sie schafft es dennoch, ohne größere Probleme den Fall durchzuziehen und steht Alex Recht verlässlich zur Seite.


Fazit

Mit Sündengräber findet Kristina Ohlssons Thrillerreihe um das Ermittlerduo Alex Recht und Frederika Bergmann zwar ein spannendes aber auch unbefriedigendes Ende. Teilweise muten die kurzen Kapitel unfertig und gehetzt an. Opfern, Ermittlungen, Figuren – es fehlt an Antworten, Tiefe und am Ende ein würdiger Abschluss.


Pro/Contra

+ Set-up
+ Grundidee
+ Dynamik der Hauptfiguren

o kurze Kapitel mit raschem Wechsel der Erzählperspektive

- fehlende Charaktertiefe
- teilweise bleiben Handlungsstränge und Charaktere unaufgelöst
- spannende Erzählstränge werden nicht ausgereift betrachtet

Bewertungsterne3.5

Charaktere: 3,5/5
Handlung: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5