Sternenbrand II - Blau (Annette Juretzki)

sternenbrand blau

Traumtänzer Verlag (2017)
Taschenbuch, 392 Seiten, 13,95 EUR
ISBN: 978-3947031092

Genre: Space Opera


Klappentext

Wer eine Waffe unter Freunden tragen muss, hat keine.

Selbst Jonas’ Verbündete innerhalb der Söldnereinheit wenden sich gegen ihn und ihm bleibt nichts anderes übrig, als mit Zeyn zusammenzuarbeiten. Dabei hat der impulsive Außerirdische genügend Gründe, Jonas zu hassen – der Machtkampf um den verträumten Xenen ist nur einer davon. Was macht diesen jungen Mann mit den strahlend blauen Augen nur so besonders? Als ein alter Feind zu erwachen droht, findet Jonas endlich die Antworten auf all seine Fragen – auch auf jene, die er nie hatte stellen wollen. Umgeben von Lügnern und Verrätern zieht er in einen hoffnungslosen Kampf. Doch wie viel Vertrauen in seine fragwürdigen Verbündeten kann er wagen, wenn doch die gesamte Galaxis auf dem Spiel steht?


Rezension

“Blau“ ist der zweite Band der queeren Space Opera „Sternenbrand“ und führt die Handlung des ersten Bandes „Blind“ nahtlos fort – schließlich waren beide Bücher als ein großer Roman konzipiert. Entsprechend muss man den ersten Band gelesen haben, auch wenn die Ereignisse von der Autorin zu Beginn nochmals grob umrissen werden. Auf ihrer Mission kam die Crew der Keora einem uralten Geheimnis auf die Spur, das den galaktischen Krieg gegen die Phantome in ein neues Licht rückt. Zudem verstärken die Erkenntnisse die Spannungen innerhalb der Crew und während sich Jonas und Zeyn gegenseitig an die Kehle gehen, eskaliert die Lage. Es kommt zur Meuterei und die beiden Streithähne können das Ruder nur herumreißen, wenn sie endlich zusammenarbeiten …

In „Blau“ geht es von der ersten Seite an heiß her, denn noch während Jonas und Zeyn sich einen Überblick über die Lage verschaffen, gehen sich Menschen und (aus deren Sicht) Aliens gegenseitig an die Kehle. Jonas sieht sich von Verrätern umgeben und weiß nicht, wem er noch trauen kann. Das einzige, worauf er sich verlassen kann, ist Zeyns Abneigung. Zudem eint sie das Ziel, die Verluste innerhalb der Crew klein zu halten und den Aufstand zu beenden. Inzwischen sieht Jonas ein, dass er viele Fehler gemacht und zu wenig Rücksicht auf die kulturellen Unterschiede zwischen den verschieden Spezies genommen hat. Es gab zu viele Missverständnisse, zu viele Vorurteile. Der einzige, der als „unschuldig“ gelten kann, ist Xenen, der bis zur Ankunft der Keora bei seinem Planeten nichts von der galaktischen Allianz und dem Krieg gegen die Phantome geahnt hat.

Xenen wirkt inmitten der Kämpfe deplatziert. Er weigert sich, eine Waffe zu tragen und versucht immer wieder zu schlichten. Seine Naivität wird ihm dabei so manches Mal zum Verhängnis, andererseits bewegt er mit seinem unschuldigen Optimismus auch viel. Während die Kluft zwischen ihm und Jonas immer größer wird, nähern sich Xenen und Zeyn – zur Freude der Leserschaft – wieder etwas an. Der Ghitaner akzeptiert Xenen so wie er ist, auch als alle anderen plötzlich eine Gefahr in dem jungen Mann sehen. Zeyn hört nach wie vor auf seine brodelnden Gefühle, gleichzeitig kann er diese inzwischen besser beherrschen, insbesondere seinen Zorn. Statt alleine blind nach vorne zu stürmen, lernt er, im Team zu arbeiten und anderen zu vertrauen. Auch Jonas entwickelt sich weiter, macht aber immer wieder Rückschritte und wird dem Leser zunehmend unsympathischer. Trotzdem oder auch gerade deswegen ist er ein sehr einprägsamer Charakter.

Der Dialoganteil ist nach wie vor hoch und wie bereits in „Blind“ spielt die Handlung überwiegend auf der Keora, die in ihrem desolaten Zustand einen erneuten Krieg verhindern muss. Annette Juretzki spielt dabei mit der Erwartung der Leser und bietet einige Wendungen sowie eine interessante Erklärung für die offensichtlich nicht miteinander harmonierende Crew. Xenen erhält zudem eine sinnvolle Rolle innerhalb des Konflikts mit den Phantomen, welcher in der zweiten Hälfte relativ schnell abgehandelt wird. Es bleiben einige Fragen offen, sodass genug Raum für eine Fortsetzung bleibt – oder auch andere Romane aus dem Universum von „Sternenbrand“. Es gibt hier jedenfalls genug interessante Alienspezies und noch unbekannte Planeten, die man gerne entdecken würde. Da sieht man auch drüber hinweg, dass sich die zerstrittene Crew der Keora ganz allein dem drohenden Krieg stellt. Dafür beschäftigt sich "Blau" unter anderem mit der Frage danach, was Leben ist und ob Maschinen überhaupt als lebendige Individuen angesehen werden können. Auch der historische Hintergrund des "Sternenbrand"-Universums ist ungemein spannenden. Nächstes Mal bitte mehr davon.


Fazit

In „Blau“ verblassen die Streitigkeiten im Angesicht einer Meuterei und der drohenden Gefahr eines Krieges. Jonas und Zeyn sind zur Zusammenarbeit gezwungen und können meist nur um Haaresbreite eine noch größere Katastrophe verhindern. Annette Juretzki bietet gelungene Wendungen und legt den Fokus auf Action und Eskalation. Schade nur, dass man abseits der Keora und Xenens Heimatplaneten nichts von diesem facettenreichen, lebendigen Universum zu sehen bekam.


Pro und Contra

+ tempo- und actionreicher als der Vorgängerband
+ Zeyn und Jonas arbeiten endlich zusammen
+ Xenen erhält eine sinnvolle Rolle im drohenden Krieg
+ gelungene Wendungen und gute Erklärungen für offengebliebene Fragen
+ nach wie vor interessante Alienspezies mit kulturellen Eigenheiten
+ sehr schönes, stimmungsvolles Cover

o leider bekommt man auch dieses Mal nichts von den vielen Planeten der galaktischen Allianz zu sehen
o man muss den ersten Band gelesen haben, um den zweiten genießen zu können
o unerwartet zurückhaltend in puncto Zweisamkeit

- die Phantome bleiben zu blass, auch wenn man etwas mehr über sie erfährt
- am Ende zu schnell heruntererzählt

Wertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Space Opera, Annette Juretzki, SF-Autorinnen, queere Figuren, deutschsprachige SF, Aliens