Secret Empire (Nick Spencer, Steve McNiven u.a.)

Verlag: Panini; (Januar 2019)
Softcover: 412 Seiten; 38 €
ISBN-13: 978-3741611230

Genre:. Superhelden


Klappentext

Captain America stürzt die USA in Finsternis

Nachdem seine Realität umgeschrieben wurde, gehört Captain America zur faschistischen Terrororganisation Hydra. Steve Rogers verrät SHIELD sowie seine Heldenkollegen und führt Hydra zur Macht über die USA! Das finstere neue Regime knechtet alle, die anders sind, angefangen bei den Inhumas. Nur Hawkeye, Black Widow und der Rest der Rebellen leisten Widerstand – und jagen die Fragmente eines kosmischen Würfels, dessen Macht über die Wirklichkeit und die Zukunft entscheidet...

Das aufsehenerregende Marvel-Event Secret Empire erstmals in einem Sammelband, inszeniert von Nick Spencer (SPIDER-MAN), Steve McNiven (CIVIL WAR) und vielen anderen.


Rezension

Die Welt ist geschockt. Captain America ist nicht der strahlende Held, sondern ein Agent Hydras und nicht nur das, er ist sogar ihr Anführer. Diese Enthüllung kommt allerdings zu spät. Denn Captain America hat es geschafft, die Superhelden so auf Trab zu halten, dass sie nichts merkten, ehe es zu spät war. Und so geraten die USA unter die Herrschaft Hydras. Zwar formiert sich sofort Widerstand, aber die Chancen auf Sieg sind eher gering, da es Captain America geschafft hat, die mächtigsten Helden, unter anderem Carol Danvers und Quasar, von der Erde auszusperren. Und nicht alle Helden kämpfen für die Freiheit, manch einer schlägt sich auf die Seite der Sieger. Es scheint nur eine einzige Möglichkeit zu geben, alles wieder zum Guten zu richten. Der kosmische Würfel muss zusammengesetzt und benutzt werden. Hydra hat dessen Macht genutzt, um die Realität zu ändern und Steve Rogers zu einem der ihren zu machen. Da sollte es auch möglich sein, alles mit ihm zu korrigieren. Aber nicht nur der Widerstand ist hinter dem Würfel her, auch Captain America macht sich daran, die Fragmente einzusammeln.
Währenddessen trifft eine Inkarnation von Captain America im kosmischen Würfel auf Kobik, die Inkarnation des Würfels und ein kleines Mädchen und vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit alles zu richten.

Nach dem Event ist bei Marvel vor dem nächsten Event und das ist leider nicht immer gut. Denn durch die Schlagzahl, in der diese allumfassenden Geschichten erscheinen, leidet häufig die Qualität. Oft genug kommt die Geschichte über ein simples Superheld gegen Superheld nicht hinaus und die Gründe dafür sind oft recht dünn. Civil War II ist hierfür ein gutes Beispiel. Der Grund für den zweiten Superheldenbürgerkrieg war im Grunde genommen lächerlich und das ganze Problem hätte viel einfacher gelöst werden können.
Nun also bringt Panini das Secret Empire in einem Sammelband heraus und um es vorweg zu nehmen: Nick Spencer liefert eine hervorragende Geschichte ab und damit eines der besten Events der Marvelhistorie.
Einigen Fans gefiel der Ansatz nicht Captain America zu einem Agenten Hydras zu machen, da es angeblich nicht zu ihm passen würde. Aber in der Form, in der es Nick Spencer tut, ist es eine durchaus logische, mögliche Weiterentwicklung von Steve Rogers. Denn der Kern seiner Persönlichkeit wird nicht angetastet. Er hat weiterhin seinen moralischen Kompass und ist nicht allzu schnell bereit, unnötige Gewalt auszuüben. Die Bombardierung Las Vegas´ geschieht mehr aus einem Zwang von außen, als durch eine innere Überzeugung heraus. So gelingt es Nick Spencer sogar Captain America nicht vollkommen zu einem Feindbild zu machen und Hydra wird durch Steve Rogers abgemildert. Trotzdem ist Hydra nach wie vor faschistisch und böse. Was Nick Spencer aber anhand von Hydra und Steve Rogers zeigt, ist, wie verführerisch Macht sein kann und wie gefährlich es sein kann, wenn jemand mit einem festen Glaubensgrundsatz, den richtigen Weg verliert, denn genau dies geschieht in Secret Empire mit Steve Rogers. Er ist nicht direkt böse, sondern fehlgeleitet und dies macht ihn gerade so gefährlich.
Jetzt hätte Nick Spencer diese Ausgangslage nehmen und alle Superhelden auf Hydra hetzen können, aber diesen einfachen Weg nimmt er nicht. Bei ihm schlägt sich der Punisher auf die Seite von Rogers und das mit einem für den Charakter durchaus nachvollziehbaren Grund. Ebenso gibt es weitere überraschende, aber logische Verbündete für Hydra und Steve Rogers.
Die Konflikte und Kämpfe passieren nicht nur aus reinem Selbstzweck, wie es beispielsweise in Civil War II der Fall war, sondern haben alle eine Motivation innerhalb der Handlung und sie werden wohl dosiert eingesetzt. Auf diese Weise erschafft Nick Spencer eine Geschichte in der sich durchaus unsere Gegenwart zum Teil spiegelt und die damit nicht nur reines Spektakel ist. Secret Empire hat etwas zu sagen und dies ist gerade bei den vielen Events im Marveluniversum etwas ungewöhnliches. Nick Spencer schafft das Kunststück eine spannende Handlung mit Inhalt zu füllen und so aus Secret Empire mehr zu machen, als nur einen weiteren Superheldencomic.

Die Zeichnungen stammen von einer Vielzahl von Zeichnern, von denen keiner richtig herausragt. Alle sind mehr im Mittelfeld der Superheldencomics anzusiedeln. Einerseits steht dadurch die Handlung im Vordergrund, andererseits würde man sich für den ein oder anderen Moment, aber einen besseren Zeichner wünschen. Nur die Begegnungen zwischen Steve Rogers und Kobik sind richtig gut und schön anzusehen.


Fazit

Secret Empire ist das beste Marvelevent der letzten Jahre. Wo Brian M. Bendis bei Civil War II versagte, macht Nick Spencer alles anders und erzählt einen spannenden Superheldenthriller mit Relevanz und Inhalt.


Pro & Contra

+ Kämpfe sind wohl dosiert und richtig motiviert
+ gleich mehrere Überraschungen auf Seiten Hydras
+ clever konstruiert

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5