ControNatura Bd.2 – Die Jagd (Mirka Andolfo)

Verlag: Panini; (März 2018)
Gebundene Ausgabe: 100 Seiten; 22 €
ISBN-13: 978-3741606779

Genre: Dystopie


Klappentext

Leslies Leben ist ein Trümmerhaufen. In ihr ist die urtümliche Macht eines bösartigen Wolfsgottes erwacht und nun ist sie auf der Flucht, verfolgt von den Mitgliedern einer mysteriösen Organisation, die sie für ihre obskuren Ziele in die Finger bekommen wollen. Allein, verzweifelt und in stetiger Gefahr muss sich Leslie auf einen Weg mit unbekanntem Ziel machen und dabei die Kraft in sich finden, sich einem Schicksal zu widersetzen, das bereits vorbestimmt zu sein scheint.


Rezension

Leslie, aus der Gattung der Schweine, lebt in einer Welt, in der der Staat alles überwacht. Wer sich konform verhält, wird belohnt, wer nicht bekommt Schwierigkeiten. Die Liebe und Sexualität darf nur in der eigenen Gattung ausgelebt werden und sie muss auf jeden Fall heterosexuell sein und wer nicht mit spätestens 25 Jahren verheiratet ist, bekommt einen Partner zugewiesen. Leslie hat ein solches arrangiertes Date hinter sich gebracht, was aber schnell eskalierte und nun ist sie auf der Flucht. Vor der Polizei und einer mysteriösen Organisation, die ihrer unbedingt habhaft werden will und skrupellos vorgeht. Leslies härtester Verfolger ist Jones, der ihr keine Ruhe lässt. Unterstützung erhält sie von Kahl, Saya und Carol. Letztere ist Anführerin einer Widerstandsbewegung. Ihr Weg führt sie zu einem geheimnisvollen Ort, an dem Leslie viel über sich, Khal und den Wolfsgott erfährt, der immer weiter danach trachtet ihren Körper zu übernehmen.

Mit Das Erwachen führte Autorin und Zeichnerin Mirka Andolfo in ihre von antropomorphen Tieren bevölkerten Welt ein. Die ist von starken Vorurteilen und Repressalien geprägt. Heiraten und fortpflanzen darf sich nur, der einen Partner derselben Gattung hat. Und Homosexualität ist etwas, was aberzogen werden muss und eine Schande ist. Wer sich systemkonform verhält, der wird belohnt, alle anderen bestraft. Mirka Andolfo zeichnet hier eine düstere, dystopische Welt, die in der Form ihre Vorbilder im Geiste wie 1984, Schöne neue Welt oder auch Jugend ohne Gott nicht verleugnen kann. Denn die totalitäre Diktatur in dieser Welt bestimmt das Leben aller.
Mit Leslie präsentiert Mirka Andolfo einen Charakter, der nicht gerade die Vorzeigerebellin ist. Sie möchte eigentlich nur ihr Leben leben. Dies ist ihr aber leider nicht möglich, da sich der Geist eines äußerst gewalttätigen Wolfsgottes in sie eingenistet hat, der das Interesse verschiedener Gruppierungen weckt. In Die Jagd erzählt nun Andolfo genau das, was der Titel aussagt: Eine Hetzjagd auf Leslie, die spannend und sehr temporeich ist, immer wieder unterbrochen durch einen Blick auf ihre Gegner und deren Taten. Diese gestaltet Mirka Andolfo zumindest in diesem Band noch recht eindimensional, was aber unter anderem auch daran liegt, dass ihre Absichten noch im Dunkeln liegen. Das mehr hinter allem steckt, als sich im Moment zeigt, ist klar, nur was ist die Frage.
Zum ersten Mal erhalten Leslies Gegenspieler dann etwas mehr Kontur, als am Ende des Bandes etwas sehr Unerwartetes enthüllt wird. Dies könnte im Abschlußband so manches auf den Kopf stellen, auf jeden Fall schafft Mirka Andolfo sich dadurch verschiedene Möglichkeiten, um die Geschichte aufzulösen.
Leslies Helfer sind besser ausgestaltet als ihre Gegenspieler, haben aber auch ihre Geheimnisse. Carol scheint mehr zu sein, als sie anfangs zugibt und Khal ist ein durchaus interessanter Charakter, dessen Geschichte ihn auf jeden Fall ziemlich wichtig werden lässt.
Leslie selbst wird durch die Tatsache, dass ihr ein Wolfsgott innewohnt eine spannende Figur, die ständig zwischen Gut und Böse steht, je nachdem welche Hälfte gerade die Oberhand gewonnen hat.
Aus den verschiedenen Versatzstücken schafft Mirka Andolfo dann eine äußerst spannende Handlung in der die mythischen Ansätze nicht nur nicht stören, sondern ein wesentlicher Bestandteil zum Gelingen sind.

In sehr schönen Bildern erzählt Mirka Andolfo ihre Geschichte über Intoleranz, Rassismus und stattlicher Überwachung. Ihren Protagonisten verleiht sie ein beinahe menschliches Aussehen und ihr Hang zu einem erotischen Unterton blitzt immer wieder auf. Dennoch ist dies kein erotischer Comic. Sie spielt aber damit, vor allem Leslie möglichst verführerisch aussehen zu lassen. Dieser Aspekt steht aber nie im Vordergrund. Ihre Seiten komponiert sie gut durch und gerade die Actionszenen sind von ihr sehr dynamisch gestaltet worden. In diesen ist sie auch nicht gerade zimperlich. Insgesamt erschafft sie eine sehr lebendige Welt, die als Bühne für ihre Geschichte dient.

Als Bonus gibt es ein paar Skizzen und Pin Ups von Leslie.


Fazit

Die Jagd erzählt eine spannende Geschichte in einer dystopischen Welt. Für einen Übergangsband vor dem großen Finale mehr als gut, denn es gibt erste Antworten und Mirka Andolfos Zeichnungen sind einfach gut.


Pro & Contra

+ schöne Zeichnungen
+ spannend und mit hohem Tempo
+ gut konstruierte Handlung
+ spannend

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5  


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Mirka Andolfo:

Rezension zu ControNatura Bd.3
Rezension zu Mercy Bd.1