Drúdir - Masken und Spiegel (Swantje Niemann)

Edition Roter Drache (März 2018)
Taschenbuch, 396 Seiten, 16,95 EUR
ISBN: 978-3-946425-61-8

Genre: Steamfantasy / Fantasykrimi


Klappentext

Nach einem teuer erkauften Triumph versucht Drúdir vergeblich, wieder in seinem alten Leben heimisch zu werden. Als sich auch noch herausstellt, dass er bei seinen zwergischen Landsleuten im Norden nicht länger sicher ist, reist er ins Herz des Kontinents, um dort Jathrades Elytti zu finden – den Mann, von dem er Kontrolle über seine nekromantischen Fähigkeiten zu lernen hofft. Doch in Ch’Ashvaenta, der Stadt, in der die Menschen ihre Gesichter hinter prachtvollen Masken und ihre Vergangenheit hinter Lügen und Auslassungen verbergen, ist nichts wie erwartet.

Als Drúdir ankommt, ist Jathrades Elytti tot – womöglich ermordet. Auf der Suche nach dem Mörder lässt sich Jathrades‘ Tochter, die junge Maskenmacherin Nodia, mit gefährlichen Verbündeten ein. Ehe die beiden es sich versehen, haben Nodia und Drúdir sich in ein Netz aus Lügen, Rache und Verdächtigungen verstrickt, aus dem sie sich nur befreien können, wenn sie herausfinden, welches Geheimnis Jathrades fünfzehn Jahre lang so sorgsam gehütet hat.


Rezension

Uhrmacher Drúdir wird als Nekromant gefürchtet und verbirgt seine magischen Fähigkeiten so gut er kann. Um die Magie besser beherrschen zu können (und auf der Flucht vor den traumatischen Ereignissen in Schwarzspiegel), begibt er sich auf die Suche nach dem Maskenmacher Jathrades Elytti, der ihm angeblich helfen kann. Drúdir reist nach Ch’Ashvaenta, der Hauptstadt des Menschenreichs Rhuvien, und muss mit Erschrecken feststellen, dass Jathrades Elytti ermordet wurde. Dessen Tochter Nodia erlaubt Drúdir jedoch, in den geheimen Schriften über Magie zu lesen, die ihr Vater versteckt hat. Die beiden freunden sich an und beschließen, gemeinsam den Mord an Jathrades aufzuklären. Dabei kommen sie einem schrecklichen Geheimnis aus der Zeit der Rebellion der Masken auf die Spur …

“Masken und Spiegel“ liest sich weniger wie eine Fortsetzung von „Drúdir“, sondern mehr wie ein Spin-Off der Trilogie. Neuer Schauplatz, neue Charaktere – einzig Protagonist Drúdir bleibt dem Leser erhalten, abgesehen von einer kurzen Begegnung mit Zwergin Findra zu Beginn der Geschichte. Nach den Ereignissen des ersten Bandes steht Drúdir wieder am Anfang und fühlt sich als Außenseiter. Seine Taten haben einen Graben zwischen ihm und seinen neuen Freundinnen aufgerissen, sodass er beschließt, die Zwergische Union zu verlassen, um mehr über seine nekromantische Begabung herauszufinden – und um sie für etwas Gutes nutzen zu können. Dabei wird er wieder einmal in eine Serie von geheimnisvollen Morden verstrickt, die eng verwoben mit schandvollen Taten der rhuvienischen Geschichte verwoben sind – und er bekommt es mit einem Gegner zu tun, der ebenso magisch begabt wie er ist.

Die Protagonistin dieses zweiten Bandes in Nodia, aus deren Perspektive meistens erzählt wird. Die junge Maskenmacherin muss nicht nur den Tod ihres Vaters verkraften, sondern sich auch als Frau in einem Patriachat behaupten. Nur weil Jathrades keinen Sohn hat, ist es ihr möglich, seine Werkstatt weiterzuführen. Noch bevor ihr Vater begraben ist, legt man ihr nahe, einen guten Ehemann zu wählen. Doch Nodia denkt nicht ans Heiraten und will ihr eigenes Leben führen sowie ihre eigenen Entscheidungen treffen. Dabei gerät sie zunächst an die falschen Verbündeten und zweifelt an Drúdir. Auch wenn der Zwerg ihr auf Anhieb sympathisch ist, weckt seine dunkle Magie Misstrauen in ihr. Auch die Geheimnisse ihres Vaters, der diese mit ins Grab genommen hat, belasten sie. Trotzdem lässt sich Nodia nicht einschüchtern und forscht unermüdlich nach der Wahrheit.

So wie Schwarzspiegel im ersten Band mit seinem unterirdischen See und den Gondeln an Venedig erinnert hat, so muss man im Angesicht der Maskentradition in Ch’Ashvaenta ebenfalls an die italienische Stadt denken. Auch die Namen der Menschen muten italienisch an, während die Hauptstadt Rhuviens selbst recht mittelalterlich daherkommt. Zwar haben die Menschen bereits den Nutzen zwergischer Erfindungen, wie beispielsweise Automobile und elektrisches Licht, erkannt, doch die Uhren in Ch’Ashvaenta scheinen langsamer zu ticken. Im direkten Vergleich kam in Schwarzspiegel spürbar mehr Atmosphäre auf und die Steampunkelemente waren deutlicher sichtbar als in „Masken und Spiegel“. Auch die Elfen kommen dieses Mal zu kurz, wobei immerhin das jüngere Ich von Phandrael (bekannt aus dem ersten Band) in der Rebellion der Masken mitmischt.

Rhuvien hat sich gerade erst von der Rebellion erholt, die dem Bürgertum mehr Rechte verschafft hat. Während die Zwerge sich in einem demokratischen Staat zusammengeschlossen haben, handelt es sich bei Rhuvien um eine konstitutionelle Monarchie. Während der Rebellion wurde der grausame König gegen einen König einer alten Blutlinie getauscht, der den Bürgern im Gegenzug mehr Mitspracherecht gewährt hat. Nodias Vater fungierte als Mittelsmann zwischen aufgebrachten Bürgern und unzufrieden Adligen und hat dafür sein Familienglück geopfert. Und er wurde Zeuge schrecklicher Taten, denn die Rebellion war blutig und forderte große Opfer. Einer dieser Geister der Vergangenheit kehrt in „Masken und Spiegel“ zurück und folgt blind seiner Rachelust. Bis zum Schluss bleibt die Identität des Täters geheim und die Auflösung vermag durchaus zu überraschen.


Fazit

”Drúdir – Masken und Spiegel“ ist ein spannender Fantasykrimi, der einen persönlichen Rachefeldzug mit der Geschichte einer blutigen Rebellion verbindet. Maskenmacherin Nodia punktet mit ihrer Tapferkeit und ihrem Sturkopf, während Drúdir noch die Ereignisse des ersten Bandes verarbeitet. Die Nebencharaktere kommen dabei leider zu kurz, doch die Welt Kiarva wird um das Menschenreich Rhuvien mit seiner konstitutionellen Monarchie erweitert.


Pro und Contra

+ Drúdir lernt seine Magie besser zu nutzen
+ Nodia ist eine tapfere, sympathische junge Frau
+ Geheimnis um die Identität des Mörders
+ die konstitutionelle Monarchie in Rhuvien
+ die Rebellion als zweischneidiges Schwert
+ politische Verwicklungen / Intrigen

o neue Charaktere, neue Schauplätze
o liest sich wie ein Spin-Off

- Nebencharaktere dieses Mal zu blass
- am Ende geht es wieder zu schnell

Wertung: sterne3.5

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Steamfantasy, Swantje Niemann, Drúdir, Nekromantie, Zwerge