Blinde Rache – Ein Mara Billinsky Thriller (Leo Born)

Born L Blinde Rache

Bastei Lübbe Verlag, 1. Auflage, Dezember 2018
Taschenbuch, 464 Seiten,
11,00 Euro [D]
ISBN-13: 978-3-40417-871-1

Genre: Thriller


Klappentext

Auf der Jagd nach einem Racheengel

Tattoos, schwarze Kleidung, raue Schale: Mara Billinsky eckt an. Auch bei ihren neuen Kollegen in der Frankfurter Mordkommission, von denen sie nur "die Krähe" genannt wird. Niemand traut Mara den Job wirklich zu, schon gar nicht ihr Chef, der sie lieber auf Wohnungseinbrüche ansetzt. Aber dann erschüttert eine brutale Mordserie die Mainmetropole. Mara sieht ihre Chance gekommen. Sie will beweisen, was in ihr steckt. Auf eigene Faust beginnt sie zu ermitteln - und kommt dem Täter dabei tödlich nah ...

Abgründig, vielschichtig und unglaublich spannend. Die "Krähe" Mara Billinsky in ihrem ersten Fall!


Der Autor

Leo Born ist das Pseudonym eines deutschen Krimi- und Thriller-Autors, der bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht hat. Der Autor lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main. Dort ermittelt auch – auf recht unkonventionelle Weise - seine Kommissarin Mara Billinsky. 


Rezension

Nach einigen Jahren in Düsseldorf, wo sie rasch die Ränge empor geklettert ist, ist Kommissarin Mara Billinsky zurück in ihrer Heimatstadt Frankfurt am Main. Ihr Vorgesetzter Klimmt freut sich wenig über die Rückversetzung der Kollegin. Denn Billinsky ist nicht nur äußerlich keine Vorzeigepolizistin, dank zahlreicher Tattoos und Piercings im Gesicht, sondern tut sich schwer mit Autorität und zeigt ein sehr widerspenstiges Verhalten. Auch bei ihren Kollegen eckt sie aufgrund ihrer schroffen Art an. Um sie aufs Abstellgleis zu schieben, übergibt ihr Klimmt eine Einbruchserie, die Billinsky in ihr ehemaliges Jugendzentrum und in die eigene Vergangenheit führt. Kurz darauf ändert sich Klimmts Verhalten und er übergibt ihr einen Mordfall – eine Sackgasse, wie sich herausstellt, denn bei dem Opfer handelt es sich um einen Anführer aus den Kreisen des organisierten Verbrechens. Es gibt weder Zeugen noch verwertbare Spuren am Tatort. Dennoch lässt sich Mara Billinsky nicht beirren – wie ein Bluthund setzt sich auf die Fährte des Täters, der schon bald sein nächstes Opfer präsentiert.

Wie der Untertitel zu Blinde Rache vermuten lässt, setzt Born den Schwerpunkt seines Thrillers auf seine Hauptfigur Mara Billinsky. Bereits auf den ersten Seiten bekommt der Leser ein gutes Bild von der Kommissarin, die von ihren Kollegen aufgrund der stets präsenten schwarzen Kleidung Die Krähe genannt wird. Piercings im Gesicht, Tattoos, starkes Make-up. Dazu die dunkle Kleidung, Springerstiefel und eine schroffe Persönlichkeit.

Die Frauenfigur erinnert an Lisbeth Salander, schwächelt in der Position als Polizistin jedoch durch fehlendes Einfühlvermögen und Umsicht, sowohl im Kommissariat wie auch auf der Straße bei der Befragung von Zeugen. Daher ist es nur ihrer Hartnäckigkeit und so manchem Zufall zu verdanken, dass sie sich in dem Fall voran arbeitet. So schlägt sie sich zum Beispiel Nacht um Nacht um die Ohren, um auf der Suche nach einer bestimmten Person durch Frankfurt zu streifen oder erhält wichtige Hinweise. Es ist fast schon unrealistisch, wie hartnäckig sie am Ball bleibt, ohne Schlaf und vernünftige Mahlzeiten, und nicht nur dem Täter sondern auch einem Drogenhandel und der Einbruchserie auf die Spur kommt, während die anderen Polizisten in ihrer Abteilung nur durch die Gegend stolpern, sie mobben oder sich zu geheimen Meetings treffen.

Ebenfalls auffällig sind die Mordfälle. Born belässt es hierbei nicht bei einfachen, schnellen Morden, sondern präsentiert einen Täter, der seine Opfer bestialisch foltert – wobei die einzelnen Details im Nachhinein über Dialoge zwischen den Polizisten geliefert werden. Ein aufmerksamer Leser errät anhand einiger Stichworte das Motiv hinter den Taten. Den Täter zu identifizieren gestaltet sich hingegen schwieriger, da Born mehrere Fraktionen ins Frankfurter Milieu führt.

Der Schreibstil ist einfach gehalten, ohne sprachliche Bilder oder ausartende Beschreibungen. Eindrucksvoll sind jedoch Billinskys Ausflüge in die Stadt. Born scheut sich nicht in die dunklen Ecken zu blicken, auf die Prostituierten, die Drogenabhängigen und all die Zurückgelassenen, von der Politik vergessenen. So entsteht eine Tristesse, die über den Fall hinaus einen bleibenden Eindruck hinterlässt.


Fazit

Blinde Rache - Ein Mara Billinsky Thriller ist der gefühlte Versuch einer deutschen Lisbeth Salander im Polizeiapparat. Diese Parallelen ziehen sich nicht nur durch das Charakterdesign, sondern werden durch Billinskys Einsamer Wolf-Verhalten ausdefiniert. Leo Borns Hauptfigur ist solide, wirkt aber teilweise überzeichnet, ebenso wie die Mordserie oder die Unfähigkeit der anderen Polizisten. Schwächeln tut auch die Handlung, die versucht durch brutale Mordfälle von einem flachen Charakterdesign des Mörders und einem enttäuschenden Ende abzulenken.


Pro/Contra

+ Milieustudie der dunklen Seiten einer Stadt
+ starke weibliche Hauptrolle

o überaus brutale Mordserie

- Charaktere teilweise oberflächlich bis überzeichnet und unrealistisch
- schwaches Ende

Bewertungsterne3.5

Charaktere: 3,5/5
Handlung: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5