Verlag: Splitter-Verlag; (November 2018)
Gebundene Ausgabe: 112 Seiten; 22,80 €
ISBN-13: 978-3962192181
Genre: Abenteuer
Klappentext
Der erste weiße Mann,
der den Indianern begegnete,
war ein Schwarzer.
Rezension
Das Jahr 1538.
Beinahe zwanzig Jahre sind vergangen, seitdem Cortez das Aztekenreich erobert und Moctezuma zu Fall gebracht hat. Einzige Überlebende des Massakers an Moctezumas Familie ist die schöne und selbstbewusste Dona Isabel. Sie wurde im christlichen Glauben erzogen und ist Guzman, einem treuen Gefolgsmann Cortez´ versprochen, den sie mehr als alles andere verachtet. Als der junge Mönch Marcos nach Amerika kommt, scheint sich ihre Situation zu verbessern. Eigentlich wurde dieser nach Amerika geschickt, um die sagenumwobenen sieben reichen Städte von Cibola zu finden. Aber es kommt, wie es kommen muss. Er verliebt sich in Dona Isabel und beschließt mit ihr vor Guzman zu fliehen. Unterstützung erhalten sie dabei von Esteban einem ehemaligen Sklaven und Konquistador. Ihre Flucht führt sie weit in den Norden, immer verfolgt vom rachsüchtigen und unbarmherzigen Guzman.
Azteken und andere Ureinwohner Südamerikas spielen selten eine große Rolle in Geschichten. Ausnahmen wie Apocalypto von Mel Gibson sind eher rar gesät, abgesehen davon, dass sie nicht unbedingt historisch korrekt sind. Armanet und Helpert widmen sich in Die neue Welt auf dem ersten Blick genau der Zeit, in der die Spanier Mittelamerika eroberten und die Reiche der Maya und Azteken zum Untergang verdammten. So beginnen sie auch mit der Eroberung von Tenochtitlan und dem Tod von Moctezuma. Danach allerdings nutzen sie zwar den geschichtlichen Hintergrund, der sich daraus ergibt, widmen sich den Schwierigkeiten und der Situation der Azteken aber so gut wie gar nicht. Sie konzentrieren sich auf die persönliche Situation von Dona Isabel, Marcos und Esteban. Jeder von ihnen muss aus der Stadt fliehen und sie versuchen gemeinsam in den Norden zu gelangen. Dort, wo Cibola, auch El Dorado genannt, liegen soll.
Wer also eine Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse oder Umstände erwartet, kann Die Neue Welt also getrost beiseite legen. Armanet und Helpert erzählen im Grunde nur eine Geschichte, die allzu oft erzählt wurde und die nur einen anderen Hintergrund bekommen hat, vor dem sie spielt. Im Grunde genommen, hätten sie das europäische Mittelalter genommen und hätte die Handlung genauso ablaufen können. Selbst für die mit den Spaniern verbündeten Tlaxcalteken gebe es eine Alternative. So bleibt die Geschichte allein bei der Frage übrig, ob sich das Lesen dieses Zweiteilers lohnt. Dies tut es nur bedingt. Die Autoren erzählen zwar gut, aber im ersten Teil auch ziemlich gehetzt wirkend, wodurch die Charaktere teilweise zu viele Klischees in sich vereinen. Die Guten sind eben gut und die Bösen böse. Dies lösen sie dann im zweiten Teil bedeutend besser. Dafür hat die Geschichte ein hohes Tempo und vermag den Leser mitzureißen, der klar auf der Seite der drei Flüchtigen ist. Trotzdem besteht das Gefühl, dass etwas fehlt. Obwohl die Handlung vor einer geschichtlich interessanten Zeit spielt, nutzen die Autoren dies nicht aus. Hätten sie den Hintergrund stärker mit der Geschichte verzahnt und z.B. Dona Isabel nicht so klar angepasst gestaltet, wäre vermutlich vielmehr drin gewesen. Die Charaktere sind durch die Bank solide und erfüllen ihre Funktion innerhalb der Handlung voll und ganz, sind aber eben einfach gestrickt. Auch hier hätte es gerne etwas mehr Differenzierung geben dürfen. Bestes Beispiel hierbei ist Dona Isabel, die sich völlig an die Spanier und das Christentum angepasst hat und keine Verbindung zu den Azteken zu haben scheint, dabei hätte sich gerade bei ihr ein innerer Konflikt, zu welcher Welt sie gehört, mehr als angeboten. Immerhin darf der Mönch Marcos sich etwas weiterentwickeln und an dem Geschehen um ihn herum wachsen, aber das ist fast schon zu wenig. So bleibt eine solide Handlung vor einem eigentlich interessanten Hintergrund, dem Armanet und Helpert leider zu wenig abgewinnen.
Die beiden Alben von Die neue Welt wurden von zwei verschiedenen Zeichnern gestaltet. Xavier Coyère war dabei für den ersten und Stefano Carloni für den zweiten Band verantwortlich. Beide zeichnen zweckdienlich und gut, können aber keine visuellen Glanzpunkte setzen. Sie sortieren sich ebenso wie die Autoren mit ihrem etwas grobem Strich im soliden Mittelfeld ein.
Fazit
Ein ergreifender Comic, der den Untergang des Aztekenreiches greifbar macht, in dem er die Folgen dessen zeigt - so hätte es sein können. Leider erzählt Die Neue Welt aber eine altbekannte Geschichte, die ihren geschichtlichen Hintergrund kaum nutzt. Der Leser bekommt eine klassische Abenteuergeschichte, die solide und spannend erzählt wird.
Pro & Contra
+ eigentlich interessanter Hintergrund
+ spannend
0 klare Trennung von Gut und Böse
- Charaktere mit vielen Klischees
- altbekannte Handlung, der nichts neues hinzugefügt wird
Bewertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/ Leistung: 4/5